im Jahr zuvor aufgenommene Theologiestudium brach er plötzlich ab — als Altist in die herzogliche Kapelle in Halle ein. Drei Jahre später finden wir ihn, da die Kapelle nach Weißen fels übersiedelte, dort überaus fruchtbar wirkend: als Kam mermusiker, Konzertmeister und herzoglichen Bibliothekar. Beer schied am 28. Juli 1700 jäh aus dem Leben, nachdem er bei einem Schützenfest unversehens von einer Kugel getrof fen wurde. Mattheson, der ihn in seiner „Musikalischen Ehrenpforte" (1740) rühmt, nennt ihn „einen fertigen Kom ponisten". Erich Posch schrieb eine kleine Arbeit über Johannes Beer^® und konnte das Verzeichnis der musikalischen Werke Johan nes Beers um die bisher unerwähnt gebliebene Missa S. Mar zellini, dessen Stimmenmaterial im Stift Kremsmünster auf bewahrt wird, vervollständigen. Wie Posch mitteilt, handelt es sich hier um das einzige Werk Beers, das in seiner Heimat verblieb und offenbar kurz vor seinem Tode entstand. P. Theoderich Beer, ein Verwandter des Meisters, hat die Messe seinem Mitbruder P. Marzellin dediziert, wie aus der Widmung (dat. 2. Juni 1700) ersichtlich ist. Sie entspricht nach Posch „dem Typ der konzertierenden Messe, wie er am beispielhaftesten durch Johann Kaspar Kerll (1627 bis 1693) und Heinrich Ignaz Franz Biber (1684 bis 1704) vertreten wird"". Daß Beer gerade in letzter Zeit mehr im Scheinwerferlicht der Dichtkunst steht, hängt freilich damit zusammen, daß er hier den Musiker übertrifft. Anläßlich der 500-Jahr-Feier des Marktes St. Georgen (1964) fand auch eine Feier für Johannes Beer statt, die dankenswerterweise Oberschulrat Karl Louis anregte und die durch Lehrer und Studierende des BrucknerKonservatoriums unter Leitung von Erich Posch bestritten wurde. Dabei gelangte das Geistliche Konzert „Serena amoena, laetata beata" für Alt und Basso continuo sowie die „Ouvertüre in D"zur Aufführung. Der Beitrag der oberösterreichischen Stifte und Klöster zum Musikschaffen des Barocks ist nur im Falle des Stiftes Krems münster von Bedeutung. Guido Adler hat schon in seiner Abhandlung „Zur Geschichte der Wiener Meßkomposition in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts" darauf hin gewiesen, daß gerade Kremsmünster ein reiches Quellen material bewahre und daß dort speziell von den zu dieser Zeit in Wien tätigen Komponisten mehr Kompositionen erhalten seien als an ihrer Wirkungsstätte selbst^". So ist denn auch P. Altman Kellners „Musikgeschichte des Stiftes Kremsmünster" zu einem Standardwerk geworden, das allen Epochen mit wissenschaftlicher Gründlichkeit nachspürt. Hinter dieser Musikpflege des Barocks steht freilich auch eine markante Persönlichkeit, nämlich P. Benedikt Lechler, der von 1629 bis 1651 das Amt des Regenschori versah-'. Auch ein Verwandter von Johannes Beer, der schon genannte P. Theoderich (Franz) Beer (1654 bis 1708), dem von 1686 bis zu seinem Tode die Kirchenmusik anvertraut war, hat sich in der Zeitspanne des musikalischen Barocks verdient gemacht. Erich Posch zählt in einer anderen Arbeit^^ das reiche Reper toire auf, das Kremsmünster verwahrt, und untersucht die Einwirkungen des neuen konzertierenden Stils in der Messen komposition. Auch erwähnt er den Hauptanteil am Messen repertoire, der den österreichischen Komponisten Stadlmayr, Straus, Lechler, J. J. Fux zufällt, denen die Italiener Valentini, Grandi, Banchieri, Verdina u. a. und schließlich einzelne süd deutsche Meister folgen. Die Musikpflege des Barocks wirft indessen weit hinein in das 18. Jahrhundert ihre Schatten. Zwei Kleinmeister sind es, die mit dem Stil des Barocks zwar nichts gemeinsam haben, aber die Linie in einem Wellenzug fortziehen: Georg Druschetzky (1745 bis 1819) und Franz Xaver Süßmayr (1766 bis 1803). Die Arbeiten über Georg Druschetzky sind im Fluß, und es ist noch kein wissenschaftliches Ergebnis abzusehen. Othmar Wessely hat diesen Komponisten gewürdigt^®; auch Alexander Weinmann setzte