Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 2, 1968

Wappen der Stadt Wels aus dem Werk von Johann Georg Adam Frh. V. Hoheneck . . . Steirischer Panther und österreichischer Bindenschild, so spiegelt sich auch in den Städtewappen die Landesgeschichte. stig aus, daß die Rosenberger in Südböhmen zu Kaiser Sieg mund hielten; erst 1427 stießen die Feinde bis Mauthausen vor. Seit 1462 nahmen dann die Grenzkriege mit verschiede nen böhmischen Adeligen kein Ende mehr, in deren Verlauf sich Roubik von Hörschlag nordwestlich Leonfelden 1476 sogar in einem Tabor bei Grein festsetzte. Als sich nach dem Tode Albrechts VI. (1463) Jörg von Stein, der Pfandinhaber von Burg und Stadt Steyr, dem Böhmenkönig unterstellte und die Herren von Liechtenstein in ihrer Fehde mit dem Kaiser 1477 Linz bedrohten, herrschten fast bürgerkriegs artige Zustände. Seit 1482 eroberte dann der ungarische König Matthias Corvinus Niederösterreich, das er bis zu seinem Tode 1490 halten konnte. Dadurch war das Land ob der Enns von Osten her unmittelbar bedroht. In diese Periode fällt eine rege Bautätigkeit an den Befestigungsanlagen unserer Städte. Vor allem Steyr und Enns wurden ausgebaut, weil die Feinde zwischen den beiden Städten am Ostufer der Enns eine starke Befestigung gebaut und auch eine Brücke über den Fluß errich tet hatten. Der Kaiser unterstützte diese Arbeiten an den Stadtbefestigungen, indem er die Landbevölkerung jeweils im Umkreis einiger Meilen zur Robot aufbot und den Städten ver schiedene Gefälle landesfürstlicher Ämter überließ. Reste von diesen Bauten sind in allen sieben Städten erhalten geblieben und erwecken heute einen romantischen Eindruck. Die Verteidigung der eigenen Mauern war jedoch nur die eine Seite der militärischen Verpflichtungen der Städte. Durch die neue Kriegführung des 15. Jahrhunderts hatten die schwer gepanzerten Ritter gegenüber den geschulten Fußsoldaten stark an Wert verloren. Die Bürger waren aber von jeher in erster Linie Fußkämpfer. So forderte sie der Landesfürst immer wieder auf, so stark wie möglich zu ihm ins Feld zu ziehen. Noch auf eine andere Weise mußten die Bürger an den Krie gen und Fehden des Landesfürsten mittragen. Neben der ordentlichen Stadtsteuer, die schon im 14. Jahrhundert auf einen bestimmten Betrag fixiert wurde, hoben die österreichi schen Herzöge für Kriegszwecke außerordentliche Steuern ein. Dabei unterlagen Prälaten und Städte als ihr Kammergut einem stärkeren Steueranspruch als der Adel. Als Herzog Al brecht VI. 1461 bis 1463 versuchte, vom Lande ob der Enns aus Niederösterreich zu gewinnen und Friedrich III. seit 1483 in Linz den Widerstand gegen den Ungarnkönig organisierte, hatten diese Lasten in erster Linie die Städte ob der Enns zu tragen. Seit dem 13. Jahrhundert bekamen sie vom Landesfürsten ähnliche und gemeinsame Privilegien wie etwa das alleinige Recht, über den Pyhrn mit dem Süden Handel zu treiben, so daß sich ein gemeinsames Handelsrecht ausbildete. Sie haben sich dann im 15. Jahrhundert zu einem Verband zusam mengeschlossen, der sich im wesentlichen auf gemeinsame Beschwerdeschriften an den Landesfürsten beschränkte. Diese wurden auf gelegentlichen Städtetagungen ausgearbeitet, welche meist die Stadt Enns ausschrieb, wo auch die gemein samen Urkunden verwahrt wurden. Oberösterreich war in der Mitte des 15. Jahrhunderts als Land noch nicht voll ausgebildet. Es besaß zwar einen Landes hauptmann, ein Landrecht und eine Gerichtsgemeinde, aber keine eigenen Stände als politische Körperschaft. So wie Prälaten und Adel besuchten auch die Städte ob der Enns die Landtage Niederösterreichs und bildeten mit den dortigen Städten zusammen einen Stand. Erst seit das Land ob der Enns in Albrecht VI. 1458 einen eigenen Landesfürsten erhal ten hatte, erfolgte auch in dieser Hinsicht eine Loslösung von Niederösterreich. Diese Entwicklung war für die Städte ob der Enns von entscheidender Bedeutung, weil sie auf dieU' a: sen kleineren Landtagen nun allein den übrigen Ständen des Landes ob der Enns gegenüberstanden. Vorher hatte vor allem Wien, das im 15. Jahrhundert einen entscheidenden politischen Machtfaktor darstellte, die Interessen der Städte vertreten. Nun zwang sie die Not, näher aneinanderzurücken. Sie waren an die Beschlüsse dieses Gremiums gebunden, das dem Landesfürsten außerordentliche Steuern bewilligte und Vertei digungsmaßnahmen beschloß, dafür aber auch Forderungen an ihn stellte. Die direkt an die einzelnen Städte herangetra genen Geldforderungen der Habsburger hörten deshalb nicht sofort auf. Es war nun jedoch nötig, die Haltung auf den Landtagen vorher untereinander zu beraten. Der Kaiser ver handelte seither öfter mit ihnen als Gesamtheit, und vom Anfang des 16. Jahrhunderts an läßt sich auch ein Schreiber der sieben Städte nachweisen. In der Regel hatten die Städte ein Viertel der Lasten des Landes zu tragen. Im 16. Jahrhun dert wurde dieser Anteil auf ein Fünftel ermäßigt. Das Wohl des Landes zwang die Städte, in vielen Dingen zu den zwei oberen Ständen zu halten, wirtschaftlich bestand aber ein scharfer Gegensatz. Die Städte und zeitweise auch die österreichischen Herzöge vertraten den Standpunkt, daß nur die Bürger der privilegierten Städte und Märkte das Recht hätten, Handel zu treiben. Es ist ihnen jedoch nie gelungen, ein Monopol des Handels zu erreichen. Durch Jahrhunderte war die Donau der Hauptweg des Fernhandels von West nach Ost, an dem die Schwerpunkte in Passau und Wien lagen, wo sich der Warenaustausch mit Böhmen und Ungarn kon zentrierte. Bis Ende des 12. Jahrhunderts beherrschten diesen Handel die Regensburger, die auch in Enns Messen abhielten. Wien verdankte seinen Aufschwung dem Niederlagsrecht im Stadtrecht von 1221. Den Weinhandel, der im 14. Jahrhundert einen starken Aufschwung nahm, betrieben neben den Wie-

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