Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 2, 1968

Abb.3 Kelte aus der Bürgersiedlung Lauriacum-Lorch/Enns. ^- p-- f«T?«! %m m -■ Vorsteher des Zivilstatthalters von Ufernoricum (ex principe offidi praesidis), der in Lauriacum-Lorch/Enns für eine Anzahl bedrängter Glaubensbrüder eintritt und nach Prozeß und Urteil am 4. Mai 304 vor den Toren des Legionslagers in der Enns ertränkt wird. Sein Andenken bewahrt das AugustinerChorherrenstift St. Florian unweit westlich von Enns, dessen Kirche sich über seinem Grabe erheben soll. Kaum zehn Jahre nach der diokletianischen Verfolgung erlangt das Christentum unter dem großen Konstantin seine Freiheit, dieses weltumwandelnde Ereignis hat auch im römischen Oberösterreich seinen monumentalen Niederschlag gefunden. Waren hier außer einer kleinen Saalkirche in den Ruinen des Legionsspitales von Lauriacum nur noch einige ffinzelfunde frühchristlicher Provenienz, Tonlampe (Abb. 4), bronzene Fingerringe, Gläser und, als bedeutendster, der Grabstein der „gläubigen Christin" Ursa aus Ovilava-Wels bekannt, so wis sen wir durch die Ausgrabungen unter der Lorcher Laurentius kirche, die schon den Keltentempel von Lauriacum brachten (s. S. 11 f.), erstmals von einer spätantiken Stadtkirche in Öster reich. Sie wurde zum Teil unter Weiterverwendung der Grund mauern des heidnischen Heiligtums spätestens in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts erbaut und folgt dem einfachen frühchrist lichen Basilikatypus: einem einschiffigen Landhaus wird im Osten ein halbkreisförmiger Priesterraum (Apsis) vorgesetzt, im Westen eine Vorhalle (Narthex) angefügt und das Ganze von einem Satteldach bekrönt, das entweder den Apsis-Halbzylinder miteinbeziehen oder auch freilassen kann. Diese Basilika war Pfarr- und Bischofskirche von Lauriacum, besaß, dem rauhen Donauklima entsprechend, eine ausgedehnte Heizanlage und stand mit einem Wacht- und Signalturm, also merkwürdigerweise mit einem militärischen Objekt, in Zu sammenhang, der sich in seinen unteren Teilen noch im heu tigen Lorcher Kirchturm erhalten hat. Jedoch nicht pfarrliche Funktion und bischöfliche Repräsentanz standen bei der Gründung dieser ältesten und bedeutendsten Kirche unserer Heimat an erster Stelle, sondern die Idee eines himmelragenden Grabmales für die einheimischen Märtyrer der diokletianischen Verfolgung. Sie waren ja der Grund, warum sich der verabschiedete Kanzleivorstand des Zivilstatt halters von Ufernoricum, Florianus, von seinem Pensionsort Aelium Cetium (St. Pölten) auf seinen letzten Weg machte, um sich vor dem Stellvertreter des Kaisers als Christ zu bekennen. Diese namenlosen Lorcher Blutzeugen und Gefähr ten des hl. Florian im Martyrium galten bislang als legendär, archäologische und historische Forschung haben sie im Wort sinn als blutvolle Realität erwiesen. Nach ihrem Opfertod 304 wurden sie auf einem der großen Friedhöfe Lauriacums bei gesetzt, ihre Gräber blieben unvergessen, und etwa ein halbes Jahrhundert später, als sich das junge Christentum anschickte, von einer erlaubten zu einer privilegierten Religionsgemein schaft zu werden, wurden ihre sterblichen Überreste, soweit sie noch vorhanden waren, erhoben und im Triumph in die neuerbaute Gemeinde- und Bischofskirche von Lauriacum übergeführt. Dort ruhten sie in einer einfachen Steinkiste, die zugleich Bauglied des Hochaltares war, an der Stelle ihres ein stigen Bekennertums, am Kapitol von Lauriacum, und wohin auch die Kiste mit ihrem kostbaren Inhalt in den folgenden Kirchen gewandert sein mochte, stets blieb sie Mittelpunkt der dankbaren Verehrung des Volkes, und das bis zum heutigen Tage. Abb. 4 Tonlampe des 4. Jahrhunderts n. Chr. mit dem Christogramm aus Lauriacum-Lorch/Enns.

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