Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

i r I Stiles das Gleiche annehmen. Er ist die Weiterentwicklung des Typus, den der Sebastians-Altar im Braunauer Münster, an dem die Zürn nicht beteiligt waren, und der dortige Hochaltar mit seinen Figuren von Martin Zürn, der verloren ist, auf weisen. Demnach muß es zu jener Zeit zwei bedeutende Tischlerwerkstätten in Braunau gegeben haben, von denen die eine einen etwas strengeren, klassischen Stil vertrat, wäh rend die andere, die in St. Georgen gearbeitet hat, die moderne, üppige und reiche Ornamentik bevorzugte. Man kann es als glücklichen Zufall bezeichnen, daß in der wich tigsten Braunauer Bildhauerwerkstatt jener Zeit, der von Martin Zürn, zwei hervorragende Meister tätig waren, die ebenfalls verschiedene Stiltendenzen vertraten. Zum archi tektonischen Aufbau des Burgkirchener Altares ist noch zu sagen, daß er offenbar früher eine plastische Mittelgruppe besessen hat, die im 18. Jahrhundert durch das heute noch dort befindliche Gemälde ersetzt wurde. Dadurch ist dieser Altar, wenn auch im kleineren Format, dem verlorenen Hoch altar von Braunau noch ähnlicher geworden, als er es ur sprünglich war. Im übrigen ragt er hervor durch seine große Ausgewogenheit und seine besondere Feinheit des zurück haltenden Ornaments. Auch die Figuren von Martin Zürn beeindrucken durch ihren klaren, ausgewogenen Aufbau, durch die feine, sorgfältige und bis ins letzte durchgestaltete Ausarbeitung des Details und nicht zuletzt durch den zurückhaltenden, aber doch beseelten Ausdruck der Gesichter. Sehen wir von der Frage der stilistischen Fortschrittlichkeit ab, können wir sagen, daß die Burgkirchener Figuren in ihrem künstlerischen Wert und ihrer Ausdruckskraft durchaus nicht hinter den Figürchen in

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