Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 2, 1968

jetzt Pfarrkirche St. Laurentius, konserviert und größtenteils betretbar gemacht (Abb. 2), brachten Kenntnis vom ersten Heiligtum am Platz, einem keltischen Umgangstempel aus der Gründungszeit Lauriacums. Ein quadratischer Turm war sein Allerbeiligstes (cella), um das in gleichen Abständen ein nied riger gehaltener Säulenumgang (daher der Name) herumlief, der für rituelle Prozessionen bestimmt war. Nicht nur die starken Götter der einheimischen Kelten wurden in diesem Stadtheiligtum verehrt, sondern auch der offizielle Reichs gott, der Schützer des Imperium Romanum, Jupiter Optimus Maximus. Die junge Bürgersiedlung Lauriacum-Lorch/Enns erlebt im 3. Jahrhundert n. Chr. bereits mehr schlechte als gute Tage, sie wird durch Germanentrupps, die jetzt immer häufiger von Nordwesten her in das Donautal einfallen, des öfteren gebrandschatzt, so daß für die Bevölkerung der mauerlosen Stadt das nahe Legionslager schließlich zur gewohnten Zuflucht Abb. 1 Bronzekännchen aus der ersten Hälfte des 2. Jahr hunderts n. Chr. vom frühkaiserzeitlichen Brandgräberfriedhof der „Kreuzschwestern" in Linz. wird. Aber selbst in diesen wüsten Zeiten waren nicht immer Mord und Totschlag an der Tagesordnung, nicht an der Donaugrenze des Reiches und noch viel weniger im Hinter land. Wir wissen von mosaikgeschmückten Villen am freund lichen Gestade des Attersees in Weyregg, die im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. blühten, von einer behäbigen Siedlung im romantischen Hallstatt, die noch zu Ende des 4. Jahr hunderts bestand, von jahrhundertealten Einzelgehöften, die dann in der Spätantike durch Mauern geschützt wurden (Bachloh bei Bad Wimsbach-Neydharting), von weitläufigen, mittel- bis spätkaiserzeitlichen Straßenstationen, die die Paß höhen sicherten (Windischgarsten) und von stillen ländlichen Heiligtümern, in denen der mehr oder weniger romanisierte Kelte in bösen Zeitläuften Trost und Hilfe suchte (Abb.3). Die Orientkriege Roms brachten auch neue Religionen ins Reich, unter denen sich die des Mithras, einer alten iranischen Lichtgottheit, alsbald einer ungeheuren Beliebtheit bei Sol daten wie Zivilisten erfreute. Sein kämpferisches Lehen, sein Sieg über alle Widrigkeiten des Schicksals wurden zum Vor bild, Mithraszellen gab es überall, wir kennen eine aus LentiaLinz, können eine für Lauriacum-Lorch/Enns erschließen und finden eine ländliche Mithrasgrotte der Spätzeit in Schachadorf bei Ried im Traunkreis. Das Kultbild, eine steinerne Rund skulptur, stellt die Geburt des Mithras dar, mühsam entringt er sich dem Felsen, die Arme emporgestemmt, von seiner Schlange umringelt, ihm zur Seite standen auf Steinsockeln seine fackelhaltenden Begleiter Cautes und Cautopates, be scheidene Tonlampen sorgten für eine stimmungsvolle Be leuchtung, Münzen, Tongeschirr, Eisengerät und Speisenreste zeugen vom kultischen Zeremoniell. Durch die Mithrasverehrung und schier zahllose andere östliche Mysterienreligionen und -brauche, die allesamt ein glückseliges Jenseits verhießen, war der Boden zur Aufnahme des Christentums vorbereitet, das sich in der Stille organisierte, und dessen entscheidender Durchbruch zur religio licita zu Anfang des 4. Jahrhunderts erfolgte. Mit dem Dalmatiner Diokletian war ein Gardegeneral auf den Cäsarenthron gekommen (284—305 n. Chr.), der in einschnei denden Heeres- und Verwaltungsreformen sowie in der Rück kehr zu Väter Art und Sitte das Heil des in allen Fugen kra chenden Staatsgehäudes sah und es auch noch für Generatio nen lebensfähig erhielt. Wie andere Provinzen wird jetzt auch Noricum geteilt, Oberösterreich gehört zum donaunahen Noricum ripense, die Grenze zu Binnennoricum (Noricum mediterraneum) verlief über die Tauern bzw. nördlichen Kalkalpen. Militär- und Zivilverwaltung werden getrennt, der Zivilstatthalter (praeses) von Ufernoricum residiert mit sei nem Amt (officium), dessen Vorsteher princeps heißt, in der neuen Metropole Ovilava-Wels, in Lauriacum-Lorch/Enns wird die Legionsstärke gewaltig reduziert, eine Abteilung der legio II Italica kommt nach Lentia-Linz, eine zweite nach loviacum, das ist Aschach an der Donau. Die patriarchalischen Zeiten der augusteischen Monarchie, wo der Herrscher noch als primus inter pares mit Adel und Bürgertum vertrauten Umgang pflog, sind längst vorbei, der Kaiser ist jetzt zum dominus et deus geworden, dem man als Garanten der Ewigkeit des Imperiums pflichtgemäß zu opfern hatte. Dieser Opferzwang stößt bei den Christen naturgemäß auf strikten Widerstand, der Staat sieht wiederum darin Subversion und Hochverrat, und so kommt es in Durchführung von vier auf einanderfolgenden kaiserlichen Edikten, deren Sanktionen, sich steigernd, bei Opferverweigerung Vermögenskonfiskation bis Marter und Tod androhen,zur größten Christenverfolgung des Römischen Reiches. Als einziges namentlich bekanntes Opfer in Noricum fällt der hl. Florian, ehemaliger Amts-

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