Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 2, 1968

1847 die prinzipielle Genehmigung der Vereinsstatuten. Der Ausbruch der Revolution unterbrach jedoch diese Bemühun gen; das inzwischen gewählte Komitee des Vereines unter der Leitung von Barth verschob die Eröffnung der Anstalt bis zur Klärung der Verhältnisse. Mehrmaliges Umarbeiten der Statuten verzögerte abermals die Eröffnung. Barth war in zwischen zum Präsidenten gewählt, ihm oblag stets die oft mühsame Statutenänderung. Am 19. Juli 1849 wurde nun der 7. Statutenentwurf und somit die endgültige Eröffnung der Anstalt genehmigt. Das vereinigte Landeskollegium hatte für die erste Zeit zwei kleine, im Parterre des Landhaus traktes gegen die Theatergasse zu gelegene Zimmer als Amts lokale unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Am Sonntag, 5. August 1849, wurde die feierliche Eröffnung vollzogen, bei der Barth die soziale Bedeutung der neuen Schöpfung be sonders hervorhob. Um den humanen Zweck der jungen Anstalt, die noch nicht aus eigenen Mitteln spenden konnte, zu dokumentieren, leitete Barth eine Sammlung ein, welche es ermöglichte, vier brave Dienstboten mit langer Dienstzeit, vier gänzlich ver waiste Schulkinder und zwei Invaliden mit Sparkassebüchern von je 25 fl. C. M. zu beteilen. Die Verteilung erfolgte in der anläßlich des Geburtstages Kaiser Franz Josefs veranstalteten Feier am 18. August 1849. Graf Barth war unablässig bemüht, dem Vereine nicht nur Gönner und Förderer zu gewinnen, sondern auch alles auf zubieten, um den Zufluß zu vermehren. Wie er selbst er zählte, veranlaßte er Adalbert Stifter in der „Linzer Zeitung" vom 24. September 1849 zu einem Aufsatz, in dem „gut gesinnte brave Männer in den verschiedenen Gegenden der Provinz aufgefordert wurden, sich solcher hilfloser Menschen, die ihre kleinen Ersparnisse gerne in der Sparkasse frucht bringend anlegen möchten, anzunehmen". Mit bestem Erfolg waren auch seine Bestrebungen belohnt, die Anlage der Waisengelder in die Sparkasse zu erwirken. Dank der rast losen Tätigkeit des Grafen Barth nahm der Stand der Ein lagen zu, wodurch es möglich war, am 3. Dezember 1849 an die Eröffnung der Leihanstalt auf Handpfänder zu schreiten. Das Jahr 1854 brachte für die kräftig aufblühende Anstalt einen empfindlichen Rückschlag. Das Darlehensgeschäft mußte sistiert werden. In der Frage des Wechseleskompts, den die in der Direktion vertretenen Geschäftsleute durch die damaligen Geldverhältnisse immer mehr und mehr bevorzug ten, kam es zu einem ernstlichen und folgenschweren Kon flikt mit Barth-Barthenheim. Er sah in der Beteiligung der Vereinsmitglieder am Eskomptgeschäft eine statutenwidrige Verwendung der Sparkassengelder und legte daher in der Ausschußsitzung vom 6. Dezember 1855 seine Stelle als Präsident und Ausschußmitglied der Sparkasse zurück. In der Generalversammlung vom 4. März 1856 brachte er noch mals seinen Standpunkt vor, er konnte es nicht überwinden, daß sich Mitglieder der Administration an der nutzbringenden Verwaltung der Sparkassengelder, am Wechselgeschäft be teiligen und bei Darlehen sogar in das Verhältnis des Schuld ners zur Anstalt treten sollten. Barths Demission wurde an genommen. In seinem Rechtfertigungsschreiben an den Statt halter schilderte er nochmals seine Haltung und drückte die Hoffnung aus, wenigstens von der Staatsverwaltung die ge bührende Anerkennung zu erhalten. Barth wurde von selten des Ministeriums des Inneren durch das Statthaltereipräsi dium die Anerkennung für seine Verdienste ausgedrückt, seine Einsprüche blieben jedoch ungehört. Der bereits 74jährige konnte sich mit den neuen Tendenzen nicht abfinden, er ver harrte noch immer auf seinen Ideen, daß die Sparkasse vor züglich den ärmeren Schichten zu dienen hätte und daß die einzelnen Mitglieder ihre Kraft nur diesem Ziel ohne jeden Vorteil widmen sollten, eine Forderung, der er bis zu seinem Tode treu blieb — gönnte er sich doch selbst im hohen Alter weder Rast noch Ruhe. Die Sparkasse