sich in jüngster Zeit mit ihm auseinander^'. Wessely griff ihn im Verlauf seiner Arbeiten über das Linzer Musikleben auf und beschrieb seine heimat liche musikalische Tätigkeit. Druschetzky, der am 7. April 1745 geboren wurde und dessen Geburtsort vorläufig nur Weinmann bekannt ist^°, trat 1777 in Linz als oberösterrei chischer Landschaftspauker erstmalig auf. Er bekleidete dem nach eine öffentliche Stellung, die er bis 1783 innehatte. Weinmann nimmt an, daß Druschetzky oder bereits seine Eltern aus dem benachbarten böhmischen Raum nach Öster reich eingewandert sind. 1795 würdigt ihn Johann Ernst Altenberg in seiner „Anleitung zur heroisch-musikalischen Paukerkunst", während das „Musikalische Conversationslexikon" von Mendel (Bd. 3, Baden 1873) sein Wirken ausführ licher beschreibt-". Ein „Vorläufiges Werkverzeichnis" druckt Weinmann in seiner Arbeit ab^', doch war ihm bei der Abfassung ein gewichtiges Werk noch nicht bekannt: das von Karl M. Schwamberger im Archiv des Stiftes Schlägl/Oberösterreich aufgefundene Konzert für Viola und Orchester^®. Es handelt sich bei dem Bestand aus dem Archiv des Stiftes Schlägl um ein Konzert für Viola und Orchester, dessen Solo part zweifellos zum Schwierigsten der Literatur gehört, so daß man sich mit Recht fragen muß, ob hier nicht etwa ein trans poniertes Violinkonzert vorliegt. Das genannte Werk wurde von Ulrich Koch im Eröffnungskonzert der Wochen des Bruckner-Konservatoriums am 18. Juni 1961 mit dem Kam merorchester des Bruckner-Konservatoriums im Marmorsaal des Stiftes St. Florian unter Leitung von Wilhelm Jerger zum erstenmal aufgeführt und dann von Karl Peter Pietsch mit dem gleichen Solisten für den österreichischen Rundfunk auf genommen. Später nahm sich K. P. Pietsch abermals der Kom position an und ließ sie, gespielt von Franz Schessl und den Bamberger Symphonikern, gleichfalls unter der Leitung von Wilhelm Jerger, für den Bayerischen Rundfunk produzieren. Druschetzky griff in das Linzer Musikleben sehr aktiv ein. So veranstaltete er alljährlich in der Fastenzeit wöchentlich eine „musikalische Akademie", die im „ständischen Redoutensaal" stattfand. Für verschiedene Theaterstücke schrieb er die Musik, ferner komponierte er ein Ballett. Verschollen sind die 1782 in Linz gestochenen „VI Violinsolos"^". Seine Kompo sitionen waren auch außerhalb der Landeshauptstadt bekannt, wie der Fund von Schwamberger im Stift Schlägl beweist (der allerdings nicht der einzige ist) sowie die Auffindung einer Sinfonie durch A. Weinmann in Lambach®". Sollte die Da tierung derselben „Linz 1770" auf Richtigkeit beruhen, dann muß Druschetzky schon Jahre vor seiner Anstellung in Linz domiziliert haben. Robert Eitner erwähnt in seinem Quellen lexikon noch die Aufführung eines Oboenkonzerts in Zittau"'. Eine bis in die jüngste Zeit zum Teil umstrittene Persönlich keit ist Franz Xaver Süßmayr'^-. Mit der immer wieder vor gebrachten These, daß er Mozarts Requiem miserabel vollen det habe, kommt man indessen nicht mehr sehr weit. Wie sehr diese Ergänzung doch gelungen zu sein scheint, weist Leopold Nowak nach"". Schon Guido Adler sprach in seiner Studie „Musik in Österreich" den gehaltvollen Satz aus: „Die Mission Süßmayrs zur Vollendung der Fertigstellung des Mozartschen Requiems ist bemerkenswert.. Allgemein gesehen, kennt man Süßmayrs Schaffen — und dieses ist sehr umfänglich — zu wenig, wenn nicht gar die Kenntnis darüber eine mangelhafte ist. Süßmayr, den Gerbers Lexikon „einen der bedeutendsten und würdigsten drama tischen Komponisten" nennt"", ist einfach in Vergessenheit geraten. Er muß sich aber in seiner Zeit großer Beliebtheit und Wertschätzung erfreut haben, denn nur dadurch ist es verständlich, daß Beethoven und Paganini Themen aus seinen Werken für eigene Kompositionen verwendeten. Beethoven schrieb sechs bzw. acht Variationen (F-Dur) für Klavier über
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