Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

I' " ■ 's!*» • ' k ' i I te. St. Florian bei Heipfau, BH. Braunau, Filialkirche, Blick von der Empore auf Hochaltar und Seitenaltäre. Dieser Bauer des 17. und des 18. Jahrhunderts glaubt so wie sein Vorfahr im Spätmittelalter mehr an das Sichtbare als an das dahinter Verborgene. Seine Verehrung und sein Kult wetteifern mit dem verehrten Sichtbaren an Schaubarkeit und Schaugepränge. Und er glaubt vor allem auch an die Autorität. Diese Autorität ist unbestritten die Kirche, in der nach dem Tridentinischen Konzil ein Wandel eingetreten ist. Während im Mittelalter noch ein ganzer Himmel von Heiligen in Kult und Wallfahrtsbrauch verehrt wurde, kon zentriert sich jetzt die Verehrung auf Maria. Allein in Ober österreich wurden seit dem Beginn der Gegenreformation 174 neue marianische Wallfahrten gegründet. Schon treten zu den Kultfiguren als Ausdruck der neuen Weltsicht 79 Kult gemälde. In Oberösterreich hat das Passauer Mariahilf-Bild einen förmlichen Siegeszug angetreten. Der Imperativ „Maria hilf!" entsprach ja vollkommen dem bäuerlichen Denken. In der glaubensseligen nachreformatorischen Zeit, die den Kult, die sichtbare Verehrung, nach der mehr geistigen der Refor mation erst wieder entdeckte, wurden natürlich auch die mit telalterlichen Heiligenwallfahrten neu belebt. Zahlreiche goti sche Kirchen behielten auch in ihrer barocken Neugestaltung die alte Ausstattung mit Heiligen bei, ja neue kamen hinzu oder wurden gegen die alten ausgewechselt. Dabei wurde auf die bäuerliche Volksfrömmigkeit und ihre Anliegen jede Rück sicht genommen. Ein prächtiges Beispiel solchen Bauern barocks ist die Wallfahrtskirche zum Hl. Florian bei Heipfau, deren gotische Gewölbe 1720 von Johann Michael Vierthaler mit reichem Stuck überzogen wurden. Im Blickpunkt des Hochaltares thront der heilige Florian von Wolken und Engeln umgeben. Ungleiche, aber für das Volk bedeutsame Helfer zu seinen beiden Seiten sind Erasmus mit der Darm winde und Eustachius mit dem Hirsch. Am Aufsatz des Schreines triumphiert Mariä Krönung. Hier haben auch noch Sebastian und Rochus Platz gefunden, die zum unerläßlichen Arsenal barocken Volksglaubens gehören. Auch die noch ältere Schicht der Brunnen-, Stein- und Baumwallfahrten fand wieder ihre Anhänger. Geradezu als Triumph des volks tümlichen barocken Kultdenkens müssen jene Marienstatuen angesehen werden, deren Brüste Wasser spenden, wie dies zu Eberschwang und in St. Margarethen bei Grieskirchen der Fall war. In Munderfing floß gar „die Milch eines Frauen bildes mit dem aus einem Kruzifix quellenden Blut in einer in der Mitte befindlichen Monstranz zusammen". Uralte Quell verehrung und barocke Heiligblut- und Marienmystik sind da eins geworden. Alle Sinne wurden bemüht, um der Gnaden teilhaftig zu werden. Zuvörderst das Auge, mit Glitz und Glanz, mit Licht und Dunkel, mit Farbe und Gestalt; dann das Ohr mit

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