Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 2, 1968

Schenkenfelden, Pfarrkirche, Bauinschrift aus dem Jahre 1525 über dem Südtor. Georg Grüll Bauernkriege und Revolten in Oberösterreich (Eine Übersicht) v-m- '^1 ■1' ^l^'^ifr^'!-'h' Die hier für einen Zeitraum von fast einem halben Jahrtausend, von 1356 bis 1849, festgestellten 62 Bauernrevolten, Auflehnungen, Kriege und Streike ver teilen sich folgend auf die einzelnen Jahrhunderte: Für das 14. und 15. Jahr hundert konnten je vier, also von 1356 bis 1497 nur acht festgestellt werden. Das folgende Jahrhundert der Glaubens spaltung und der Renaissance bringt ein Anschwellen auf 14 Revolten und Kriege. In den beiden Jahrhunderten von 1600 bis 1799 erschütterten ins gesamt 34 Revolten und Kriege unser Heimatland. Es war dies das Zeitalter der Höchstblüte des Barocks und des größten Anschwellens der Bettlerheere im Lande ob der Enns. 21 entfallen auf das 17. und 13 auf das 18. Jahrhundert. Die geringste Aufständigkeit der Be völkerung ließ sich in der Regierungs zeit der großen Kaiserin Maria The resia und ihres Sohnes Josef II. fest stellen, und zwar nur fünf ziemlich un bedeutende Revolten. Das backhendlselige Biedermeier brachte während des Polizeistaates unter K. Franz II. und Ferdinand I. in sechs Fällen, von 1800 bis 1849, die Untertanen am Vorabend der Revolution zur Aufstandsbereit schaft. Bei nachstehender Übersicht wurden für die häufiger gebrauchte Literatur fol gende Kürzungen verwendet. Czerny 1 — Albin Czerny, Der 1. Bauernaufstand in Oberösterreich 1525 (1882); Czerny 2 — Albin Czerny, Der 2. Bauernaufstand in Oberösterreich 1595 bis 1597 (1890); Czerny, Bilder — Albin Czerny, Bilder aus der Zeit der Bauernunruhen in Oberösterreich 1626, 1632, 1648 (1876); Eder I — Karl Eder, Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung (1932); Eder II — Karl Eder, Glaubensspaltung und Eandstände in Österreich ob der Enns 1525 bis 1602 (1936); Grüll, Bauer — Georg Grüll, Bauer, Herr und Eandesfürst (Forschungen, Bd. 8, 1963); Grüll, Robot — Georg Grüll, Die Robot in Oberösterreich (Forschungen, Bd. 1, 1952); Hoffmann — Alfred Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte des Landes Ober österreich (1952); Kurz B. II. — Franz Kurz, Beyträge zur Geschichte des Lan des Österreich ob der Enns, 2. Teil (1808); E. A. — öberösterreichisches Landesarchiv in Linz; Pillwein H. — Benedikt Pillwein, Der Hausruckkreis, 3. Teil (1830); Pritz II. — Franz Xaver Pritz, Geschichte des Landes ob der Enns, Bd. 2 (1847); Strnadt, Bauern krieg — Julius Strnadt, Der Bauernkrieg in Oberösterreich (1925); U. B. — Ober österreichisches Urkundenbuch, Bd. 1 bis 11 (1852 bis 1956). 1356 VII. 30 — Kremsmünster Der Landeshauptmann von Österreich ob der Enns Eberhard von Wallsee traf zwischen dem Abt von Kremsmünster und seinen Untertanen nach einem Streit einen Vergleich. Dieser ging auf verschiedene Gerichtswändel und die Stiftung der Erbler ein. Beim Güterver kauf wollte der Abt die Hälfte haben, „das ist nicht recht und scholl ab sein". (U. B. 7, S. 469 f., Nr. 462; Czerny 1, 5. 19.) 1392 X. 25 — Hallstatt und Lauffen Die Bürger und Arbeiter zu Hallstatt und Lauffen im Ischlland standen gegen den Herzog Albrecht auf. Nach der Nie derschlagung dieses Aufstandes, bei dem ein Teil der Aufständischen in die Ker ker geworfen, „gepessert und geplent sint Warden und auch erhangen", unter warfen sie sich und stellten dem Herzog einen neuen Gehorsambrief aus. (U. B. 11, S. 121 ff., Nr. 144; Grüll, Bauer, S. 391.) 1393 X. 16 — Spital am Pyhrn In einem Streit zwischen dem Pfarrer zu Pyhrn Hanns Chessler und seinen Un tertanen trafen Wolfgang Ynprukkär, Pfleger zu Steyr, und Hanns Kirchdorffer, Landrichter im Ennstal, einen Vergleich. Es wurde u. a. festgelegt, daß sie bei ihren Gütern bleiben sollen, der Pfarrer soll nur die gewöhnlichen Wändel von ihnen nehmen, damit sie unverdorben bleiben, sie nicht in schwe res und unehrbares Gefängnis legen und soll sich auch in unbescheidener Rede „hinfür gen yn nyemer verges sen". Es wurde auch angeordnet, den derzeitigen Schaffner und Amtmann ab zusetzen. (U. B. 11, S. 207, Nr. 241.) 1397 VII. 15 - Freistadt In einem Streit der Bäckergesellen mit den Meistern, bei dem erstere in den Ausstand traten, weigerten sich diese in Hinkunft das Mehl zu beuteln. Sie schrieben über den Streik der Bäcker knechte . .. „die habent der aribait gu ten ratt und wellent uns nicht aribaitten noch ander lewt aribaitten lassen." Es ist dies die erste Beurkundung eines Arbeiterstreikes in öberösterreich. (U. B. 11, S. 625, Nr. 699; Grüll, Bauer, S. 392; Freistädter Geschichtsblätter, Heft 3, 1952, S. 92.) 1416 VII. 14 — Landgericht Waxenberg Im Jahre 1416 kam es zu Streithändel und Auflehnung zwischen dem Abt Jakob von Wilhering und seinen Unter tanen und Zehentholden im Landgericht Waxenberg. Sie weigerten den Zehent und wollten ihn nur in Körnern geben.

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