Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 2, 1968

f* ä i Der Donauhafen der VÖEST. Hafferl mit dem Bau des TraunfallWerkes befaßt waren, das mit 2480 PS Maschinenleistung und einer 10.000-Volt-Leitung nach Gmunden den Beginn einer neuen Ära der elektrischen Energiewirtschaft markierte, gelang es in der „Asbest-Fabrik" von Ludwig Hatschek in Vöcklabruck, durch die Vermengung von kurzen Asbestfasern und Portland-Zement einen neuen Werkstoff herzustellen, das „Eternit", das binnen weniger Jahre die Basis für zahlreiche Industriegründungen und eine weltweite Konzernbildung in Europa wurde — von Belgien bis Rußland — und in Übersee. Durch den ersten Weltkrieg und den Untergang der öster reichisch-ungarischen Donaumonarchie ging auch der vor allem von einer Reihe überragender Erfinder- und Unternehmer persönlichkeiten getragenen Wirtschaftsdynamik in Oberöster reich die Grundlage für eine über die Grenzen des Landes hinausreichende Gründertätigkeit weitgehend verloren. Nicht nur die Entstehung eigener Nationalwirtschaften in den Nach folgestaaten der Monarchie, die Bildung neuer Zollschranken sowie die Reduktion der Gestaltungskomponenten auf die Erfordernisse und Möglichkeiten des kleinen Raumes hemm ten die Ausstrahlung der oberösterreichischen Wirtschafts kraft, sondern in der weiteren Folge zwangsläufig auch die Begleiterscheinungen der Weltwirtschaftskrise. Immerhin trug das in seinen wesentlichen Proportionen aus gewogene Wirtschaftsgefüge des regionalen Bereiches dazu bei, daß Oberösterreich in den Zeiten der Krise von einer Massenverelendung ziemlich verschont blieb. Schon damals setzte im Bundesgebiet allmählich eine Siedlungsbewegung von Ost nach West ein, da die Bevölkerungskonzentration um die ehemalige Residenzstadt eines Großreiches von der kleinen österreichischen Republik ökonomisch eben einfach nicht mehr bewältigt werden konnte. Und schon damals bzw. in den ersten dreißiger Jahren richteten sich auf Oberöster reich und seine Landeshauptstadt jene raumpolitischen Er wägungen, welche sodann zu der Konzeption führten, am Verkehrskreuz der Donau und der künftigen Rhein-MainDonau-Großschiffahrtsstraße mit der Bahnverbindung zum steirischen Erzberg ein neues Zentrum der Schwerindustrie erstehen zu lassen. Die Verbundenheit mit der Donau und die Möglichkeiten der verkehrsgeographischen Situation wurden neuerdings zum schicksalhaften Element der Wirt schaftsentfaltung zwischen Inn und Enns. Dies zeigte sich nach 1938, ebenso aber auch in den Jahren des Wieder aufbaues und der industriellen Expansion seit 1945. Die ober österreichische Industriepotenz ist gleichermaßen wie das Exportvolumen bis heute auf mehr als das Neunfache der Vorkriegszeit angewachsen. Linz ist der größte Güter umschlagplatz für die Donauschiffahrt, ebenso aber auch für den Schienenverkehr in Österreich. Es ist Standort der größten Zollfreizone am Gesamtverlauf des Stromes. Die Exportquote pro Kopf der Bevölkerung ist dreieinhalbmal so groß wie im Bundesdurchschnitt. All dies gehört jedoch zur wirtschaftlichen Zeitgeschichte bzw. schon zur Gegenwartsschilderung. Und trotzdem — auch hierbei zeigen sich Sonderheiten, welche sich als charakteri stische Merkmale historischer Gewichtigkeit abheben. Zwei felsohne — Oberösterreich ist ein Land, das einen überaus kräftigen Industrialisierungsprozeß durchmachte und in dieser

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