Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

Eines der größten Chemiefaserwerke der Welt Die Chemiefaser Lenzing Aktiengesellschaft gehört zu den größ ten Chemiefasererzeugern der Welt und verfügt über eine Pro duktionskapazität für 180 Tagestonnen Viskosespinnfasern. Die durchschnittliche Jahresproduktion belief sich in den letzten Jah ren auf rund 60.000 Tonnen. Das sind fast drei Prozent der Weltproduktion. Lenzing steht somit in der Reihe der Zellulose fasererzeuger der Welt an siebenter Stelle. Diese große Faser menge kann von der österreichischen Textilindustrie allein nicht verarbeitet werden. Das Unternehmen exportiert durchschnittlich zwei Drittel seiner Produktion. FASERTYPEN Neben den normalen Baumwoll- und Wolltypen, glänzend und matt, rohweiß und spinngefärbt, die unter den Marken „Viscolen" und „Viscolan" in Österreich und im Ausland gehandelt wer den, erzeugt Lenzing seit einigen Jahren auch modifizierte Viskose spinnfasern (High wet modulus fibres), „HOCHMODUL 333". Diese Fasertype zeichnet sich besonders durch eine hohe Reiß festigkeit und Formbeständigkeit aus. Sie wird in Reinverspinnung verarbeitet, ist aber auch ein sehr guter Mischpartner für Baum wolle und synthetische Fasern. ZELLGLASFOLIEN Durch die Erzeugung von Viskosespinnfasern ist es naheliegend, daß das Unternehmen auch Zellglas erzeugt, das auf dem gleichen Rohstoff basiert. Die Produktion dieser transparenten Ver packungsfolie wurde im Jahre 1950 aufgenommen. Die Jahres produktion beträgt etwa 3600 Tonnen. Diese Folie, die unter der Handelsmarke AUSTROPHAN bekannt ist, wird ebenfalls in ver schiedenen handelsüblichen Typen, normal, wetterfest und färbig, produziert. Ähnlich wie bei den Spinnfasern werden auch bei dem Zellglas AUSTROPHAN etwa zwei Drittel exportiert. Das Unter nehmen liefert seine Produkte innerhalb Westeuropa sowohl in EFTA- als auch in EWG-Länder. Zu den größeren Faserabnehmern zählen ferner Südafrika, USA und die osteuropäischen Staaten. FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG Das Unternehmen unterhält eine große Forschung und ist ständig bemüht, seine Fasern und Folien zu verbessern und auch neue Produkte auf den Markt zu bringen. Der Initiative der Chemiefaser Lenzing AG. verdankt Osterreich auch die Entstehung eines neuen Chemiefaserwerkes, das ebenfalls in Lenzing errichtet wurde und eine Polyesterfaser erzeugt. Dieses neue Unternehmen, die AUSTRIA FASERWERKE GES. M. B. H., wurde in Zusammen arbeit zwischen der Farbwerke Hoechst AG. und der Chemiefaser Lenzing AG. in knapp einem Jahr errichtet und konnte Ende 1967 die Produktion der Polyesterfaser Trevira aufnehmen. Damit er hielt Osterreich seine erste Synthesefaserfabrik. ANLAGEN- und APPARATEBAU Auch mit der Herstellung von Anlagen und Apparaten für die chemische Industrie beschäftigt man sich in Lenzing. Die lang jährige Erfahrung im Bau von Maschinen für die Chemiefaser industrie ermöglicht es dem Unternehmen, nach eigenen oder auch fremden Konstruktionen Maschinen und Apparate zu bauen. Zu Anlagen und Apparaten für die Viskoseindustrie liefert Lenzing auch das „know how". SPLIT WEAVING Seit etwa einem Jahr wird in Lenzing auch Polypropylen und Polyäthylen zu Folien und Bändchen für die Verpackungswirt schaft verarbeitet. Zum rationellen Verweben dieser Kunststoffbändchen hat Lenzing ein eigenes Verfahren (split weaving) ent wickelt. Split weaving ist ein Spaltwebverfahren, nach welchem ohne eine konventionelle Webkette Bändchengewebe hergestellt werden können. Beim Webvorgang läuft die Folie von der Film bobine über eine Spalteinrichtung und wird so im Webstuhl zu Kettbändchen gespalten. Diese Spalteinrichtung wurde von Lenzing entwickelt und ist zum Patent angemeldet. Sie erspart bis zu 50 Prozent Webkosten, da die gesamte Webereivorbereitung für die Ketten wegfällt. ANLAGEN FÜR MONOAXIAL GERECKTE FOLIEN Die Chemiefaser Lenzing AG. liefert in Zusammenarbeit mit der Schweizer Maschinenfabrik Oerlikon, Bührle & Co., Zürich, kom plette Anlagen zur Herstellung monoaxial gereckter Folien aus Polyolefinen. Diesen Anlagen liegt eine neue Idee zugrunde. Im Gegensatz zum konventionellen Erzeugen von Folienbändchen erfolgt die Verstreckung der Folie auf kürzestem Abstand von wenigen Millimetern in extrem, hohem Verhältnis. BEDEUTENDER ÖSTERREICHISCHER WIRTSCHAFTSFAKTOR Im Jahre 1967 lieferte die Chemiefaser Lenzing AG. rund 73 Pro zent der Faserproduktion und 71 Prozent der Zellglasproduktion in den Export. Das entspricht einem Devisenwert von 550 Mil lionen Schilling. Rechnet man die 15 Prozent indirekten Export (Garne und Gewebe der österreichischen Textilindustie aus Len zinger Fasern) im Wert von 150 Millionen Schilling hinzu, so er gibt dies eine Gesamthöhe von 700 Millionen Schilling. Davon benötigte Lenzing zur Beschaffung von Rohstoffen, Maschinen usw. im Ausland nur etwa 200 Millionen Schilling, so daß der Osterreichischen Nationalbank von dem Exporterlös des Unter nehmens im Jahr 1967 rund 500 Millionen S Devisen verblieben. Welche Bedeutung die Chemiefaser Lenzing AG. für die nach gelagerte Textilindustie und deren Export darstellt, zeigen die Exportziffern an Garn und Gewebe aus Lenzinger Viskosespinn fasern gegenüber Baumwolle. An Baumwollgarnen wurden im Jahre 1967 1002 Tonnen im Wert von 54,858.000 Schilling expor tiert. Der Export von Garnen aus Viskosespinnfasern belief sich auf 5257 Tonnen, das ist mehr als das Fünffache der Baumwoll garne. An Fertiggeweben wurden aus Baumwolle 4117,2 Tonnen und aus Viskosespinnfasern 5240,0 Tonnen exportiert. Auch hier liegt der Export an Geweben aus Lenzinger Viskosespinnfasern um über 1000 Tonnen höher als bei Baumwollgeweben. An Garnen und Geweben aus Viskosespinnfasern erreichte das Exportvolumen 1967 rund 433,7 Millionen Schilling. Davon entfallen auf Garne 131 Millionen und auf Gewebe 302,7 Millionen Schilling. CHEMIEFASER EENZING AKTIENGESELLSCHAFT A 4860 LENZING, TEL.(076 72) 2531, TELEX 02-606 LENFA A lE.Sfc ^ ..j

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