Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 2, 1968

stet und hatte am Wiener Hofe ein gewichtiges Wort zu spre chen. Sein Halbbruder, unser Johann Maximilian, wurde 1608 in Brünn geboren und dort vom Kardinal Franz von Diet richstein selbst getauft. Seine Erziehung war eine sorgfältige; er studierte an in- und ausländischen Universitäten und machte dann in Begleitung seines Hofmeisters die übliche Kavaliers tour, die ihn nach Italien, Frankreich und Spanien führte. Nach seiner Rückkehr hielt es der Vater für geboten, seinen Sohn dem Dienst des kaiserlichen Hofes zuzuführen. So wurde Johann Maximilian Kammerherr Ferdinands II. und des spä teren Ferdinand III., den er ständig begleitete und dem er auch in der Schlacht von Nördlingen nicht von der Seite wich. Vorher — 1631 — hatte er seinen Vater als Burggraf der Herrschaft Steyr abgelöst. Es änderte sich auch sein Privat leben, denn er schloß 1635 mit Judith Rebecca Eleonore Gräfin Würben, einer Hofdame der Kaiserin, die Ehe, die eine sehr glückliche werden sollte. Die Hochzeit fand in der Wiener Burg statt, und der ganze Hof nahm daran Anteil. Seine Frau, die ihn geraume Zeit überlebte, schenkte ihm fünf Söhne und fünf Töchter. Lamberg stieg rasch auf der Stufenleiter der äußeren Er folge empor. Durch die Gunst des Kaisers wurde er 1636 zum Reichstag von Regensburg abgeordnet, auf dem der spätere Ferdinand III. zum römischen König gewählt werden sollte. Dann erfolgte seine Aufnahme in den Reichshofrat (1637), dem er bis 1649 angehörte, und 1641 seine Erhebung in den Reichsgrafenstand. Einen Höhepunkt in seiner Lauf bahn bedeutete aber zweifellos der Westfälische Friedens kongreß in Osnabrück, wo er von 1644 bis 1649 als Haupt der kaiserlichen Gesandtschaft wirkte. Aus dieser Zeit ist uns das Tagebuch des Grafen überliefert, das nun nicht etwa Einblick in die wichtigen hochpolitischen Ereignisse und in die schwierigen Verhandlungen gewährt, sondern allein das tägliche Leben des Gesandten mit den kleinen Freuden und Widerwärtigkeiten schildert. Breiten Raum nimmt die Re präsentation und die genaue Beobachtung des Zeremoniells ein. Wir gewinnen auch einen Eindruck von der unkompli zierten Frömmigkeit des Grafen, der nie vergißt, täglich wenigstens einmal die Messe zu hören, häufig beichtet und kommuniziert. Er vermerkt auch pünktlich die Wetterlage so wie die Zahl der empfangenen und selbst verfaßten Briefe. Leider verschweigt er uns so ganz seine Gedanken über den Fortgang der Friedensgespräche und seinen persönlichen An teil daran. Getreulich berichtet er aber alle Besuche, die er erhält und die er zu erwidern schuldig ist. Bemerkenswert erscheint dabei, daß sich die konfessionellen Spannungen im Verkehr der adeligen Gesandten untereinander nicht aus wirkten. Für das Leben und Treiben in der Kongreßstadt ist dieses Diarium eine wertvolle Quelle. Zudem legt es bei aller Nüchternheit und Wortkargheit ein beredtes Zeugnis für seinen Verfasser ab, von dem der venetianische Ver mittler in Münster, Contarini, nur kurz zu bemerken wußte, daß er jung und von mittelmäßiger Geschicklichkeit gewesen sei. Nach der Unterzeichnung des Friedensinstrumentes kehrte Lamberg nach Wien zurück, wo neue Aufgaben seiner harr ten; er wurde nämlich Obersthofmeister des Erzherzogs Leo pold Ignaz, des späteren Kaisers. 1651 reiste er im Auftrage Ferdinands III. nach Mantua, um dort für seinen Herren um die Prinzessin Eleonore Gonzaga zu werben und die Braut nach Österreich zu geleiten. Von 1653 bis 1660 betraute ihn der Kaiser mit der Stelle eines Gesandten in Madrid. Um es gleich vorweg zu nehmen: seine Erfolge waren gering; aber an diesem überaus schwerfälligen und intrigenreichen Hofe wären Johann Maximilian Graf Lamberg. — Bildarchiv der österreichi schen Nationalbibliothek. wohl auch begabtere Männer mit ihrer Mission gescheitert. Jedenfalls war Leopold 1. mit ihm zufrieden. Er entzog ihm sein Vertrauen nicht, sondern bestellte ihn 1661 zu seinem Oberstkämmerer und 1675 zum Obersthofmeister. Nach dem Sturz des franzosenfreundlichen Fürsten Lobkowitz brachte es Lamberg sogar bis zum Geheimen Staats- und Konferenz minister. Diese Würde bekleidete er bis zu seinem am 12. Dezember 1682 erfolgten Tode. Johann Maximilian Graf Lamberg verfügte nun keineswegs über außerordentliche Fähigkeiten: Er besaß nicht die staats männische Begabung eines Maximilian Trautmannsdorf, der am Westfälischen Friedenskongreß für den Kaiser und das Haus Österreich rettete, was noch zu retten war, nicht den hochstrebenden politischen Ehrgeiz und die rastlose Tatkraft eines Johann Weikhard Auersperg, den allerdings seine küh nen Pläne zu Fall brachten, noch den Witz und die mühelose Lebensart eines Wenzel Eusebius Lobkowitz, aber seine schlichte Gläubigkeit, seine erprobte Ergebenheit dem kaiser lichen Hause gegenüber und wohl auch seine besondere Vor liebe für das Zeremoniell machte ihn Ferdinand III. wie Leopold 1. gleichermaßen lieb und wert. Bis zu seinem Tode erhielt er sich die ungetrübte Gnade des Herrschers. Er hatte keinen politischen Ehrgeiz, sein öffentliches Wirken war nicht so nachhaltig, daß seine Beurteilung durch der Parteien Gunst und Haß verwirrt schwanken würde. Dennoch bleibt er einer der bedeutendsten Vertreter seines Geschlechtes. Seine Gesandtschaftsreisen brachten ihn an wichtige Punkte der damaligen großen Welt, erweiterten sei nen Horizont und vermittelten ihm die verschiedenartigsten Bekanntschaften. Er ging nicht teilnahmslos an den SehensD% J o-r* 2i cL' .iwi'ci PcSmsi

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