Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

allein oder zusammen oder als Prograda um die Ausrichtung der Hochzeit zu kümmern hatte. Auf der Seite der Weiblich keit entsprach ihm die „Zubraut", die der Braut in allem be hilflich sein mußte. Zur Hochzeit waren der Brautvater und die Brautmutter, der Göd und die Coden, beide ranggleich mit den Brauteltern, und sämtliche „Maier und Vödern" geladen. An einigen Orten des Hausruckviertels zogen der Bräutigam und der „Zuabräuga" mit gezogenem Degen in die Kirche. Im Wirtshaus hatte sich ein „Tragsaz" (Truchseß) um Mahl und Getränke zu kümmern. Zu den „Hazatpaschana" (Hochzeitspersonen)zählten natürlich auch die Musikanten. „Drei Geign,zwo Pfeifen und an Schwegel, An deutschen Dudelsack, der ghebi is in Pfnast(= Gebläse), Und endia nu dazua an kloan und greoßn Bast"(= Baß). Schon am frühesten Morgen des Hochzeitstages hatten sich die Kameraden des Bräutigams zusammengefunden, um bis in den Vormittag „die Hochzeit anzuschießen", und Un glücksfälle sind dabei damals so häufig vorgekommen wie heute. Auf einer museal erhaltenen Hochzeitsausstattung, dem „Brautgut" einer Lambacher Bauernstochter, ist dieses ganze Hochzeitstreiben samt dem Mahl, das in Lambach am liebsten beim „Wirt za di zwen Zwilling" gehalten wurde, dargestellt. Die Ausstattung der Braut, die entsprechend dar gestellt ist, wird von dem Lambacher Dichter P. Maurus Lindemayr so beschrieben: „Zwo nagelnioi Schaubma, Sechs Pfoaden, drei Paar Schueh, zwen Hüet und zeha Haubma, Zwoa Stückel harwas Tueh,an Zenken raua Haar, Fünfhunart Gulla Geld, was s'erebt, kirnt erst nah. An Kasten hat 's mit Zinn und Messing bschlagn wia toll; Mit Zwilli, Spitz und Ziog und Gwandern gstessen voll. As sagnd a van an Gheng, als wia ma's siacht ban Aodel, Und silbri Schnür und Knöpf hätt 's extra in an Spadel, Die mit an gstickten Band recht grausam sehen und rar In Deckel und in Bodn umgflecht und Bünden war." Aber noch sind keineswegs alle Personen angeführt, die den Brautlauf des 17. und 18. Jahrhunderts so ungemein farbig gestalteten. Da ist noch die „falsche Braut", ein altes häß liches Weib, das dem Brautheischer als echt anzubinden ver sucht wird, und da kommen auch noch die „Maschkera", die am Tage nach der Hochzeit das Dorf mit ihrem Treiben in eine aufgeregte Stimmung versetzen. Oft ist es nur ein „Wurschtl", der bei der Hochzeit unversehens auftritt und seine auf Nachwuchs und Kindersegen bezüglichen Späße treibt. Natürlich hat auch der Abschluß des Lehens seine Akteure, die dem Empfinden des Volkes entsprechend in Erscheinung zu treten hatten, ist doch der „Pompe funebre" als Erfindung des Barocks nicht nur auf den herrschaftlichen Bereich be schränkt geblieben. Nur: die Leichenwagen waren nicht schwarz und silber, son dern — so im unteren Traunviertel — grün, rot, gelb und blau bemalt. Von dieser freundlichen, ja heiteren Gesinnung ge genüber dem Toten zeugen auch die im 18. Jahrhundert ein setzenden bemalten Totenschädel, nicht nur in Hallstatt, son dern vor allem im Innviertel und die bunt wie Hochzeits sträußehen oder Rekrutenbuschen schimmernden und glitzern den Totenkronen. Schön bemalt waren auch die Totenbretter, auf die man vor 1850 im ganzen Innviertel und Landl die Toten legte, ja sogar die Särge. (Beispiele dafür im Ober österreichischen Landesmuseum Linz und im Heimathaus Steyr.) Auch die Trauertracht war nicht in allen Landstrichen schwarz. Es haben sich besonders im Innviertel Reste der weißen Trauertracht in Form der „Klagtücher" erhalten, große weiße üti mm i Die blaue Muttergottes. Thronende Himmelskönigin mit Jesuskind in dunkelblauem, weiß gesticktem Seidenkleid, um 1750. Schloß museum Linz.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2