Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 2, 1968

bisher üblichen Robotgeldes. Die revol tierenden Untertanen wurden schließ lich mit Stockstreichen gezüchtigt. Der Streit ging aber weiter, und als der Pfleger einen Aufrührer verhaften ließ, stürmte eine Schar Renitenter die Pflegschaftskanzlei und forderte Genug tuung. 1829 wurde das der Herrschaft gehörige geschlägerte Holz im Wald an gezündet; es konnte kein Täter aus geforscht werden. Wie der spätere Kreishauptmann Kreil in seinem Tage buch schrieb, „kam der Mühlkreis in den Ruf, am Vorabend einer Revolution zu stehen". (Crüll, Bauer, S. 467 bis 472; Grüll, Robot, S. 216 bis 219.) 1846 — Windischgarsten Wegen schuldiger Urbarialsteuern soll ten die Windischgarstner Bergbauern um ihr Vieh gepfändet werden. Es er schienen am 29. September 1846 bei 200 Bauern in Windischgarsten, die die Versteigerung des gepfändeten Viehs verhinderten und den Einsteigerer, einen Jäger, verprügelten. Nachdem ih nen der Pfleger das Vieh wieder her ausgab, gingen sie ruhig heim. Nach langen Verhören wurden über sieben der revoltierenden Bauern, darunter auch zwei Gemeinderichter, nur ganz geringe Strafen zwischen 24 Stunden und 14 Tagen verhängt. Die verhältnismäßig milden Urteile mögen schon vom Wet terleuchten vor der Revolution des Jah res 1848 beeinflußt gewesen sein. (Grüll, Bauer, S. 600 bis 603.) 1848 — Stadl-Paura Als die Pferdeeisenbahn Lambach— Gmunden eröffnet wurde, verloren die Stadler Schiffleute ihre Arbeit und wur den zu armen Bettlern. Niemand küm merte sich um ihr Schicksal, obwohl sie seit 1834 unausgesetzt Bittschriften an alle möglichen Ämter gerichtet hatten. Auch im Jahr der Revolution, 1848, schien man auf sie zu vergessen. Es sammelten sich bei 50 bis 60 Mann, und diese rissen nun außerhalb des Stations hofes Lambach die Eisenbahnschienen in einer Länge von 110 Klafter (rund 209 m) heraus. Nun war man auf ihre Notlage aufmerksam geworden. Von einer Bestrafung wurde vom Stadt- und Landrecht abgesehen und der Fall ad acta gelegt. (Math. Puchinger, Von der alten Salzschiffahrt, Heimatgaue,9. Jhg., 1928, S. 1 ff.; Grüll, Bauer, S. 395 f.) 1848 — Oberösterreich Die Revolution im Jahre 1848 verlief in Oberösterreich verhältnismäßig ruhig. In Linz und in mehreren Orten des Mühlviertels (Atzdorf, St. Martin, Waxenberg, Leonfelden, Gramastetten, Zell und Oberkappel) kam es zu Exzessen und Mißhandlungen der unbeliebten uniformierten Finanzwachebeamten. Im Mai rotteten sich die böhmischen Salz fuhrknechte zusammen, um die Pferde eisenbahn zwischen Mauthausen und Wartberg zu zerstören. Es kam aber nicht dazu. In Peilstein versuchten die Inwohner durch Tätlichkeiten, bei den Greißlern, Bäckern und Fleischhauern niedrigere Preise zu erzwingen. In Weinberg gingen die Bauern aus, das Wildbret abzuschießen. Am 27. März 1848 wollte man in Linz die Brotläden stürmen, was aber durch die kluge Hal tung von Dr. Wiser verhindert werden konnte. Die Linzer Revolten am 16. Juni und 31. Juli entstanden hauptsächlich wegen des hohen Getreide- und Brot preises. Die revoltierende Volksmenge bewarf die Nationalgarde mit Steinen und drang in das Landhaus ein; sie wurde abgedrängt. Eine Vermittlerrolle spielten der Reichstagsabgeordnete Wurmb und der Kreishauptmann Kreil, so daß es zu keinen weiteren Aus schreitungen kam. Bei der Herrschaft Steyr, so in den Forsten von Weyer und Breitenau, wurden von den Unter tanen nach ihrem Belieben das Wild abgeschossen, und die Losensteiner Na gelschmiede verprügelten die Jäger. Im Jahre 1848 unterschied sich Urfahr von Linz dadurch, daß seine Bewohner größtenteils Anhänger der radikal revolutionären Bewegung waren. Am 16. Oktober 1848 schifften sich 140 Nationalgardisten aus Urfahr und Linz unter dem Kommando ihres Hauptman nes Franz Nißl von Urfahr nach Wien ein. Sie wurden im Endkampf um Wien am Belvedereplatz eingesetzt, mehrere fielen im Kampfe, so auch ihr Haupt mann Nißl, und viele wurden verwun det. (Grüll, Bauer, 5. 