Defectum lumine senti Temesvar = Spür den Untergang des Halb monds, Temesvar — Emblem in der Nordostecke des Marmorsaales im Stift St. Florian (Beschreibung und Übersetzung Dr. Franz Lin ninger). gen war. Aus dem ungeheuren Siegesgefühl des neuen Machtstaates war der Geist des Barocks erwachsen. Auch Oberösterreich wurde damals ein barockes Land, in ländische und italienische Meister schufen aus den alten Landklöstern barocke geistliche Schlösser und die kleinsten unter ihnen, wie Schlierbach, standen in ihrer Baulust den größten, wie St. Florian, nicht nach. Der Reichspatriotismus, der im Anschluß an die großen Kriege gegen die Franzosen am Ende des 17. Jahrhunderts aufflammte, hatte in Simon Rettenpacher von Kremsmünster einen bedeutenden literarischen Interpreten im Lande gefunden. In dieser Zwischenzeit von 100 Jahren erblühte aus dem Geist des Merkantilismus die Wirtschaft, es entstand unter anderem die große Wollzeugund Teppichfabrik in Linz (1674) — eine stark planwirtschaftlich orientierte Epoche, welche in Oberösterreich die große Vergangenheit des Salinenwesens und der Eisen industrie, der Sensenhämmer und Nagelschmiede fortsetzte. In diesen 100 Jahren aber hatten die Schweden im Dreißig jährigen Krieg das Land bedroht, die Bayern waren im spani schen Erbfolgekrieg 1704/05 in Oberösterreich eingedrungen und der österreichische Erbfolgekrieg brachte im Jahre 1741 Bayern und Franzosen ins Land. In der Theresianisch-Josephinischen Ära wirkten sich die Re formen auch auf das Land ob der Enns aus. Der moderne Staat schaltete die landständischen Zwischengewalten weit gehend aus, an die Stelle der Landeshauptmannschaft trat eine rein staatliche Behörde, die sogenannte Repräsentation und Kammer, und als 1783 durch die Einrichtung einer eige nen Landesregierung das Land gegenüber Niederösterreich ganz selbständig geworden war, da war es fast ein reines Verwaltungsdepartement des Josephinischen Staates ge worden. Die Regierung suchte und fand durch die Einrichtung von Kreisämtern über die Grundherrschaften hinweg unmittel baren Kontakt zum Untertan. Dazu kam eine starke Bürokratisierung des ganzen Lebens und eine Broschüre fragte da mals „Warum wird Kaiser Joseph von seinem Volke nicht geliebt?" Das war der Staat aus dem Geiste der Aufklärung. Sie hatte in Oberösterreich auch geistig Eingang gefunden, hatte selbst geistliche Bezirke erfaßt, und die Sternwarte von Kremsmünster, der mathematische Turm, wie er im Volks mund genannt wird, ist das ragende Monument des Denkens des 18. Jahrhunderts und seiner Einwirkung im Lande. Der Josephinismus, diese österreichische Sonderform der Auf klärung, brachte nicht nur den Schutz der Bauern gegen die Herrschaften, die Toleranz gegenüber den Protestanten, zahl reiche neue Pfarren, er zerstörte durch seinen unhistorischen Geist viel geschichtlich Gewordenes, und die Reihe der alten Landklöster schmolz unter der Regie des Linzer Kloster aufhebungskommissärs Josef Valentin Eybel zusammen. 24 Ordenshäuser wurden im Lande damals aufgehoben, dar unter das alte Mondsee, Garsten, Gleink, Waldhausen und andere Stiftungen des Mittelalters. Inzwischen war die große Revolution in Frankreich zum Ausbruch gekommen. Die Idee der Souveränität des Volkes und der Nation war geeignet, die ganze bisherige Struktur der Gesellschaft und der politischen Verhältnisse umzustür zen. Der Josephinismus hat durch seine Revolution von oben her diese revolutionäre Entwicklung in Österreich abgefan gen und um ein halbes Jahrhundert — bis 1848 hinaus geschoben. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mußte das Land 1800—1802,1805—1806 und 1809—1810 die Invasion der napoleonischen Armee und die Besetzung ertragen. Aus den Befreiungskriegen und der folgenden Resignation er wuchs das Biedermeier und fand auch hier im Lande Oberpw-a .'f v'•'3 y jcmm : - . kl ...., .„.111 11 _ Ii Österreich einen günstigen Nährboden. Es war dies auch die Zeit der Romantik, man entdeckte das Mittelalter und die „Altdeutsche Kunst" im Lande. Die modernen politischen Ideologien des Liberalismus, des Nationalismus und des Sozialismus faßten im Vormärz auch hier Fuß. Es war dies aber auch die Zeit der ersten Bahnen und die Zeit der be ginnenden Dampfschiffahrt. Als im Jahre 1848 die Revolution ausbrach, da geschah dies im Lande ob der Enns in bescheidenen Formen, und das böse Wort von dem pustenden Spießbürger, der sich mit Schärpen und Dolchen behängt und seine Stammtischbegeisterung auf der Straße trägt, galt in vieler Hinsicht auch für unser Land. Im Landtag von 1848 gab es in Oberösterreich neben den Vertretern der alten Landstände auch bereits gewählte Ab geordnete. Wenn die Revolution im ganzen scheiterte, so geht doch die moderne Verwaltung des Landes, die Ab schaffung der Grundherrschaften, die Einrichtung der Be zirkshauptmannschaften und der politischen Ortsgemeinden sowie die staatliche Gerichtsorganisation auf die Revolutions zeit zurück. Auch das Repräsentativsystem im Landtag, der erstmals im Jahre 1861 als ein gewählter Landtag zusammen trat, hat seine Wurzel im Jahre 1848. Aus dem Untertan war der Staatsbürger geworden. In der Folge der Revolution von 1848 erwuchs das moderne politische Leben, es entstanden in der zweiten Jahrhundert hälfte die politischen Parteien zunächst als Vereine — der liberal-politische Verein und der katholische Volksverein von Oberösterreich. Und während der in Linz wirkende Adalbert
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2