und Buckeln versehen, der Turmeinstieg liegt 6 m über der Erde und führte in das zweite Obergeschoß, darüber befinden sich vier Stockwerke. Der Turm wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet. Ein anderes sehr bemerkenswertes Beispiel steht auch im Aargau. Der Klettgaugraf Radbot hat mit seinem Bruder, dem Bischof von Straßburg, auf dem Wülpelsberg zur Be schirmung seines „Eigens" um 1030 einen bedeutenden Wohnturm errichtet; Steckbrief: Grundriß 9 X 9 m, Mauer dicke 2 m, Höhe 24 m, das Mauerwerk besteht aus großen quaderähnlichen Steinen mit groben vorstehenden Buckeln; nur die Eckquader sind mit Randschlag versehen, der Turm einstieg liegt 7,40 m über dem Hofniveau. Später gruppierten sich auch andere Gebäude neben dem Turm und im Jahre 1108 wird in einer Urkunde die Habichtsburg (Habsburg) zum erstenmal genannt. Als der Habsburger Rudolf I. im Jahre 1273 zum deutschen König gewählt wurde, errang diese Burg ihre schicksalhafte Bedeutung. Für die bisher beschriebenen Beispiele wurde folgende Literatur benützt: Karl Schuchhardt, Die Burg im Wandel der Weltgeschichte, Aka demische Verlagsgesellschaft Athenaion, Potsdam 1931, 5. 197 bis 204. Arnim Tuulse, Burgen des Abendlandes, Verlag Anton Schroll und Co., Wien - München 1958, S. 23—47. Fritz Hauswirth, Burgen und Schlösser der Schweiz, Band 3, Nep tun- Verlag, Kreuzlingen 1967, S. 12—14, S. 53 u. 54, S. 75 u. 76, S. 60—62. Nach dem mittelalterlichen Turmbesuch bei unseren lieben und streitbaren Anverwandten im Norden in England, im Westen in Frankreich und in Deutschland (Schweiz) und im Süden in Italien machen wir uns auf den Weg ins Land ob der Enns, um auch hier den Wohnturm aufzuspüren und an zuleuchten. Einen Anfang in dieser Hinsicht hat ja Norbert Grabherr mit der Betrachtung einiger kleiner Sitze in Oberösterreich bereits gemacht. In einem Sonderdruck des steirischen Burgenver eines wurden 1962 drei Objekte, und zwar Petersberg, Zöch und Forstern beschrieben. Die kleinen turmartigen Häuser werden von Grabherr — wohl lokalhistorisch bedingt — als Hochhäuser bezeichnet. Wir aber suchen den wehrhaften und größeren Wohnturm, der die Begründung einer Grundherrschaft einleitete und sie beschirmte. LOBENSTEIN Ein eindrucksvolles Beispiel dieser Art bildet der Wohnturm zu Lobenstein. Er steht auf einem aufragenden Felszahn aus Perlgneis (Weinsberger Granit). Sein eigenwilliger Grundriß besteht aus zwei zusammengefügten Keiltürmen. Mit den sechs Hauptecken und zwei zusätzlichen, sehr stumpfwinkeli gen und kaum auffallenden Mauerecken bedeckt er eine Grundfläche von 103 m-. Im Erdgeschoß erreichen die Mau ern schätzungsweise eine Stärke von 3 m. Das Innere des Turmes konnte wegen Steinschlaggefahr nicht näher unter sucht werden. Der Turmeinstieg liegt rund 9 m über dem Boden des Burghofes, knapp über dem natürlichen Fels. Über dem Erdgeschoß befinden sich drei bewohnbare Obergeschosse. Verhältnismäßig große, rechteckige, steingefaßte Fenster sind an der Turmost-, süd- und Westseite eingebaut. Ihre Ge wändekanten sind abgefast. Über dem dritten Wohngeschoß befand sich das auf vielen, doppelt übereinanderliegenden großen Kragsteinen vorgebaute Wehrgeschoß. Es ist bereits in die Tiefe abgestürzt, nur einzelne Kragsteine liegen noch auf ihrem alten Platz. Das Turmmauerwerk ist an der Ein stiegseite rund 19 m, vermehrt um das etwa 3 m hohe Wehr geschoß, rund 22m hoch. Rechnet man noch den 9 m hohen und senkrecht aufsteigenden Fels beim Einstieg hinzu, so ergibt sich eine Gesamthöhe von etwa 31 m. Das Mauerwerk besteht aus Bruchsteinen; die waagrechten Abgleichsfugen liegen im Durchschnitt 60 cm übereinander. Die Hauptecken werden durch roh bearbeitete, quaderähnliche Ecksteine gebildet. Der Doppelkeilturm von Lobenstein weist eigentlich auf einen spätromanischen Bau hin, doch, wie bereits erwähnt, tragen die Fenster gotische Stilmerkmale. Die geschichtliche Erstnennung von Lobenstein erfolgte 1243. Neben dem Turm läßt sich noch das alte Erdwerk feststellen. Der Abstand der Wallkrone beträgt vom Turm an der Süd seite 10 m, an der Südwestseite 30 m und an der Nord westseite 36 m. Die felsige und im weiteren Verlauf steil abfallende Nordseite war ohne Wallanlage. Wahrscheinlich trug die Wallkrone eine starke Palisadenwand, die sich auf der Nordseite bis zum Turm fortsetzte. Der Wallfuß ist waag recht gemessen 10 m breit und außen 3 bis 5 m hoch. Erst bedeutend später wurde die 1,90 m dicke und rund 7 m hohe Ringmauer errichtet. Sie wurde, wie der Turm, mit Bruch steinen gebaut; die waagrechten Abgleichsfugen liegen hoch, nämlich 1,20 m übereinander. Die Ringmauer wurde später um rund 2,50 m erhöht. Der Wohnturm von Lobenstein war der Herrensitz des ange sehenen Geschlechtes der Lobensteiner. Erst im 16. Jahrhun dert, als dieser Besitz mit der Herrschaft Wildberg vereinigt wurde, verlor der mächtige Bau endgültig seine Bedeutung. WINDHAAG Von der kleinen sehr verfallenen Burg Windhaag steht als bedeutendes Bauwerk nur der Wohnturm aufrecht. Er ist auf Fels (groben Weinsberger Granit) gegründet. Das Mauerwerk -V. .' •- L • ^ % '>•"vAll V'Y -m Windhaag bei Perg, Burgruine, Wohnturm.
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