387 bis 391; Georg Grüll, Linzer Bürgermeisterbuch, 2. Aufl., 1959, S. 112, 125.) 1848 bis 1849 — Struden Zu einer schweren Auseinandersetzung zwischen den Bürgern in Struden und dem Distriktskommissariate in Grein burg kam es in den Jahren 1848 und 1849 wegen der verlangten Leistung einer Straßenrobot. Sie wurde schließ lich durch die Einlegung einer Exeku tionsmannschaft erzwungen. (Grüll, Robot,S. 230 bis 232.) Oberösterreichische Wehrgeschichte Rudolf Walter Litschel: Das Gefecht bei Ebelsberg am 3. Mai 1809 (Militärhistorische Schriftenreihe, H.9). Rudolf Walter Litschel: Lanze, Helm und Schwert. Bei träge zur oberösterreichischen Wehrgeschichte. — Linz: R. Trauner-Verl. 1968, 240 S,120 teils farbige Abb., 12 Kar tenskizzen, Leinen,Ladenpreis S 240.—. Die Wehrgeschichte ist — wie die Burgenkunde — in der zünftigen Geschichtswissenschaft noch nicht richtig beheimatet. In Oberösterreich ist dieses Sachgebiet bisher überhaupt verwaist gewesen. Es ist deshalb ein bedeutendes Verdienst von Rudolf Walter Litschel, daß er sich dieses Stiefkindes in der Landeskunde angenommen hat. Dabei ist niemals die Rede von der Gloriole des Krieges, aufgezeichnet wird ledig lich der sachliche Ablauf der Ereignisse. Es ist eine Auszeichnung für den oberösterreichischen Autor, die besonderen Hinweis verdient, daß ihm das Mili tärwissenschaftliche Institut im Heeresgeschichtlichen Museum den Auftrag erteilte, in der Reihe seiner „Militärhistorischen Schriften" das Heft 9 „Das Gefecht bei Ebelsberg am 3. Mai 1809" zu bearbeiten. R. W. Litschel löste die Aufgabe vor bildlich. In knappster Diktion berichtet er über die Tragödie von Ebelsberg, die zu den umfassendsten kriegerischen Ereig nissen auf oberösterreichischem Landesboden zu zählen ist. Die militärischen Fakten werden bis ins Detail dargestellt, aber auch historisch gewertet. Es wird dabei das bittere Urteil gefällt: „Um Ebelsberg zu kämpfen war bedeutungslos, und daß Hiller dies erkannte, ist eines der größten Verdienste, die er sich in seinem langen Soldatenleben zuschreiben durfte." Wesentlich umfassender ist das Werk, das Litschel im Verlag Trauner vorbereitet und das zum Weihnachtsmarkt vorliegen wird. Unter dem Titel „Lanze, Helm und Schwert" versucht er zum erstenmal für Oberösterreich eine wehrhisto rische Gesamtdarstellung. In richtiger Einschätzung der ihm gebotenen Möglichkeiten spricht er im Untertitel zwar nur von „Beiträgen zur oberösterreichischen Wehrgeschichte". Aus Kenntnis des Manuskriptes kann aber gesagt werden, daß dieses Werk für sein Thema den Anspruch auf Allgemein gültigkeit wird erheben können. Beginnend mit der Wehr geographie, schildert der Autor sodann den gesamten histo rischen Ablauf vom römischen Legionär bis zu den Kriegs tagen im Mai 1945. Spezialkapitel behandeln die Wehranla gen (ohne Burgen), Gedenkstätten, Garnisonen, Feldherrn persönlichkeiten, Regimentsgeschichten, Bürgergarden und die Volkskunde im Soldatenrock. Den Text ergänzt und erwei tert ein sorgfältig ausgewählter Abbildungsapparat, der mit oft völlig neuem Material bekannt macht. Dieses Buch wird man in die Reihe der Standardwerke zur Landeskunde Ober österreichs einreihen können.

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