Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 2, 1968

Porträt von Adolph Ludwig Graf v. Barth-Barthenheim (im Besitz der Sparkasse Linz). — Aufnahme: E. Eiersebner erfolgte die Genehmigung zur Gründung eines „Vereines des vaterländischen Museums für Österreich ob der Enns mit Inbegriffe des Herzogtums Salzburg". Graf Barth-Barthen heim befolgte sofort den ersten Aufruf zum Beitritt. Schon am 8. März 1834 erhielt das Vereinskomitee seine Beitritts erklärung mit der Bekräftigung, einem derartigen gemein nützigen Unternehmen „mit wahrem Vergnügen" beizutre ten. Barth-Barthenheim wurde auch später dessen Ausschuß mitglied; in dieser Funktion schlug er in der Ausschußsitzung vom 10. Oktober 1853 Adalbert Stifter zum amtlichen Kon servator der Zentralkommission für Oberösterreich vor. Die musealen Sammlungen bereicherte er durch wertvolle Sach spenden, durch die Übergabe eines gestickten Tuches aus dem Jahre 1610, eines Porträts der Kaiserin Maria Theresia und eines Panzerhemdes, das 1845 bei Kleinmünchen ausgegraben wurde. Bis zu seinem Tode war er als leitender Funktionär für das junge Museum tätig. Der Tod des Freundes im Jahre 1849 erschütterte Graf BarthBarthenheim zutiefst. Den Vorschlag des Verwaltungs ausschusses des Museums vom 20. November 1849, Geld bei Freunden und Verehrern Spauns für ein Denkmal im Kirch hof von Kremsmünster privat zu sammeln, griff er sofort auf, und bereits am 1. Dezember 1849 konnte er der Musealkasse 150 fl. C. M. übergeben, die er unter den Herren- und Ritter ständen gesammelt hatte. Als Landespolitiker und Beamter der Landesregierung gehörte Graf Barth-Barthenheim zu dem einsichtsvollen und fort schrittlichen Kreis. Sein besonderes Verständnis für die unteren Bevölkerungsschichten, seine Bestrebungen, deren Lage zu verbessern, zeigten sich vor allem in seiner Haltung gegenüber der bei den Bauern verhaßten Robotleistung. Um die Wider spenstigkeit der Untertanen gegen die Naturalrobot nicht zu einem offenen Aufstand anwachsen zu lassen, wollte noch in letzter Minute „ein vom guten Geiste beseelter Mann — der ständische Ausschuß Adolph Ludwig Graf von BarthBarthenheim — dem Wunsche der Regierung und des Volkes gerecht werden und die Robot- und Zehentablösung einer ehesten Verwirklichung näherrücken". Aber das von BarthBarthenheim dem ständischen Ausschuß am 30. April 1847 vorgelegte Memorandum mit seinen Vorschlägen zu einer baldigen Realisierung der freiwilligen Abfindung von Fronen und Zehenten blieb ungehört. In drei Punkten konkretisierte er seine Vorschläge: 1. Feststellung der Modalitäten bei der Ablösung; 2. wenn ein Teil zur Ablösung bereit ist, soll der andere dazu verpflichtet sein; 3. einen Teil der Ablösungs summe übernimmt der Staatsschatz. In der VerordnetenSitzung vom 27. März 1847 wurde über dieses Memorandum Debatte geführt, bei der darauffolgenden Abstimmung fiel jedoch der Antrag und somit die freiwillige Robot- und Zehentablösung. Die Revolution von 1848 versetzte den Grundherrschaften mit ihren Dienstverrichtungen, den Patrimonialgerichten den Todesstoß. Später, nach seiner Pensionierung im Jahre 1849, war er ein eifriger Verfechter der Einführung der Seidenkultur im Lande ob der Enns. Unter seiner Leitung hatte sich im Jahre 1856 ein Komitee mit dem Ziele gegründet, einen selbständigen Verein zur Förderung der Seidenkultur in Oberösterreich und damit eine neue Erwerbsquelle zu schaffen. Zur Ausführung dieser Pläne war jedoch finanzielle Unterstützung seitens der Stände eine Grundbedingung. Tatsächlich erhielt auch der Verein 1857 einen Betrag von 500 fl. bewilligt. Dieser Stammbaum der Grafen von Barth-Barthenheim (Oö. Landes archiv). Verein bewies seine anfängliche Leistungsfähigkeit durch einen Tragmantel aus oberösterreichischer Rohseide, der von oberösterreichischen Gewerbetreibenden angefertigt und dem Kronprinzen Rudolf als erstes Erzeugnis inländischen Fleißes gewidmet wurde. Ein dauerhafter Erfolg war jedoch diesen Bestrebungen nicht beschieden. Nach der Einziehung aller Kommanditen der ersten öster reichischen Sparkasse Wien im Jahre 1843 (in Linz unterhielt das Handelshaus J. M. Scheibenbogen's Eidam eine An nahmestelle für Spareinlagen für die Jahre 1828—1842) war es das große Verdienst des Grafen Barth, den Gedanken einer eigenen Sparkasse in Linz aufgegriffen und ihn mit einer bewunderungswerten Zähigkeit und Ausdauer bis zu seiner endgültigen Verwirklichung verfolgt zu haben. Barths Plan war es, auf der Basis eines gemeinnützigen Vereines nicht eine städtische Sparkasse für das Gebiet der Stadt Linz, sondern eine allgemeine Sparkasse für beide Kronländer Oberösterreich und Salzburg zu errichten und dieser eine Leihanstalt auf Handpfänder anzuschließen, um den ärmeren Bevölkerungsschichten Gelegenheit zu geben, ihre Ersparnisse gewinnbringend anzulegen. Bereits im Jahre 1843 warb Barth mit Einladungen, die mit einem Bild von Linz geschmückt waren, um Mitglieder für den zu gründenden Verein. Sein Projekt, die Sparkasse durch einen uneigennützigen Privat verein ins Leben zu rufen, fand auch die Unterstützung der hervorragendsten Männer Oberösterreichs; so waren Bischof Gregor, Graf Weissenwolff, Anton von Spaun, zahlreiche Äbte, die Bürgermeister der wichtigsten Städte, die vermögen den Gewerbetreibenden und Fabrikanten unter den Grün dungsmitgliedern zu finden. Nach mehr als vierjähriger Arbeit erreichte der unermüdlich tätige Barth zu Ende des Jahres

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2