Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

geführt haben, kurze Zeit später war er in Hofkirchen an der Trattnach anzutreffen, dessen Gotteshaus so grundlegend um gestaltet wurde, daß man von einem Neubau sprechen konnte. Freilich: Originalurkunden findet man dafür nicht, aber es existieren zumindest drei handschriftliche Chroniken, die übereinstimmend und überzeugend Pawanger als Architekten für Hofkirchen ausweisen. Dem entspricht auch eine stilkritische Untersuchung: Fawangers Werben um große Dimensionen, seine Art der Ge wölbegestaltung, das Aufführen der Emporen und der Chor, der mit einem Kreissegment schließt, lassen seine Manier deutlich erkennen und zeigen den damals Zweiunddreißigjährigen als einen gewandten, im Formalen sicheren Archi tekten, der unablässig bemüht war, dem Zeitgeist zu ent sprechen. Dazu kamen ein Ideenreichtum und ein Drängen nach Originalität, das bei aller Echtheit zuweilen übers Ziel schoß und Pawanger noch viele Schwierigkeiten bereiten sollte. Während der Arbeiten für Hofkirchen — sie dauerten von 1712 bis 1716 — mag Pawanger auch den Auftrag für die Barockisierung der Pfarrkirche zu Kallham erhalten haben. Leider deutet authentisch nur ein knapper Vermerk in der Pfarrchronik darauf hin: „Der Bau wurde aufgeführt von Jakob Pawanger, Kapitelbaumeister in Passau". Für Kallham soll Pawanger von 1713 bis 1719 tätig gewesen sein. Zwischendurch schuf Pawanger die Friedhofkapelle für Bayerisch-Wegscheid — vielleicht auch das Spital —, und in St. Nikola begann man im selben Jahr — 1716 — endlich mit den regulären Bauarbeiten, die sich bis 1719 hinzogen. Ein Jahr zuvor hatte Jakob Pawanger zum zweiten Mal geheiratet (30. 4. 1718), und zwar eine gewisse Anna Francisca Rieppel; gleichzeitig erhielt er den Auftrag, die Kirche des BenediktinerWosters von Niederaltaich umzubauen: Urkunden dazu haben sich erhalten. Umso bedauerlicher ist es, daß solche für die Tätigkeit Pawangers in Schärding fehlen: nach einer freundlichen Mit teilung des Stadtpfarramtes Schärding scheint der Name Pawanger nirgends auf. Dessenungeachtet glaubt man gerade für die Anwesenheit des passauischen Domkapitel-Maurer meisters in Schärding einiges berichten zu können. Danach übernahm Pawanger den Auftrag zum Umbau der Stadt pfarrkirche 1720, aber schon ein Jahr später stürzte ein Pfei ler ein, und der verantwortliche Architekt wurde nicht nur sofort entlassen — seine Nachfolger waren die Münchener Johann Gunetzrhainer und Johann Michael Fischer, der be rühmte „bayerische Fischer" —, sondern sogar eingesperrt und mit einem Prozeß belastet. Dieses Mißgeschick, gegen das sich Pawanger jahrelang er bittert verteidigte, kostete ihn auch eine sehr brauchbare Be rufung nach Deggendorf, wo man den Turmbau für die Hl. Grab-Kirche zu vergeben hatte: obwohl Pawanger seine Pläne ausführungsreif vorlegte, kamen seine Konkurrenten Gunetzrhainer und J. M.Fischer zum Zug. Deswegen war jedoch Jakob Pawanger nicht verloren. Als sich Graf Khevenhüller — der Patronatsherr der ehemaligen Wallfahrtskirche zu Attersee — nach einem Baumeister um sah, der ihm das Gotteshaus barockisieren sollte, schlug man Pawanger vor, der 1721 den Auftrag auch sofort annahm. Da zu finden sich im Pfarrarchiv von Attersee zwei Urkunden, die den Namen Pawanger ausweisen. Innerhalb der sieben Jahre, die Pawanger für Attersee auf wenden mußte, geschah viel. Zunächst starb ihm sein Sohn Franz Joseph, und das im selben Jahr — 1722 —, in dem Pawanger das Langhaus und das Presbyterium von Nieder altaich vollenden konnte: Arbeiten, die zu den bedeutendsten seiner Laufbahn gehören. 1722/23 erhöhte Pawanger den Turm der Pfarrkirche von St. Georgen im Attergau, wofür drei Urkunden zeugen, die jeden Zweifel — noch vor etlichen Jahren schrieb man diese Leistung Johann Michael Prunner zu — ausschließen: die „Thurm-Gebäu-Rechnungen" haben sich erhalten und nennen neben Pawanger seinen ständigen Vertreter in St. Georgen: Giovanni Geregetti. 1723 erlebte Jakob Pawanger den größten Triumph: er be warb sich um die Stelle eines passauischen fürstbischöflichen Hofbaumeisters und erhielt sie auch: der Dreiundvierzigjährige war damit zum Nachfolger von Architekten geworden, deren Namen und Wirken in die Universalgeschichte ein gegangen sind. Er revanchierte sich mit dem Bau der FranzXaver-Kapelle und der Sturmbergkapelle in Passau und er höhte im selben Jahr den Turm der Pfarrkirche von Sar leinsbach im Mühlviertel, wozu sich — dank der Forschungen von Gottfried Schäffer — die Urkunden im Staatsarchiv Lands hut finden. Mittlerweile kamen aus Niederaltaich böse Nachrichten: an etlichen Stellen waren gefährliche Sprünge aufgetreten — vor allem in der Sakristei und im Regularchor —,für die man Pawanger verantwortlich machte. Dem fürstbischöflichen Hof baumeister — er stand mit der Statik eben immer auf Kriegs fuß — blieb schließlich nichts anderes übrig, als seine Verfeh lungen einzusehen und den Entschluß des Konvents, ihn fristlos zu entlassen, anzuerkennen, zumal sein Schärdinger Prozeß — in ganz ähnlicher Angelegenheit — immer noch in Schwebe war. So wandte sich Pawanger wieder nach Oberösterreich, und zwar nach Taufkirchen an der Trattnach. In der Pfarrchronik ist zu lesen: „Im Jahre 1725 erhielt die Kirche ihre gegen wärtige Gestalt, so sagt das von Pfarrer Pitscheneder ge schriebene und vom 20. Juni 1839 datierte Inventar der Pfarre Taufkirchen. Diese Jahreszahl 1725 ist auch an der Ostwand der Kirche zu lesen. Es liegt sonst kein anderes Dokument vor, das über den Umbau der gotischen Kirche authentisch Aufschluß geben könnte. Auch fehlen alle Nach richten über Kosten des Baues, über Bauzeit der Sebastianikapelle und der Totenkapelle. Die Pest und das große Ster-

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