I I.IH^ m A ■^ii;'-^l«'kJ:. . "•; , : Halls Hauptplatz in der ersten Hälfte des 19, Jahrhunderts zeug angreifen. Wo kein Bett zu bekommen, lagen alle sechs im Stroh und dies geschah oft im preußischen und münsterschen Land". Zweimal trat der ehemalige Student „nicht aus Liebe zum Soldatenstand, sondern nur unter dem Zwang der Verhält nisse" in französische Freikorps ein, welche gegen die Revolu tionsarmee kämpften. Um der Gefahr der Gefangennahme zu entgehen, setzte sich Geslot immer weiter gegen Südosten ab. So kam er zuerst als Apothekergehilfe nach Eferding, später als Chirurgengehilfe nach Münzbach und als Badergeselle nach Wallsee. Nach einigen Ergänzungskursen an der Wiener Universität erledigte er die Rigorosen in Chirurgie und Ge burtshilfe. Nach neuerlichem Dienst in Kriegslazaretten schlug der junge Chirurg die Möglichkeit aus, nach einem zweijähri gen Kurs in Chirurgie „Professor, Hofchirurg oder Kreiswund arzt" zu werden. Er ging nach Oberösterreich und kaufte am 27. Jänner 1809 in Hall das Haus Nr. 17 (Hauptplatz 9), das von da an durch 77 Jahre das Baderhaus war. Es war ein Haus wie viele andere am weitläufigen linsenförmigen Markt platz des Ortes mit zweigeschossigem Vorderhaus und da hinter den gewölbten Stall, Schuppen, Heu- und Futterboden, um Pferde und Wagen, Schlitten, Geschirr und Reitzeug eben so wie Brennholzvorräte versorgen zu können. Der junge Haller Wundarzt wurde bald reichlich beschäftigt. Er hatte nicht nur Patienten in Hall, sondern auch Kranke im gesamten Umland des Ortes, so in Rohr, Eggendorf, Sipbachzell, Ried, Kremsmünster, Waldneukirchen und Adlwang zu versorgen. Aus der Autobiographie spricht der Stolz auf den errungenen Wohlstand und über das als Arzt gewonnene Ansehen. Aber gerade dies sollte ihm zum Verhängnis werden. 1823 einstimmig und gegen seinen Protest zum Bürgermeister des verschuldeten Marktes gewählt, wurde er in den Strudel von Intrigen und Unredlichkeiten hineingezogen, denen sich der ehrliche Mann kaum erwehren konnte. Er wurde Nachfolger eines Bürgermeisters, der das Heiratsgut seiner Tochter aus der ohnedies stets allzu knappen Markt kasse entnommen hatte, Vorgesetzter unredlicher Syndicis und Partner eines Pflegers, dessen Frau die Fäden der Intrigen im Orte in der Hand hielt. Als Vorsitzender einer Markt kommune, die schon 1776 wegen mangelnder Einkünfte der heißumstrittenen Marktgerichtsbarkeit verlustig geworden war, wurde er in den Kampf zwischen der auf ihre Rechte bedachten Bürgerpartei gegen die Schloßpartei hineingezogen. Diese aber war darauf bedacht, den Markt neuerlich in die vorjosefinische Abhängigkeit von dem in Hall sitzenden Pfleger zu bringen. Neun Jahre lang kämpfte Geslot bei der Vogtei, beim Kreisamt und beim Appellationsgericht um eine Untersuchung der Geldgebarung des Marktes und um gleich zeitige Klärung seiner eigenen Finanzen, die man zur Deckung der Schulden des Marktes herangezogen hatte. Zu all dem kamen schwere Konflikte mit dem in Pfarrkirchen an sässigen Pionier des Heilbadebetriebes im Haller Raum, dem Wundarzt Matthias Steppich. So mag es Geslot gewesen sein, der als Bürgermeister Halls eifersüchtig darüber wachte, daß nicht Pfarrkirchen, sondern Hall Sitz des größer werdenden Kurbetriebes wurde. Geslot war wohl auch die treibende Kraft, welche sowohl beim Stift Kremsmünster als auch bei der Hofkammer und bei den oberösterreichischen Landständen die vordringlichen Rechte des Marktes auf das nur allzu be scheiden zufließende Heilwasser vertrat. Die Schwierigkeiten in der eigenen Gemeinde mögen Ursache gewesen sein, daß er selbst 1836 nicht persönlich in Erscheinung trat, als sein bisheriger Gehilfe Georg Schmid die Stelle des Bademeisters in Pfarrkirchen übernahm und die Haller im Arzt Doktor Starzengruber einen Kämpfer für ihre Rechte und für die erste Haller Badeordnung fanden. In kurzer erster Ehe schenkte eine geliebte Frau Geslot drei Kinder. Nach ihrem Tode mußte der vielbeschäftigte Arzt dieser Kinder willen wieder heiraten. Es wurde für den von Neidern verfolgten Mann keine glückliche Ehe. Vergrämt und verbittert verließ Geslot 1848, knapp bevor die Früchte der Bemühungen der Bürgerschaft um den Heilbadebetrieb in Hall zu reifen begannen, den Markt. Und doch endet seine Autobiographie tröstlich mit den Worten: „Der Weg der Wahrheit und der Redlichkeit ist der geradeste. Wenn auch der Rechtschaffene oft verkannt, verleumdet und verfolgt wird, es kommt die Hilfe zur rechten Zeit, wenn wir nur das sind, was wir sein sollen. Amen." So stand ein landfremder französischer Wundarzt als Bürger meister im Mittelpunkt der Zeit, in der Hall zum Heilbad wurde. Es war ein redlicher Mann, der allen Anfeindungen zum Trotz seinen vorgezeichneten Weg gegangen war und dabei die weitere Entwicklung des Ortes zum Heilbad des Landes Oberösterreich vorbereitet hatte. Dr. A. Schmölzer
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