Wilhelm Jerger Musik des Barocks in Oberösterreich Fotos: Erich Widder -T 5^ Das Zeitalter des musikalischen Barocks hat auch in Ober österreich seinen Niederschlag gefunden, wenngleich sich die ser nicht mit jenem anderer musikalischer Zentren — etwa in Wien, Salzburg oder Innsbruck — messen kann. Dort sind es die Kaiser, die Landesfürsten und Fürsterzbischöfe, die Hof kapellen, die Musikpflege im allgemeinen, die einer alten Tradition folgen. All dies fehlt in Oberösterreich. In unsere Region greift zwar das bestimmende Wirken Georg Mujfats^ ein, dessen hochbarocke Orchester- und Orgelmusik zu einem absoluten Höhepunkt in Süddeutschland und Österreich führt, doch blieb es ohne Resonanz. Der musizierende Adel tritt kaum in Erscheinung, vielleicht mit Ausnahme Joachim Enzmilners von und zu Windhag (1600 bis 1678), der aller dings nur ein Liebhaber der Musik genannt werden kann-. In der 1641 von Enzmilner errichteten Stiftsschule in Münz bach fand die Musik allerdings ein umfänglicheres Betäti gungsfeld, für welches das Instrumentarium, das der Schloß herr anschaffte und das für die kirchliche und schulische Musikpflege verwendet wurde, zeugt®. Von Klöstern und Stiften sind in diesem Zeitraum eigentlich nur Lambach und Kremsmünster zu nennen. So bleibt das musikalische Barock auf einige wenige Meister und auf das Wirken des ober österreichischen Benediktinerstiftes Kremsmünster, das auf eine ungemein reiche Vergangenheit zurückblickt, beschränkt. Allein daß 1645 acht Berufsmusiker in Kremsmünster an gestellt sind und zwei Jahre später — 1647 — ein eigenes mit allen Erfordernissen ausgestattetes Theater errichtet wurde, das in der Folge für das Leben im Stift von Bedeutung war, läßt erkennen, in welchem Maße man die Musik dort förderte und ebenso pflegte''. Es sind freilich noch die Werke venezia nischer Meister, deren Vorherrschaft unbestritten ist und die den Ton angeben. Erst die emsige und aufgeschlossene, dem Neuen zugewandte Tätigkeit von P. Benedikt Lechler (1594 bis 1659) vermag hier eine entscheidende Änderung herbeizu führen und die italienische Richtung zurückzudrängen, ja sie schließlich abzulösen®. Das öffentliche Musikleben in Linz z. B. betreuten, wie O. Wessely schrieb®, auch im 17. und 18. Jahrhundert die Turnermeister und deren Gehilfen, denn die große Zeit des Linzer Musiklebens war mit der Reformation dahingegangen. Über die Musik in den Linzer Jesuitenspielen ist man vor läufig nur teilweise und auch spärlich unterrichtet. Auffällig ist die große Zahl der in jener Zeit dargebotenen Ballette, wie uns dies gleichfalls O. Wessely mitteilt. 1677 findet in Linz — ein Hauptereignis in der lokalen Musikgeschichte — die erste Aufführung einer Oper anläßlich der Anwesenheit Leopold 1. und seiner Gemahlin Eleonora Magdalena Theresia von Neuburg statt. Es war Draghis^ „Hercole acquistatore dell' immortalitä" nach einem Text von Nicolö Minato. Die Ballettmusik komponierte der Wiener Vizehofkapellmeister Johann Heinrich Schmelzer (um 1623 bis 1680), berühmtes Haupt einer alten Wiener Geigerschule®. Das Landhaus gab den Rahmen für die Prunkaufführung ab, die durch die Mit wirkung von Künstlern des kaiserlichen Hofes besonderen Glanz erhielt®. Zu den „eindrucksvollsten deutschen Komponistenerscheinun gen an der Wende der Renaissance zur Barockzeit" zählt Paul Peuerh", der um 1570/80 geboren wurde und nach 1625 Kremsmünster, Benediktinerabtei,Barockinstrument aus derMusiksammlimg. starb. Über sein Leben ist wenig bekannt; vermutlich stammt er aus Nürnberg. Von 1602 bis 1609 steht er in Diensten der niederösterreichischen Stadt Horn, die Probeanstellung in Steyr — eine solche war es zunächst — dürfte am 1. November 1609 erfolgt sein, wie aus einem Schreiben Paul Peuerls an die oberösterreichische Stadt vom 26. August 1609 hervor geht. Ein Teil des Briefwechsels, der uns Aufschluß über die Anstellungsmodalitäten gibt, ist glücklicherweise erhalten geblieben. Es handelt sich um Dokumente, die für das Leben
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