Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 2, 1968

m ^ m Bildnisbüste des Christoph Weiß im Schloß Würting. Weißens, den der Erzbischof unversehens in seiner Herberge ausheben ließ. Der Gefangene richtete darauf Bittbriefe um schleunige Hilfe an den Rat der Stadt Wels und den Landes hauptmann von Österreich ob der Enns; ja, die Nachricht von diesem Zwischenfall drang schließlich bis zum Kaiser selbst. Fraglich bleibt, auf Grund welcher Interventionen Weiß die Freiheit wieder erlangte. Seine Heirat mit Felizitas Alt fand dann gegen den Willen des Erzbischofs im Februar 1597 statt. In diesen Jahren gestalteten sich die Beziehungen Christoph Weiß' zu Erzherzog Matthias immer enger: er wurde dessen Geldgeber, Diener und Rat. 1596 übergab ihm der Erzherzog die Herrschaft und Burgvogtei Wels und erhielt dafür den Be trag von 100.000 fl. Rh. Als die Pfandschaftsjahre zu Ende gingen, fehlten Matthias alle Mittel, Wels einzulösen. Er beschwor Weiß, die Vogtei länger zu behalten. Nur wider willig verstand sich dieser dazu, denn schon seiner schwan kenden Gesundheit wegen wäre er gerne der ausständigen Gelder habhaft geworden. 1613 verlangte er eine Verpfändung auf zwanzig Jahre, wobei es dem Kaiser — Matthias war seit 1612 der Nachfolger Rudolfs II. auf dem Kaiserthron — frei stehen sollte, die Vogtei gegen Erlegung der gesamten Pfandsumme, die inzwischen noch erheblich angestiegen war, wieder in seine Hand zu bringen. Bei dem chronischen Geld mangel des Hofes versteht es sich leicht, daß die kaiserliche Einwilligung zu diesem Vorschlag nicht lange ausblieb. Weiß, der 1604 die Herrschaft Würting bei Offenhausen erworben hatte, setzte dort seinem hohen Gönner ein beachtenswertes Denkmal: Im zweiten Obergeschoß des um 1610 prächtig um gebauten Schlosses befindet sich ein Festsaal mit einer Kassettendecke, in der allegorische Monumentalgemälde ein gelassen sind, die der Verherrlichung Matthias' dienen. So war nun der Kaufmann auch zum Landedelmann geworden und beinahe ängstlich bedacht, die Landsmannschaft in Oster reich ob der Enns zu erringen. Die Stände des Landes, die sich zwar seiner gerne als Geldgeber oder wenigstens Ver mittler zu in- und ausländischen Kreditoren bedienten, er wiesen sich in diesem Punkt als recht harthörig. Nach langen vergeblichen Bemühungen bedurfte es der energischen Für sprache des Kaisers, daß Weiß endlich 1615 die lang ver sagte Aufnahme gewährt wurde. Nachdem er 1614 noch die Herrschaft Niederwallsee gekauft hatte, ging er langsam daran, sein Haus zu bestellen, denn seine Gesundheit war schon etwas angegriffen. Er erlebte noch — ein Jahr vor seinem Tode (1617) — die Freude, seine älteste Tochter Felizitas durch eine höchst vorteilhafte Heirat mit dem Sohne des ehemaligen Reichspfennigmeisters Zacharias Geizkofler von Haunsheim versorgt zu wissen. Zwei weitere Kinder waren aber noch minderjährig. In seinem Testament bekennt Weiß stolz, das gesamte an sehnliche Vermögen nicht ererbt, sondern aus eigener Kraft redlich erworben zu haben. Um so eindringlicher empfiehlt er daher seinen Nachkommen, das Erbe mit Fleiß zu bewahren und sich vor allem vor leichtfertigen Geldgeschäften zu hüten — eine Mahnung, die leider von seinen Erben vollkommen mißachtet wurde. Nach Aufteilung seiner Besitzungen, des Bargeldes, sämtlicher Obligationen und der sonstigen Habe an seine Frau, seinen einzigen Sohn Christoph Ludwig sowie die beiden Töchter Felizitas und Barbara, bestimmte er noch erhebliche Summen für fromme und wohltätige Zwecke. Sehr am Herzen lag ihm das Gedeihen und der Fortbestand der evangelischen Kirche und Landschaftsschule. Daher hinterließ er den protestantischen Ständen 10.000 fl., die sie nach bestem Wissen dafür verwenden sollten, und setzte für arme begabte Studenten drei Stipendien aus. Zudem verfügte er noch Legate für das Siechenhaus und das Lazarett in Wels ebenso wie für das dortige Bürgerspital, die evangelische Schule und Kirche. Ferner bedachte er auch seine Stiftung in Vöcklamarkt und die ihm treu ergebene Dienerschaft. Dieser letzte Wille zeigt Weiß so recht als den vorsorglichen Familienvater und vorsichtigen klugen Geschäftsmann, den aber ein dankbares Gefühl für den eigenen Reichtum die wirtschaftlich Schwachen nicht vergessen läßt. Leider fehlt es an Quellen, die uns näheren Aufschluß über sein Wesen, seine Interessen und den wahren Kern seiner Religiosität bieten könnten, da alle persönlichen Äußerungen — wie Briefe und Tagebücher — verschollen sind. Es mangelt auch an Hinweisen auf einen eventuellen Bücherbesitz, die vielleicht geeignet wären, über den geistigen Horizont dieses merk würdigen Mannes etwas auszusagen. So müssen wir uns da mit begnügen, aus den überlieferten Schuldbriefen, Kauf und Verkaufsurkunden und den Akten, die seine Tätigkeit beleuchten, zusammen mit seinen Stiftungen und dem Testa ment, das in großen Zügen die wirtschaftliche Ernte seines Lebens vor Augen führt, das Bild eines Handelsmannes und Landedelmannes zu gewinnen, dem vielleicht manchmal mehr Einfluß zukam,als wir heute ahnen. Den bürgerlichen Rahmen, der Weiß immer noch umgibt, verlassen wir sogleich, wenn wir uns Johann Maximilian Lamberg zuwenden, denn schon ein Blick auf die Geschichte seiner Familie zeigt uns die innige Verflechtung mit vielen bekannten Namen des österreichischen und bayerischen Adels. Seine Vorfahren hatten bereits das Fundament gelegt, auf dem sich sein eigener Aufstieg gleichsam mühelos vollziehen konnte. Sein Vater, Georg Sigmund Freiherr von Lamberg, ein tüchtiger und umsichtiger Mann, verdankte seiner dritten Verbindung mit Johanna, der Witwe nach Sigmund von Dietrichstein, die aus dem Geschlecht der della Scala aus Verona stammt, nicht wenig, sollte sie doch einst zu der einflußreichen Stellung der Lamberge beitragen. Maximilian von Dietrichstein, aus der ersten Ehe der Johanna von Lamberg, wurde ja gefür-

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