Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 2, 1968

Hans Sturmberger Oberösterreich in der Geschichte Aufnahmen: M.Eiersebner Das Land Oberösterreich ist eines der neun Bundesländer, aus denen sich die Republik Österreich zusammensetzt. Diese Aufgliederung des an sich schon kleinen Staatswesens in neun Länder scheint dem modernen Betrachter im Zeitalter großräumigen Denkens nicht so ganz berechtigt, erscheint ihm fast etwas verschwenderisch, und der Unkundige, der die historische Entwicklung im Herzen Europas nicht kennt, wird diese Tatsache nie verstehen können. Denn diese Länder der Republik Österreich — mit Ausnahme des Burgenlandes und der Stadt Wien als Land — sind rein historische Gebilde, keine Schöpfungen der Republik, sondern in Jahrhunderten orga nisch gewachsen. Sie haben in der Geschichte eine ganz un wahrscheinliche Widerstandskraft und Zähigkeit bewiesen, haben die alte Monarchie überdauert und haben, als die Erste Republik unterging, als Reichsgaue de facto weiter existiert. Diese kleinen österreichischen Länder sind charak teristisch für Österreich, und es wurde mit Recht betont, daß man das Wesen Österreichs selbst verändern würde, wenn man daran dächte, diese Gebilde aus rein rationalen Er wägungen modernen Staatsdenkens abzuschaffen. Auch das heutige Bundesland Oberösterreich ist das Produkt einer reichen, tausendjährigen Geschichte, und wenn der oberösterreichische Dichter Hans von Hammerstein einmal sagte, die Geschichte Österreichs sei eine „schwere Ge schichte", das heißt, eine komplizierte Geschichte, so kann man dies vor allem von der Geschichte des Landes ob der Enns sagen. Denn so wohl abgerundet und von natürlichen Grenzen bezeichnet sich das Bild dieses Landes darbieten mag, so mannigfaltig ist seine Geschichte, so vielfältig ver flochten, so ungeklärt ist noch immer sein geschichtliches

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