Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

Herrschaftliches Paar. Lebzeltmodelabgüsse, 35 cm hoch, süd deutsch-österreichisch, um 1600. Schloßmuseum Linz. Krippen überliefert haben; zwischen Schwegel und Pfeife wird unterschieden. Die Reformation hatte dem Lied im Gottesdienst größere Be achtung geschenkt. Dieser Impuls macht sich — als „gesunke nes Kulturgut" — mit der im Volk gebotenen Spätzündung auch im Bauernleben bemerkbar. Die ersten geschriebenen Liederbücher gehen in das 17. Jahrhundert zurück. Dieses Jahrhundert ist im wesentlichen auch die Ursprungszeit der zahlreichen Krippenlieder, die nicht nur im Salzkammergut — aber dort eben besonders in Schwung kamen und im 18. Jahr hundert ihren Höhepunkt erreichen. Die handfesten Texte dieser Hirtenlieder in ihrer kernigen Mundart und ihren an schaulichen Bildern sind das akustische Gegenstück der barockzeitlichen Volkskrippen, vor denen sie gesungen wur den. „Han nachtn bei insan Marktrichta" oder „He,Jodl,du rantiger Bua" und „Jesulein ganz süß und mild" — schon in den Lied anfängen spürt man den Unterschied zwischen dem etwas rauheren Wind des 17. und dem sanften Zephir des 18. Jahr hunderts deutlich. Das schwarze, rote, rosenrote und bunte Barock, wie wir es in seiner Aufeinanderfolge eingangs zu charakterisieren versucht haben, findet ganz deutlich auch in der Volkstracht Ausdruck. Während das 17. Jahrhundert bis etwa 1670 na mentlich in der Frauentracht dem Schwarz huldigt, kündigen „Der Sommer." Eine von vier allegorischen Figuren — farbig gefaßte Kleinplastiken aus Holz, ca. 18 cm hoch — auf die Jahres zeiten, um 1760. Schloßmuseum Linz. die Hirten das komische Element im Spiel. Ein Hirte, der „dalkete Bauer", übernimmt sogar eine „richtiggehende Spaß macherrolle" (A. Sturm). Der Zug zur Selbstdarstellung, Selbstironie — bis Persiflage, eignet ja zumal der oberöster reichischen Volkskultur und kann u. a. durch Hunderte von Scherzdarstellungen und -Sprüchen auf „Landler-Krügen" aus Gmundner Majolika belegt werden. Ein übrigens echt öster reichischer Zug, der, wie man sieht, im Volkstum wurzelt und über Nestroy bis zum „Herrn Karl" und zum „Wat schenmann" reicht. Das „Theaterspielen" wurde selbst ein Teil des Brauchtums. „Man" spielte oft und gerne Theater, weil „es" eben so Brauch war. Man feierte Feste nie ohne theatralische Dar bietung. So wurde zu Ehren der „durchlauchtigsten Dauphine, Erzherzogin von Österreich", Maria Antoinette anläßlich ihrer Durchfahrt durch Lambach — sie begab sich an den französi schen Hof, um Ludwig XVI. zu ehelichen — am Abend des 23. April 1770 ein großes Volksfest gegeben. Die Linzer Freytags-Ordinary-Zeitung berichtet bereits am 27. Mai; Es „wurde...auf dem hart an dem Kloster vorübergehenden Traunfluß bey bereits eingefallener Abenddemmerung von denen Salzschifleuten im Stadl auf einem großen, mit einer fürtreflichen türkischen Musik besetzten und 12 kleinen illuminierten Zillen umgebenen Schif der sogenannte Schwerdt- und Fackeltanz gehalten". Natürlich ist auch schon im Barock das „landlarisch umadrahn" der oberösterreichische Volkstanz, Man hüpft ihn bereits 1622 vor einer Mühlviertler Burg, und zur Besetzung gehört auf jeden Fall — wie wir es schon anläßlich der Hoch zeiten gehört haben — ein Dudelsack. Noch gibt es das „Haltahorn", eine Art Alphorn, wie es uns auch zahlreiche

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