Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

Tücher, die unter dem Kinn zusammengebunden waren. Es gab auch eigene „Totennonnen", genannte Klagefrauen, die das altertümliche „Brotopfer" darzubringen hatten, das heute noch in mancherlei Gebildbroten weiterlebt. Die Leiche wurde, wenn nicht gefahren, so von den nächsten Nachbarn oder den Godenkindern getragen. Die Hauptperson der Begräbnisfeierlichkeit war jedoch der Tischler, der die Rolle des Leichenbestatters im heutigen Sinn innehatte. Lr hatte unter Gebeten den Sarg zu „verschlagen", sang die Leichenlieder vor, hielt die Leichenrede und am Ende der Totenzehrung die Danksagung. Lust am Schaugepränge und Ausgestalten, das ist das Ergeb nis der Betrachtung der Volkskultur im Barockzeitalter, wo hin wir auch blicken. Sie ist die Art und Weise, die dem volksfrommen Menschen dieser Jahrhunderte entspricht und sich unschwer auf den Nenner des Volksschauspieles bringen läßt. Im Schauspiel, das alle Lebenskreise und -schichten durchzog, fand man die gemäße Art der Überhöhung des Lebens und seiner Los lösung von den Trivialitäten des Daseins. — Das eigentliche Theater des 17. und 18. Jahrhunderts — immer bezogen auf das schlichte Volk — läßt sich am besten nach den Stoffen und diese wieder in profane und geistliche gliedern. Weltliches Brauchspiel und geistliches Kult- wie Weihnachts- und Pas sionsspiel wird man leicht unterscheiden. Bei der schauspiel freudigen Linsteilung der Barockzeit sind die Übergänge na türlich fließend. Schwerttanz und Schwerttanzspiel, gern ge übt von den Knappenschaften, Zünften, Zechen und Bur schenschaften aller vier Viertel des Landes, gehen ebenso in einander über wie Weltliches und Geistliches in den Groß spielen zu Weihnacht und Ostern von St. Oswald, Gmunden, Lbensee und Ischl, Schlägl und Rohrbach, Windischgarsten, Uttendorf und Lambach. Im Ischler Krippenspiel, das 1654 erstmals aufgezeichnet wurde und seither nahezu unverändert gespielt wird, reden die Hirten und ihre Weiber urwüchsigsten Dialekt, während Maria und Josef, die Engel, Propheten und Könige ein barockes Hochdeutsch sprechen. Ein Tanz der Hirten um die Krippe ist eine echt salzkammergut-barocke Draufgabe oder, um im gewählten Jargon zu bleiben, ein „Hirtenpräsent". Im Mühlviertler Weihnachtsspiel von St. Oswald, das uns ebenfalls in seiner barocken Fassung überliefert ist, vertreten

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