Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 2, 1968

angenommen wurde, die Glaubenssor gen. Hier standen die protestantischen Herren gegen ihre meist protestanti schen Untertanen. (Czerny 2; Grüll, Robot, S. 97 ff.; Grüll, Bauer, S. 5; Eder II, S. 256 ff.; Gg. Grüll, Der Bauer im Lande ob der Enns am Ende des 16. Jahrhunderts / Manuskript; Julius Strnadt, Der Bauernaufruhr im Mühl viertel 1594 bis 1597, 18. Musealbericht, Linz 1858.) 1598 bis 1616 — Garstental Die Unruhen der Bergbauern im Gar stental hielten auch in der Zeit nach dem 2. Bauernaufstand in der Zeit von 1598 bis 1616 gegen ihren Peiniger, den Propst von Spital am Pyhrn, an. (Grüll, Bauer, S. 5; L. A., Stiftsarchiv Spital am Pyhrn, Nachträge, Bd. 9.) 1601 Markustag — Steyr Am Markustag wurde eine katholische Prozession, die von Garsten nach Steyr führte, von protestantischen Handwerks burschen und herrenlosen Soldaten zer sprengt. Der Pfarrer Widersperger wurde durch Steinwürfe am Kopf ver letzt, Fahnen, Kreuze und liturgische Bücher zerbrochen, zerfetzt und zer streut. Die Täter blieben unbekannt. In der Folge wurden neun Verdächtige nach Linz eingeliefert. (Eder II, S. 350 f.; Grüll, Bauer, S. 5.) 1601 bis 1602 — Salzkammergut Auf Grund des Befehles vom 21. Juli 1600 an die Salzarbeiter, katholisch zu werden, brach 1601 ein offener Auf stand los, dem sich Bürger, Bauern und Holzknechte anschlössen. Der Aufstand erstreckte sich über das ganze Salzkam mergut und erfaßte insbesondere die Orte Ischl, Lauffen, Goisern, Gösau und Hallstatt. Als Hauptanführer fungierte der Ischler Marktrichter Joachim Schwärzl. Bei Ischl fand ein Gefecht mit Salzburger Truppen statt. Mit die sem Aufgebot wurde der Aufstand 1602 schließlich niedergeschlagen und die Haupträdelsführer, deren Häuser nie dergebrannt wurden, hingerichtet. Mit der zwangsweisen Bekehrung der Bür ger, Bauern und Salzarbeiter im Salz kammergut im Jahre 1602 fand der Aufstand seinen Abschluß. Schwärzl, der zuerst in Salzburg und dann in Linz gefangengehalten wurde, wurde 1609 aus der Haft entlassen. (Eder II, S. 394 ff.; Grüll, Bauer, S. 5; Franz Scheichl, Aufstand der protestantischen Salzarbeiter und Bauern im Salzkam mergut 1601 und 1602, Linz 1885; Strnadt, Bauernkrieg, S. 28.) 1601 bis 1604 — Herrschaft Wildenegg (Kloster Mondsee) Eine Revolte aus Sozialrevolutionären Ursachen brach 1601 bei der Herrschaft Wildenegg aus. Ursache waren die bru tale Haltung des Pflegers Winkler und der „Pflegerin", welche die Untertanen wegen geringster Ursachen in den Ker ker werfen ließ. Nach einer milderen Haltung zur Zeit des Aufstandes im Salzkammergut (1602) wurden die Hut leute wegen ihrer Beschwerde beim Kai ser in den Kerker geworfen (Linzer Schloß) und in der Folge auch ihre Wei ber, die sich ebenfalls beschwerten. Die Untertanenvertreter blieben so lange im Kerker, bis sie einen Revers unterfer tigten, was von den übrigen Bauern vertretern auch von einer kaiserlichen Kommission 1604 verlangt wurde. Die Auslagen der Kommission in einer Höhe von 504 fl. mußten die armen Berg bauern bezahlen. (Grüll, Bauer, S. 85 bis 100.) 1619 bis 1625 — Garstental 1619 setzten wieder Unruhen im Garstentale (Stiftsherrschaft Spital am Pyhrn) meist aus sozialen Gründen (Steuerbedrückungen etc.) ein und dauerten bis 1625 an. (L. A., Stiftsarchiv Spital a. P., Nachträge, Bd. 10.) 1619 bis 1629 — Herrschaft Wildenegg (Kloster Mondsee) Wegen der unrechtmäßigen Abnahme des Sterbhauptes und der bisher unter lassenen Veröffentlichung des Vertrages mit den Untertanen im 2. oö. Bauern aufstand von 1598 kam es wieder zu Unruhen und Steuerverweigerungen im Gebiet von Wildenegg. Ihr Anführer war Christoph im Holz, dessen Vater, Ähnl und Urähnl schon Rädelsführer waren. Es kam auch zu Aufmärschen vor dem Kloster Mondsee und gewalttäti ger Befreiung von Gefangenen. Sie be tonten 1626, daß sie katholische Unter tanen wären. 