Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 2, 1968

Heidelinde Klug Adolph Ludwig Graf von Barth-Barthenheim Ein Lebensbild aus dem 19. Jahrhundert Die Darstellung des Lebensbildes einer Persönlichkeit aus dem Biedermeier und deren Wirken im Lande ob der Enns soll in dieser Arbeit ihren Niederschlag finden. Keine eigentliche Biographie, eher eine politische Lebensbeschreibung, das öffentliche Wirken des Adolph Ludwig Graf von BarthBarthenheim und die Nachforschung der deutlichen Spuren seiner Leistungen sind die vorwiegenden Objekte dieser Ab handlung. Adolph Ludwig Joseph Ignaz Graf von Barth-Barthenheim wurde am 23. August 1782 zu Hagenau im Elsaß als Sohn des Adolph Michael, Reichsfrei- und Panierherrn von BarthBarthenheim, des früheren Präsidenten und Generaldirektors der Landvogtei Hagenau und späteren k. k. Kämmerers, geboren. Von 1795 bis 1800 studierte er zu Karlsruhe und anschließend an den Universitäten Freiburg im Breisgau und Göttingen. Im Jahre 1804 trat er bei dem Kreisamte in Krems in den österreichischen Staatsdienst und wurde 1808 Kreiskommissär in St. Pölten. Fünf Jahre später, im Jahre 1809, wurde er gemeinsam mit seinem Bruder Johann Ludwig Ehrenreich — der durch seine staatswissenschaftlichen Werke Berühmtheit erlangte — in Anbetracht ihres altadeligen Ge schlechtes und der dafür notwendig und als richtig befundenen Ahnenprobe für die wirkliche Kämmererwürde für geeignet erklärt und ihnen der Zutritt zum Hofe mit allen Präroga tiven und Privilegien „appartementmäßig" zuerkannt. Am 12. Jänner 1810 erhielt Adolph Ludwig seine Ernennung zum wirklichen Kämmerer, sein Bruder Johann dieselbe am 16. Februar des gleichen Jahres. Wenige Tage nach der Verleihung der wirklichen Kämmerer würde verehelichte sich Adolph Ludwig am 25. Jänner 1810 in der Dompfarrkirche von St. Pölten mit Gräfin Franziska von Seidern aus einem begüterten niederösterreichischen Adelsgeschlecht. Als erster Sohn wurde Adolph Carl Franz Johann Baptist Vinzenz am 27. Jänner 1811 geboren, am 18. Mai 1812 der zweite Sohn, Carl Adolph Franz Johann Anton Hermann, und am 14. Juni 1818 Otto Adolph Johann Franz. Adolph Carl brachte es zum wirklichen Kämmerer und Hauptmann beim Freiherrn von Hrabovskischen Infanterie-Regiment Nr. 14, am 20. September 1847 heiratete er Marie Gräfin von Oppersdorf. Der spätere k. k. Rittmeister, wirkliche Kämmerer Karl Adolph verehelichte sich mit Sofie Gräfin Attems in Wien am 27. April 1853. Otto Adolph, der jüngste Sohn, erhielt am 5. August 1845 die Aufnahme in den Johanniterorden, starb jedoch bereits 1846 im 29. Lebensjahr als k. k. Legationssekretär Österreichs in der Schweiz. Als nach dem Einrücken der verbündeten Mächte in Frank reich im Jahre 1814 zur Verwaltung der eroberten französi schen Provinzen Beamte aus den Ländern der Alliierten her angezogen wurden, erhielt Graf Barth-Barthenheim eine ehrenvolle Stellung beim Generalgouvernement des Ober rheins. Im Jahre 1831 wurde er zum Regierungsrat in Linz ernannt. Adolph Ludwig hat im Lande ob der Enns eine zweite Heimat gefunden. Aber noch galt er als Ausländer und war damit vom ständischen Kollegium ausgeschlossen. Im Jahre 1831 richtete er an den Herrenstand des Erzherzogtums Österreich ob der Enns das Gesuch um seine und seines Bruders Aufnahme — samt ihrer ehelichen Deszendenz — in den alten rudolfinischen Herrenstand. Adolph Ludwig war