In die Zeit, in der die Andechs-Meranier (1159—1248) im Besitz der Grafschaften Formbach, Neuburg, Schärding waren, fiel bereits der Beginn der rücksichtslosen Fehden und Kämpfe um den Ausbau der einzelnen Territorialherrschaften. In die sen Streitigkeiten, die auch an der Inn-Salzach-Linie mit Hef tigkeit zwischen den Herzögen von Bayern und Österreich sowie den Bischöfen von Salzburg und Passau und deren Verbündeten entbrannten, spielten die festen Plätze an stra tegisch wichtigen Punkten, deren Burgen mit Truppen belegt wurden, eine wichtige Rolle. Es fiel ihnen aber auch die Aufgabe zu, das eben eroberte oder sonst erworbene Land militärisch zu sichern und zusammenzuhalten, durch Handel und Gewerbe wirtschaftliche Zentren für die umliegenden Landgebiete zu bilden und politische Mittelpunkte abzugeben, in denen landesfürstliche Beamte wirkten. Aus dieser Sicht besaß auch Schärding mit seiner Burg eine wichtige Aufgabe. Aus dem Kampf um ihren Besitz ging fürs erste das Haus Wittelsbach als Sieger hervor: der Hohenstaufe Friedrich II. gab im Jahre 1248 dem Herzog von Bayern die Grafschaften Neuburg und Schärding zu Lehen. Damit hatte Bayern das rechte Innufer und dessen Vorfeld bis zum Sauwald, Salletwald, Hausruck- und Kobernaußer wald gewonnen. Um es zu sichern, wurden nun Schärding, Braunau und Ried zu starken militärischen Brückenköpfen gegen Österreich ausgebaut, das nun unter Habsburgs Füh rung den Kampf um den Inn, den schon der Babenberger Herzog Friedrich II. der Streitbare um 1230 und König öttokar II. von Böhmen als österreichischer Herzog 1257 und 1266 begonnen hatten, wieder aufnahm. Als ersten Erfolg konnten sie den Gewinn der Grafschaft Neuburg am Inn buchen, die ihnen im Vertrag zu Haag am Hausruck 1283 zugesprochen wurde, was die Bayern schmerzlich traf und sie 'y. " i ■.PLI : i 1 oft veranlaßte, die Grafschaft zurückzuerobern. Dies erwider ten die Habsburger meist mit einem Vorstoß auf Ried und Schärding; so z. B. im Jahre 1310, als Herzog Friedrich der Schöne als Vergeltung für die Zerstörung der Neuburg Ried nahm und verwüstete, sich bei Reichersberg mit den Trup pen des Erzbischofs von Salzburg vereinte und mit bedeu tender Heeresmacht die Belagerung der Schärdinger Burg begann. Trotz Einsatz zahlreicher Sturmmaschinen gelang es den Burghauptleuten, den Grafen Albrecht und Alram von Hals, und der tapferen Besatzung, das Schloß und den Markt zu halten, bis das bayerische Entsatzheer die Österreicher zwang, die Belagerung abzubrechen. Wenn wir auch nichts über das Aussehen der damaligen Burg wissen, so darf doch geschlossen werden, daß sie nach dem Stand der damaligen Fortifikationskunst ausgebaut gewesen war. Eine gegensätzliche Situation, was Angreifen und Verteidi gen betraf, ergab sich 1364. Aus Geldnot hatte der bayerische Herzog im Jahre 1357 die Grafschaft Schärding samt Stadt und Maut an Österreich verpfändet. 1363 erlangte Herzog Rudolf IV. der Stifter von Margarete Maultasch die Herr schaft in Tirol, nachdem ihr Gatte Herzog Ludwig von Bayern und Markgraf von Brandenburg und ihr Sohn kurz vorher gestorben waren. Die Bayern fühlten sich hinter gangen und begannen den Krieg. Auch Schärding, das noch immer verpfändet war, wurde von bayerischen Truppen bela gert, hielt sich aber tapfer österreichisch, so daß es Rudolf IV. dafür mit allen Rechten und Freiheiten ausstattete, wie sie seine Städte ob der Enns besaßen. Die Bemerkung Rudolfs IV. „Schärding sei ein mit einem schlechten unwehrlichen Zaun befestigter Markt", steht im Widerspruch zur tapferen Verteidigung und zum Mißerfolg der Bayern. Erst 1369 wurde Friede geschlossen und die Friedensurkunde von den bayerischen Herzogen in Schär ding unterzeichnet, das mit Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel wieder an Bayern kam, während das übrige Tirol bei Öster reich blieb. Die ersten genaueren Baunachrichten von der Schärdinger Burg und den Stadtbefestigungen bringt uns der Gedenk stein Herzog Ludwigs des Gebarteten im Läuthaus der Stadtpfarrkirche, den dieser anläßlich des Abschlusses umfang reicher Bauarbeiten (1428—1436) hat anbringen lassen. Die vorzügliche Arbeit in ehemals bemaltem Kalkstein trägt darunter in Marmor folgende Inschrift: Als man zalt nach Christs gepurde XIIII jar und XXVIII jar / hat hertzog ludwig hertzog in Bayrn und graf zu Mortany / der königin von Frankreich bruder angefangen den zwing / an de vorhof das tor und die turn von grund heraus gem / aurt de grabe proche von baide seite ä das yn auch der stat / zwinger turn das tor ge alle heilige und das yn tor und den / Zwinger von de aich pühel bis an de vorhof d: vest vo grund / heraus gemauert de stat grabe preche und grabe lasse zu bai / de seitte in das in und vil ander nutzlicher paw getan d: stat / und die vesst Schar dinge in acht jarn bit got fir sein sei. Im heutigen Neuhochdeutsch müßte dies etwa lauten: „Als man das Jahr 1428 nach Christi Geburt zählte, hat Herzog Ludwig, Herzog in Bayern und Graf zu Mortany und Bruder der Königin von Frankreich, angefangen, den Zwinger an den Vorhof des Schlosses, das Tor und die Türme von Grund auf herauszumauern und den Graben von beiden Seiten an den Inn zu brechen; er ließ auch den Stadt zwingerturm, das sogenannte öbere Tor (heute Linzer Tor), Heimathaus Schärding, Votivbild aus 1499 mit Darstellung des Innenhofes der mittelalterlichen Schärdinger Burg, Holztafel. — Aufnahme: M. Eiersebner.
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