Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 2, 1968

neugründungen ein. Um 1020 entstand das Frauenkloster Traunkirchen, im Jahre 1056 wurde von Bischof Adalbero von Würzburg Lambach gegründet, um 1060 erstand Suben am Inn, 1082 Garsten, 1084 Reichersberg, 1122 Gleink, 1125 Ranshofen, 1141 und 1146 Baumgartenberg und Waldhausen im Mühlviertel, 1146 die Zisterze Wilhering, 1190 das bam bergische Hospital am Pyhrn, etwas später, 1218, Schlägl im oberen Mühlviertel. Eine wahrhaft imponierende Reihe! Da mals wurde unser Land ein Land der Abteien und Klöster, ein geistliches Land — ein Charakter, den es sich trotz aller Wandlungen bis heute irgendwie erhalten hat. Die lange verborgenen romanischen Fresken im Turm der Lambacher Sitftskirche, die baulichen Reste aus der Romanik in zahl reichen Klosterkirchen lassen die reiche klösterliche Kultur dieser Zeit ahnen. Diese geistlichen Institutionen übten auch weltliche Herr schaftsrechte wie der Adel aus. Die Einrichtung der Grund herrschaft, die wie so vieles im Lande im 13. Jahrhundert im Zusammenhang mit der großen Siedlungsbewegung eine Än derung im Sinne einer größeren Freiheit des Bauern (Ein führung des Erbrechtes) erfuhr, hatte hier im Lande bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts öffentliche Funktionen im Verwaltungs- und Gerichtswesen inne. Die heute als Ruinen die Landschaft mitgestaltenden alten Sitze des grundherrlichen Adels sind nicht nur romantische Erinnerungen an die Zeit der Ritter, an Minnesang und adelige Fehden, sondern in unsere Zeit ragende Zeugnisse der sozialen Struktur des mittelalterlichen Landes ob der Enns. Seit dem Jahre 1100 läßt sich hier im Lande auch eine steigende Bewegung des Handels und Verkehrs feststellen. Brücken und Reisehospitä ler entstanden (Vöcklabruck erwähnt 1134/43 und Wels 1128/43), immer häufiger tauchen in den Urkunden Markt orte auf. Das Ennser Stadtrecht von 1212 ist das urkundliche Dokument für das Aufblühen des oberösterreichischen Städte wesens in dieser Zeit. Nicht nur die sieben landesfürstlichen Städte, die dem Landesfürsten unmittelbar unterstanden — Linz, Wels, Enns, Freistadt, Gmunden, Steyr und Vöckla bruck —, erhielten zahlreiche Privilegien und Freiheiten zum Schütze und zur Förderung des Handels, auch viele grund herrschaftliche Kleinstädte und zahlreiche Märkte waren die Träger bürgerlichen Fleißes und Ausdruck des korporativen Geistes des Mittelalters. Manche alten Städte, vor allem Steyr und Freistadt, beweisen in ihrem bis heute vielfältig bewahrten mittelalterlichen Stadtbild, daß die Vergangenheit mitten unter uns lebt. Die machtvollen gotischen Pfarrkirchen von Eferding etwa, von Braunau am Inn, von Steyr künden täglich in unverfälschter Reinheit von der bürgerlichen Fröm migkeit des Mittelalters, von den Zünften und Zechen der Bürgerschaft, von jener eigenartigen Mischung jenseitiger Lebensausrichtung und diesseitiger Lebensfreude. Jakob Burckhardt hat über das Mittelalter gesagt, daß es „gebunden und doch unendlich frei und tausendgestaltig" gewesen sei. Abb. S. 6 Tillyburg, einst Besitz der Volkensdorfer, die ihre Burg unter dem Druck der Gegenreformation um 1630 an Graf Werner Tserklaes von Tilly, den Neffen des Feldherrn der katholischen Liga aus belgischem Geschlechte, verkaufen mußten. Abb. 5. 7 Darstel lung der „Prager Schlacht anno 1620" im Schloßmuseum Linz. m VÄ. "vieG. f ■ ' m E.^«^ G.Siin.snntn« SE^üm "sUjimtnf (Oiittj w« (ütmfhn ««'(rc-rt

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