Die Beichte der Königin. Schrank mit aufgemalter Szene von der Beichte der Gemahlin König Wenzels beim hl. Johannes von Nepomuk, um 1790. Aus der Sammlung E. v. Spiegel, jetzt Schloß museum Linz. — sich im letzten Viertel deutliche Auflockerungstendenzen an. Rot herrscht nun bei den Strümpfen, den Schuhsohlen und -absätzen vor. Um 1700 werden oftmals die ehemals schwar zen Leibchen rot, und das Schwarz bildet nur mehr das kon trastierende Gerüst der Zierkanten. Um die Mitte des 18. Jahr hunderts trägt der oberösterreichische Bauer allgemein den braunen oder grünen Haftelrock, der innen rot ausgeschlagen ist. Brustfleck oder Weste sind fast durchwegs rot. Darüber legt sich der grüne Hosenträger. Die breiten, schattenspenden den Hüte sind allgemein geworden. Der Bauer Zehetner von dem großen Vierkanthof „Eckmair" nächst Ritzlhof präsen tiert sich auf einer Porträtminiatur in einer sehr veredelten Tracht, die sich im Schnitt völlig ä la mode, in den Farben jedoch in jeder Hinsicht an den damals gültigen Brauch hält: doppelter, rot gefütterter und vorgestoßener brauner Rock, rote Weste mit Goldborte, darüber der grüne Hosenträger, auch die schwarzen Kniebundhosen mit Goldborten ab geschlossen, blaue Strümpfe, Schnallenschuhe. Der mächtige schwarze Hut ist der Zeitmode entsprechend an drei Seiten aufgeschlagen (Dreispitz). Der Zehetner vom Eckmairgut beweist, daß nicht nur in der Tracht eine Wandlung vor sich gegangen ist, sondern vor allem im Hausen und Wohnen. Das 17. Jahrhundert hat Oberösterreich die Geburt des Vierkanthofes beschert, jene typisch barockem Denken entspringende Hochform landwirt schaftlichen Bauens. Um 1620 beginnen sich zwischen Enns und Steyr die ursprünglich regellosen Haufenhöfe um einen geschlossenen Hof zu ordnen. Die Entwicklung erfolgt, von der Enns als Mittellinie ausgehend, von Ost nach West und von der Enns nach Niederösterreich hinein. Lange Zeit bildete die Traun eine Grenzlinie, die erst im 19. Jahrhundert end gültig überschritten wurde. Erst mit dem Vierkanthof ent steht jener Typ des „schweren oberösterreichischen Bauern", den nachmals Georg Altmann in seinem „Georgicon" so trefflich gezeichnet hat und der für das „Ausland" gewisser maßen den Oberösterreicher schlechthin repräsentiert. War noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts die schwarze Kuchl und die Stube mit den rauchgeschwärzten geschnitzten Bal ken und eventuell noch eine „finstere Kammer" — sie hieß auch dementsprechend — alleiniger Lebensraum, so sehen wir diesen am Ende des 18. Jahrhunderts um die sogenannten „Hohen Stubn" erweitert. Und diese Hohen Stuben, mit ihrem feinen Stuck und ihren Deckenmedaillons, sind es auch, in denen nun jene bunten Möbel stehen werden, die so viel zur Vorstellung eines oberösterreichischen Bauernbarock beigetragen haben. Auch die bemalten Möbel durchlaufen zunächst eine „schwarze Periode", die gemäß dem Gesetz der „Stilverschleppung" sogar um zwei Generationen länger dauert als bei der Tracht. Erst um 1735 lockert sich die Strenge, und an Stelle des schwarzen Grundes tritt zunächst in der Regel ein brauner. Die Malerei der Felder wird nun bunter und flächiger. Um 1770 gibt es bereits Schränke und Truhen mit rosa oder hell blauem Grund. Es beginnt die klassische Zeit des Bauern barocks, das je nach Landschaft — im Mühlviertel länger als im Süden des Landes — bis 1835 anhalten kann. War zur Zeit der Renaissance unbestritten Steyr das bedeutendste Kultur zentrum des Landes, so tritt im Barock Linz in diese Rolle. Linz wird auch in gewissem Sinne zum Mittelpunkt eines Möbeltyps, für den der Volksmund selber die Bezeichnung „Linzer Reiterkasten" geprägt hat. Diese Linzer Möbel haben das Motiv jenes Reiters gemeinsam, der zur Zeit der ständigen Kriegsgefahr von den Erbfolge- bis zu den Franzosenkriegen im Bewußtsein des Landvolkes die Rolle heutiger Panzer oder Sturzkampfgeschwader verkörperte. Gleichzeitig war die ser imponierende Reiter aber auch ein Symbol für Macht, Herrschaft und Autorität. Die schönsten Reitermöbel (aus gewogen in Farbe, Ornament, Architektur und Proportionen) fanden sich im Raum von St. Florian, die prunkvollsten — vor allem hinsichtlich ihrer Architektur — im Raum von Enns, die farbenfreudigsten und „bäuerischesten" im Raum von Kronstorf, die rötesten im Raum von Hirschbach — Freistadt und schließlich, wie sollte es anders sein, die bürgerlichsten, am meisten den furnierten Edelholzschränken angeglichenen, im Raum von Linz. Weitere Zentren oberösterreichischer Barockmöbel waren Wels und Lambach. Vor den Toren von Wels, um Gunskirchen, fanden sich gehäuft die Erzeugnisse einer Werkstätte, deren Handschrift unverkennbar ist. Ihre beliebtesten Motive sind Mariä Krönung und Maria-Hilf, der Gnadenstuhl vom Sonntagsberg, die Heiligen Sebastian und Florian und, in jeder Menge, „Soldaten", oft mit Bezeichnung „ein Soldat". Reitend findet man auf solchen Möbeln meist nur den heiligen Martin oder Georg. Eine enge Verwandtschaft zu dieser Gruppe weist eine Werk stätte auf, deren Erzeugnisse meist im Raum Offenhausen — Pichl — Bachmanning gefunden wurden. Diese Werkstätte hat ihrerseits enge Beziehungen zu Lambach. Im Umkreis des Marktes und Stiftes, das einem P. Maurus Lindemayr er möglichte, seiner volksbezogenen Muse zu huldigen, findet sich der Meister der „Jahreszeitenkästen", die zusammen mit den „Gunskirchner Möbeln", vom Standpunkt der Volkskunst aus, den unbestrittenen Höhepunkt oberösterreichischer Möbelmalerei darstellen. Volksfrömmigkeit und Volksschau spiel, Geistliches und Weltliches, herrschaftliches Vorbild, volkhafte Überlieferung und stammeseigenes Stilempfinden,
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