Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

des Komponisten, der die Protektion des Steyrer Kaufmannes Spannesberger genoß, der ihn auch für die zu besetzende Stelle empfahl, wichtig sind. Der aufschlußreiche Brief lautet: Denen edlen unnd vesten auch wolgelehrten, fursichtigen ehr samen und wolweisen Herren Burgermaister, Richter, unnd Rath der Stadt Steyer, meinen großgünstigen Herren, Steyer. Edle, veste, wolgelehrte, auch fursichtige ehrsame und wolweise Herrn. Euer Vest und Herrligkheit seind meine gering schätzige, doch gehorsamh willige Diennst jederzeit bevor. Deroselben Schreiben habe ich empfangen, unnd vernuhmben, thue hierauff E. V. unnd H. gehorsamblich zue wissen, wie das in meinem Angeloben so E. V. unnd H. ich gethan, gewislichen nach khumben, unnd zu Endtung meines ]ars, welches ist der erste November, mich in E. V. unnd H. Dienst gehorsamhlichen einstellen will, ich wurdte dann durch Krank heiten (darfür mich Gott behueten wöll) verhindert. Gelanget demnach an E. V. unnd Herrligkheit, mein gehorsambes Bit ten, die wollen sich dise Zeit über gedulten, wiewohl ich herzlich gern wollte, daß ich vor henandter Zeit hinauff khumben khundte, wie ich dann desswegen bei meinem gd. H. anhalde, auch noch etliche Herrn zu intercedirn erbitten will, damit ich waß außzurichten verhoffe. Infall ich aber nichts erlange, bin ich der tröstlichen Hoffnung, E. V. unnd H. werden obbenander Zeit (auff welche E. V. unnd H. ich angelobt) guetwillig erwartten. Thue hiemit E. V. unnd H. mich gehorsamblich, unnd unß alle Gottes Gnaden bevelhen. Datum Horn,denn 26. August 1609. E. V. unnd H. underthäniger unnd gehorsamber Paul Peuerl, Organist^^. 1611 erscheint bereits bei Abraham Wagenmann in Nürnberg ein namhafter Druck: Newe Padouan, Intrada, Däntz vnnd Galliarda m. vier St. ... auff allen Mus. Saitenspielen ... zugebrauchen, Nürnberg 1611, A. Wagenmann. Doch nicht allein dieses, sondern alle uns bekannten Werke entstanden in Steyr. Gedruckt liegen folgende weitere vor: Weltspiegel. Das ist: Neue teutsche Gesänger... sampt zweyen Ganzonen ... m. 5 St., Nürnberg 1613, A. Wagen mann; Ettliche lustige Padovanen, Intraden Galliard, Gouranten vnd Däntz sampt zweyen Canzon mit vier St. . . . auff allen Mus. Seytenspielen ...zugebrauchen, ebda. 1620; Gantz Neue Padouanen, Auffzüg, Palleten, Couranten, In traden und Däntz... mit dreyen St. gesetzt, ebda. 1625; Padouana, Intrada u. Chorea in Amoenitatum musicalium hortulus, Lpz. 1622, 10—12; 9 f. Tasteninstr. intavolierte Tänze in Oberösterr. Landesmuseum Linz, Ms.16. Es steht historisch fest, daß alle uns erhaltenen Werke Paul Peuerls in Steyr geschaffen wurden. Seine bekannten Paduanen — es handelt sich um viersätzige Suiten Padouan - Intra da - Dantz - Galliarda, die als früheste Schöpfungen der Variationensuite für mehrere Instrumente, die auf deutschem Boden entstanden sind, zu gelten haben — der Formtypus wurde bald von anderen Meistern übernommen und nach geahmt — nehmen somit von der Eisenstadt ihren Ausgang. Neue Paduanen 1611, Weltspiegel 1613 und ganz neue Paduanen 1625 wurden daher in die Publikationsreihe „Denk mäler der Tonkunst in Österreich" aufgenommen und somit der Nachwelt als eine der wichtigsten Sammlungen erhalten'^. „Schon wenige Proben aus dem wohl äußerlich beschränkten, doch innerlich reichen Schaffen unseres Komponisten müssen den Eindruck erwecken, den die Kenntnis der ganzen Samm- ■ f r-' ISsH niMATlKU fir Tk']-: iiAi'ius. iti ^ Johannes Beer (1655—1700)...Johannes Bahr, Austria superior, des erlauchten Prinzen von Sachsen-Weidenfels Konzertmeister und Kammermusiker. — Bildarchiv d. österr. Nationalbibliothek. Jungen nur bestärkt, daß sich die Werke unseres Meisters durch natürliche Frische der Empfindung, Reichtum der Ein gebung und Höhe der Kunstfertigkeit auszeichnen"^'. Oberösterreich und die Stadt Steyr erwiesen sich übrigens während der Reformationszeit als fruchtbarer Nährboden, zumal noch bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts der Meister gesang gepflegt wurde. Die Dichtkunst erreichte eine Hoch blüte, und die evangelische Schulkirche — die Wirkungsstätte Peuerls, der sich auch als Orgelbauer betätigte — darf als Zentrum musischer Betätigung in Oberösterreich angesehen werden. Das Erbe traten die Jesuiten an, die 1632 ihr Gymna sium eröffneten und fortan das Schuldrama (bis 1762) pflegten*''. O. Wessely wies nach, daß P. Peuerl, der sich in den 1625 bei A. Wagenmann in Nürnberg erschienenen „Gantz Neuen Paduanen" auch als „Organist und Orgelmacher" bezeichnete, für das Stift Wilhering eine Orgel baute und veröffentlichte erstmalig den am 31. Juli 1619 zwischen Abt Georg II. Grill (um 1580 bis 1638)Paul Peuerl abgeschlossenen Vertrag". Eine weitere Musikerpersönlichkeit aus dem oberösterreichi schen Lande, die unser Interesse erweckt, ist Johannes Beer. Er kam am 28. Februar 1655 zu St. Georgen im Attergau zur Welt, besuchte die Klosterschule des Stiftes Lambach und folgte, nachdem seine Eltern ihres protestantischen Glaubens willen 1670 nach Regensburg zogen, diesen bald nach. Dort erhielt er am Gymnasium Poeticum eine umfassende humani stische Bildung, in der Musik unterwies ihn Caspar Pnufz'". Nachdem er das Gymnasium absolviert hatte, ging er zum Studium der Theologie nach Leipzig und lernte dort den da maligen Thomaskantor Knüpfer kennen"', 1677 trat er — das

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