es ein leichtes, die Genealogie seines altbayerischen Stammes nachzuweisen. Bis ins 9. Jahrhundert, auf einen Chunrad Bart, führt er seine Ahnen zurück. Zu Anfang des 13. Jahr hunderts war ein Hermannus Bart der dritte Hof- und Deutschmeister des Deutschen Ritterordens. Ignaz Bart wurde im Jahre 1662 von König Ludwig XIV. von Frankreich, als im Elsaß begütert, die freiherrliche Würde verliehen, welche 1802 für das Heilige Römische Reich bestätigt wurde. Joseph Bart, Enkel des Ignaz, war erblicher Grand-Bailli (Landvogt) der Landvogtei Hagenau. Sein Sohn, Adolph Michael — der Vater des Adolph Ludwig — war Präsident und Generaldirek tor der Landvogtei Hagenau. Er machte sich beim Vordringen der kaiserlichen Reichsarmee im Jahre 1793 in das Nieder elsaß durch freiwillige Hingabe seiner Naturalien und Vor räte sowie bei Beförderung der Truppen besonders verdient, was aber eine Güterkonfiszierung und die Ausweisung der Familie seitens der französischen Armee nach sich zog. In Anerkennung dieser ausgezeichneten Verdienste und in An betracht seines uralt adeligen und freiherrlichen Herkom mens wurde er samt seiner ehelichen Nachkommenschaft mittels Diplom vom 25. Oktober 1810 von Kaiser Franz I. in den Grafenstand des österreichischen Kaiserreiches mit einem gräflichen Wappen erhoben. Im gleichen Jahr, am 27. März 1810, erfolgte seine und seiner Söhne Aufnahme in den Herrenstand des Erzherzogtums Österreich unter der Enns. Die besonderen Verdienste seines Vaters hervorhebend, wandte sich nun 1831 Adolph Ludwig, unter Hinweis auf seine und seines Bruders Verdienste während ihrer 27jährigen Tätigkeit in höheren kaiserlichen- Staatsämtern, an den Herrenstand des Landes ob der Enns um die Aufnahme. In der am 15. Oktober 1832 abgehaltenen Sitzung des Herrenund Ritterstandes wurden mit Stimmenmehrheit Adolph Lud wig und sein Bruder in den alten Herrenstand mit all ihrer ehelichen Deszendenz aufgenommen, jedoch gegen Bezahlung der üblichen Kanzleiregalien. Am 30. Dezember 1832 erhielt Barth-Barthenheim das Incolatsdiplom und damit Sitz und Stimme auf der altrudolfinischen Herrenbank. Bei dem am 15. Oktober 1833 abgehaltenen Landtag wurde Adolph Lud wig durch Josef Graf von Salburg, k. k. Kämmerer, und Anton Gundaker Graf von Starhemberg, k. k. Kämmerer und General-Feldwachtmeister, in die ständische Versammlung eingeführt, daraufhin zum Ausschußrat des Herrenstandes gewählt. Zum unbesoldeten Ausschußrat auf weitere sechs Jahre wurde Adolph Ludwig in der Versammlung des Herren standes am 15. September 1840 gewählt. Ein Jahr später verlieh ihm Kaiser Ferdinand 1. mit aller höchster Entschließung vom 13. November 1841 das seit dem Aussterben der Grafen von Sinzendorf erledigte OberstErbland-Mundschenkenamt in Osterreich ob der Enns, ver bunden mit allen Regalien, Freiheiten, Ehren, Rechten und Gerechtigkeiten wie die Verehrung im Grade eines Hof marschalls, den Bezug von 90 Zentnern Salz aus dem Salz amte Gmunden und von einem Dreiling Wein aus dem Hof keller; diese beiden Bezüge wurden jedoch in Form einer angemessenen Geldrente abgegolten. Mit 30. Dezember 1841 wurde Barth-Barthenheim das über die Belehnung mit diesem Amt ausgefertigte Würdediplom zugestellt, das ihm und „nach ihm stets dem ältesten seines Stammes zu ewigen Zeiten besagtes Erbschenkenamt zum rechten Mann- und

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