Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 2, 1968

deshalb die bedingungslose Kapitulation. Aber daran dachte Nikita zunächst noch nicht — im Gegenteil: man hol¥te im montenegrinischen Lager sogar auf einen Gegenangriff. Erst als am 13. Jänner Cetinje kampflos von einer Nachrichtenab teilung der k. u. k. 14. Gebirgsbrigade besetzt wurde, kam es zu ernsthaften Verhandlungen, nach denen am 25. Jänner das montenegrinische Heer die Waffen streckte. Daraufhin drangen die österreichisch-ungarischen Truppen über Skutari bis Durazzo vor, das am 26. Februar in ihre Hände fiel: damit war auch Nordalbanien vom Feind gesäubert. Diese Erfolge wurden in der ganzen Monarchie stürmisch gefeiert. Dabei wurde freilich übertrieben, denn die montene grinische Artillerie war der des Angreifers weit unterlegen, und als der Lovcen verlorenging, erlahmte die Wider standskraft der Montenegriner — auch vom Moralischen her betrachtet — sofort. Das schmälert aber nicht die Leistungen der Truppen des Korps Trollmann: in schwierigstem Gelände und zu einer wahrhaft ungünstigen Jahreszeit erreichten sie fast wie im Manöver planmäßig ihre Ziele. Daran war allerdings auch die Führung maßgeblich beteiligt. Feldmarschalleutnant Trollmann löste seine Aufgabe mit größ ter Umsicht und Sorgfalt, und es war daher nur recht und billig, daß ihm für die Eroberung des Lovcen am 17. August 1917 in der 180. Promotion das Ritterkreuz des Militär-MariaTheresien-Ordens verliehen wurde. Außerdem erhielt er am I. November 1916 seine Beförderung zum General d. I. und am 9. April 1917 die Würde eines Geheimen Rates. Am 19. Jänner 1918 erhob Kaiser Karl General Trollmann in den Freiherrnstand mit dem Prädikat „von Lovcenberg". Inzwischen bewährte sich aber Trollmann nicht nur als Trup penführer, sondern auch als Landeschef in den eroberten Ge bieten". Unter seiner Leitung kehrten alsbald Ruhe und Ord nung ein, Straßen und Brücken wurden gebaut, Soldaten, die nicht an der Front gebunden waren, halfen der einheimischen Bevölkerung in der Landwirtschaft und machten sie mit modernen Methoden vertraut, man versuchte die Sümpfe trockenzulegen und kümmerte sich um die Volksgesundheit, wobei sich die k. u. k. Militärärzte besonders auszeichneten. Unter dem Eindruck dieser Aufbauarbeit schwand der Haß der Montenegriner gegen die Besatzungstruppen: Trollmann wurde zum Ehrenbürger von Skutari ernannt, und schließlich bildete sich sogar eine montenegrinische Freiwilligenforma tion, die gegen Italien in den Kampf zog. Trotz allem freilich war das Ende nicht aufzuhalten: im Herbst 1918 mußten sich die k. u. k. Truppen auch aus Albanien und Montenegro zurückziehen und die Länder den tatsächlichen Siegern über lassen. Daß General von Trollmann dieses Schicksal nicht miterleben mußte, ist einer schweren Erkrankung zuzuschreiben, die ihn zwang, bereits am 29. Jänner 1918 sein Kommando nieder zulegen. Er wandte sich nach Graz, besuchte aber auch seine Geburtsstadt Steyr, die ihm am 18. Jänner 1916 das Ehren bürgerrecht verliehen hatte; außerdem war der Grünmarkt zum „Trollmann-Platz" umbenannt worden^": eine Entschei dung, die man allerdings nach dem Zusammenbruch der Monarchie rasch wieder änderte. Mit Wirkung vom 1. Jänner 1919 wurde General von Trollmann in den dauernden Ruhe stand versetzt; wenige Wochen später — am 23. Februar 1919 — starb Trollmann zu Graz; sein Grab jedoch findet sich im II. Abschnitt des Steyrer Friedhofes. Der Nachlaß — Orden, Auszeichnungen, Beförderungsdekrete und Uniformstücke — dürften im Besitz der Gattin Troll manns bzw. ihrer Angehörigen in der steierischen Landes hauptstadt verblieben sein". Ein Briefwechsel mit Berthold Trollmann — einem Bruder des Generals und Professor an der Steyrer Fachschule — sowie etliche Feldskizzen wurden dem Heeresarchiv in Wien übergeben. Den Generalshut verwahrt das Steyrer Stadtmuseum. Seit geraumer Zeit erinnert man sich in Steyr an Trollmann mit einer nach ihm benannten Straße in der Gründbergsiedlung'- und mit der TrollmannKaserne des österreichischen Bundesheeres, wo ein Ehrenraum für Trollmann entstehen soll. Zweifellos zählte General d. I. Ignaz Freiherr von TrollmannLovcenberg zu jenen Offizieren, die dank ihrer Persönlich keit, ihrer hohen Auffassung von Pflicht und Disziplin und ihrer Einsatzfreude — ohne damit zu prunken oder zu prah len — der alten Armee und damit Österreich zu Ehre und Ansehen verhalfen. Grund genug also, um sich des Steyrers Ignaz Trollmann zuweilen zu erinnern. Anmerkungen: 'Oskar von Hofmann und Gustav von Hubka, Der MilitärMaria-Theresien-Gi-den, Die Auszeichnungen im Weltkrieg 1914—1918,2. Auflage, Wien 1944. - Amtsblatt der Stadt Steyr vom 1. März 1962, S. 46. Eduard Straßmayr, Oberösterreichische Männergestalten aus dem letzten Jahrhundert, S. 11, Linz 1926. " Mitteilung des österreichischen Staatsarchivs-Kriegsarchivs, Wien. Österreich-Ungarns letzter Krieg 1914—1918, Band I, S. 750, Wien 1930. " Österreich-Ungarns letzter Krieg 1914—1918, Band IV, S. 33, Wien 1933. 'Ebenda,S. 46. " Ebenda, 5. 51. " Richard Kutschera, Ein Steyrer kultiviert Albanien, K. u. k. Ent wicklungshilfe vor 50 Jahren im Balkan, Steyrer Zeitung vom 13. Jänner 1966. Ratsprotokoll über die ordentliche Sitzung des Gemeinderates der k. k. 1. f. Stadt Steyr vom 18. Jänner 1916. "Frdl. Mitteilung von Herrn Hubert Steiner, Buchhändler in Steyr, einem Großneffen des Gen. d. I. Trollmann. Frdl. Mitteilung von Herrn Obermagistratsrat Dr. Johann Eder, Steyr. Ein VERSICHERTESHEUTE Kl-— ■Jj \ JL" JL • garantiert ein GESICHERTES jöeJf>i)tiyerrjtöi\.Sßic::f\^ VERSICHERUNG

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