1628 war Christoph im Holz mit anderen Untertanen im Linzer Wasserturm eingekerkert, und noch 1629 beauftragte der Landeshauptmann Graf Herberstorf den Abt, die Untertanen nicht weiter mit ungebührlichem Schreibgeld zu beschweren. (Grüll, Bauer,S. 100 bis 118.) 1620 — Hausruckviertel 1620 hatte K. Ferdinand II. dem Herzog von Bayern das Land ob der Enns verpfändet, und am 25. Juli rückte die bayrische Hauptarmee in einer Stärke von 30.000 Mann unter Tilly in das Land ein. Die Bauern erließen das Auf gebot und wollten das Land mit den oberösterreichischen Ständen gegen die plündernden Soldaten verteidigen. Sie versammelten sich um Gaspoltshofen und zogen über Haag vor das Schloß Starhemberg. 8000 Bauern versammel ten sich bei Walchen und Frankenmarkt Die bayrischen Truppen stürmten das Schloß Aistersheim, dessen Pfleger ent hauptet und die noch am Leben geblie benen Bauern gehängt wurden. Am 25. Juli wurde der nach Wien reisende Herzog Ernst von Sachsen-Lauenburg in Eferding von den Bauern erschlagen. Sengend und plündernd zog nun die bayrische Soldateska durch das Land und besetzte schließlich bis 9. August Linz und das ganze Land. (Pritz II, S. 361 f.; Grüll, Bauer, S. 6.) 1625 Jänner — Natternbach Im Jänner 1625 wollte der wälsche Linzer Dechant Blasius Aliprandinus de Livo einen seiner Landsleute in Nattern bach als katholischen Pfarrer einsetzen. Einige hundert Bauern liefen zusam men und vertrieben mit Steinwürfen die katholischen Pfarrer und den Reforma tionskommissär. In der Folge ließ Graf Herberstorf fünf Rädelsführer verhaften und lud den Herrschaftsbesitzer von Peuerbach, Christoph Hohenfelder, vor. Er ließ aber die Verhafteten mit der Begründung wieder frei, daß es unbil lig sei, „deutschen Bauern einen italieni schen Priester aufzudrängen". (Strnadt, Bauernkrieg, S. 42; Grüll, Bauer, S. 6.) 1625 V.11 bis 15 — Frankenburg Ein ähnlicher Aufruhr wie in Nattern bach entstand am 11. Mai in Franken burg, wo der eben zum katholischen Glauben übergetretene Oberpfleger Grünbacher einen katholischen Geist lichen einsetzen wollte. Bewaffnete Bür ger und Bauern versammelten sich, läu teten Sturm und vertrieben den Ober pfleger und den Pfarrer, den sie ver prügelten. In der Folge belagerten sie, 1500 Mann stark, den in das Schloß geflüchteten Pfleger. Schon am folgenden Tag stieg die Zahl der Belagerer auf 5000 Köpfe an. Herberstorf, dessen Milde beim Natternbacher Aufruhr vom Kaiser und Herzog gerügt und ihm in folgenden Fällen Strenge, wie Aufhän gen an der Straße, nahegelegt worden war, ging nun hart gegen die Aufrührer vor. Er lud sie für den 15. Mai zur großen Linde am Haushamerfelde vor und versprach ihnen bei Erscheinen Straffreiheit. 6000 Männer stellten sich ein, die er von seiner Heerschar um stellen ließ. Hierauf ließ er die Pfarr ausschüsse, Richter, Räte und Zech pröpste, 36 an der Zahl, vortreten, die dann um ihr Leben würfeln mußten. 16 wurden gehängt und zwei auf Bitten des Pflegers freigesprochen. Für die ge flüchteten Schuldigen mußten Unschul dige ihr Leben lassen. Das grauenvolle Geschehen lebt noch heute als das „Frankenburger Würfelspiel" in der Er innerung des Volkes fort. (Strnadt, Bauernkrieg, S. 42 ff.; Grüll, Bauer, S.6; Georg Grüll, Das Frankenburger Wür felspiel, Oberösterreich, Jhg. 9, 1959, Heft 3/4.)

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