verdankt ihrem ersten Präsidenten außer der mühevollen und langwierigen Arbeit der Gründung, die doch hauptsächlich auf seinen Schultern lastete, die erste Einrichtung eines streng geregelten Geschäftsganges und die Einführung einer mustergültigen genauen Ordnung. Barth führte das junge Institut über die ersten Schwierigkeiten zu einem glänzenden Erfolg. Mit dieser Schöpfung hat er sich ein hohes Verdienst erworben. Schon die Unterstützung der Bestrebungen seines Freundes Spaun und dessen Pläne mit dem Maler Schwind, seine aktive Mitarbeit an der Gründung des oberösterreichischen Museal vereines offenbarten das Verständnis und die Liebe dieses aufgeschlossenen Mannes zur Kunst, zum Künstler und zum Kunstwerk an sich. Nicht verwunderlich ist es daher, ihn auch unter den Männern aus den adeligen und bürgerlichen Kreisen der Landeshauptstadt Linz zu finden, die sich über Einladung des landständischen Beamten Dr. Josef Edlbacher, der als begabter Maler in der damaligen Linzer Gesellschaft galt, im März 1851 zusammengefunden hatten. Gegenstand war die Beratung eines Antrages der in Linz lebenden Maler Thomas, Mücke, Zinögger, Hafner und Fischer zur Gründung eines Vereines zur Förderung der bildenden Kunst. Man be schloß die Gründung eines oberösterreichischen Kunstvereines. Zugleich machte man sich an die Wahl eines Komitees zur Durchführung der vorbereitenden Schritte. Barth wurde in dieses Komitee gewählt; die erste Beratung tagte bereits am 2. April 1851 unter seinem Vorsitz. Ziel des Vereines sollte sein, dem Publikum Gelegenheit zu bieten, sich von den Fort schritten der Kunst im allgemeinen und im besonderen der in Oberösterreich zu überzeugen. In der zweiten Beratung vom 17. April 1851 wurden Barth, der vom Präsidenten Weissenwolff zum Stellvertreter ernannt worden war, weiters Doktor Pflügl und Edlbacher beauftragt, einen Aufruf zum Beitritte zu verfassen und einen Ausstellungsraum zu beschaffen. Der wichtigste Gegenstand, der die Tätigkeit des Komitees intensiv in Anspruch nahm, war die Wahl eines Kunstwerkes für das erste Prämienblatt. Barth wandte sich an seinen alten Bekannten, Moritz von Schwind, mit der Bitte um Über nahme der Ausarbeitung eines Prämienblattes, das den be reits im Jahre 1846 für die Ausgestaltung des Steinernen Saa les gedachten historischen Stoff behandeln sollte. Dessen Zu sage erfolgte, wie der Sekretär Edlbacher im Jahresbericht für das Jahr 1851 feststellte, unter Versicherungen, die seine tatsächliche Arbeit beinahe als Geschenk erscheinen ließen. Aus dem Protokoll der am 12. Februar 1852 stattgefundenen Generalversammlung geht hervor, daß Barth ohne Angabe näherer Gründe nur mehr zum Ersatzmanne des Komitees gewählt wurde, ja in den darauffolgenden Generalversamm lungen bis 1860 war er nicht mehr unter den Anwesenden aufgezählt. Ungeklärt ist noch, ob vielleicht der Bericht des Sekretärs Edlbacher über das Wirken des Kunstvereines im Jahre 1852 Hinweise auf eine Verstimmung Barths oder auf einen schwerwiegenden Konflikt gibt. Edlbacher führte näm lich aus, daß der damalige ungünstige Stand von Mitgliedern und Teilnehmern durch das schlechte Ankommen des ersten Vereinsblattes bei der Mehrzahl der Vereinsmitglieder her vorgerufen worden sei. Eine derartige Äußerung mußte Barth verbittert haben, fanden doch somit seine Bemühungen, Schwind für dieses Unternehmen zu gewinnen, keinerlei Anerkennung. In der Wahl des Komitees vom 30. Oktober 1860 ist Barth neuerlich zu finden, wieder als Ersatzmann. Bis zu seinem Tode im Jahre 1864 war er daraufhin noch im Komitee des Vereines tätig. Adolph Ludwig Graf von Barth-Barthenheim war „ein hoch herziger Kavalier", begeistert für alles Edle und Gute wirkend. Als Ehrenstellen besaß er die Ernennung zum Komtur 2. Klasse des herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens, zum Ritter des griechischen Erlöserordens und zum Ehren bürger der Städte Linz, Enns und Ischl. Er gehörte jenem

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