Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

.. .. A m ! Rudolf Walter Litschel Der Barockbaumeister Jakob Pawanger Hinweise für eine Biographie Hofkirchen a. d. Trattnach, Pfarrkirche, Blick in die Gewölbezone des Langhauses. Rechts unten: Attersee, Pfarrkirche, Außenansicht. Um 1700 kommt es in Süddeutschland auf dem Gebiet der bildenden Künste zu einer entscheidenden Umgruppierung: immer stärker rücken die einheimischen Architekten, Maler und Stukkateure in den Vordergrund, worauf die bisher favorisierten Italiener das Feld allmählich räumen müssen. Mitten in diese Bewegung geriet nun auch Jakob Pawanger, geboren am 28. Dezember 1680 in Wien. Sein Vater Georg hatte 1676 die Maurermeisterprüfung bei Carlo Canevale ab gelegt und galt als vielbeschäftigter Mann, obwohl sich seine einzig gesicherte Leistung nur durch die Mitarbeit beim Um bau der „Mehlgrube" unter der Leitung von Fischer von Erlach erhalten hat. Aber für die Fähigkeiten Georg Pawangers zeugt immerhin die Tatsache, daß er 1682 in die Mit gliederliste der Wiener Baumeister- und Steinmetzengenossen schaft aufgenommen wurde. Über die Jugend und Lehrzeit Jakob Pawangers, der auch als Pawagner, Perwanger, Powanger und Bachwanger unter schrieb, ist bis jetzt nichts zu erfahren. Sein erstes Auftreten hängt mit dem Umbau der Pfarrkirche Aistersheim zusam men. Es wird behauptet, daß der damals Neunzehnjährige die nicht sehr komplizierte, aber immerhin beachtliche Arbeit geplant und geleitet hätte: „Seine bereits hier zutage tretende Vorliebe für die architektonische anspruchsvolle Form der so genannten Hängekuppel — wie auch andere stilkritische Mo mente — lassen auf eine Ausbildung Pawangers in Wien schließen" (Gottfried Schäffer). Tatsächlich fehlen dafür sämt liche Unterlagen: wahrscheinlich sind sie dem Brand im Aistersheimer Pfarrhof 1768 zum Opfer gefallen. Ab 1706 kam Pawanger mit den Passauern in engen Kontakt: zunächst barockisierte er im Auftrag von Fürsterzbischof Kardinal Johann Philipp Graf Lamberg das Gotteshaus von Straßkirchen, und ab 1709 hatte er die Lambergsche Gruft kapelle nordwestlich des Passauer Domes zu gestalten. Dann kamen Kontrakte hinsichtlich der Gruft selbst (14. Juni 1709) und für die Fassade (1. August 1709). Ein Jahr später war die Arbeit vollendet. Pawanger bemühte sich dabei, auch die Kreuzgangkapellen der barocken Gesamt front des Domes anzugleichen, was ihm gelang: so „setzte er mit der architektonisch sehr geschickten Domverlängerung nach Norden die Beziehung von Dom und Domplatz erst in die richtige Proportion". Der Dank für diese Leistung blieb nicht aus: 1710 wurde Jakob Pawanger zum passauischen Domkapitel-Maurermeister ernannt. In der Folgezeit war Pawanger unermüdlich für seine geist lichen Auftraggeber beschäftigt: er erbaute das — heute nicht mehr bestehende — Pomeranzenhaus bei Schloß Hacklberg nächst Passau und die Sala terrena für die Residenz (jetzt Dompostamt), 1712 leitete er die Umbauten für den Hoch altar in der Passauer St. Michael-Kirche, und gleichzeitig war er im ehemaligen Augustiner-Chorherrenstift St. Nikola maßgeblich tätig: hier mag Pawanger auch zum ersten Mal Johann Michael Prunner, dem Linzer Architekten, begegnet sein, denn Prunner lieferte für die Barockisierung von Sankt Nikola die Pläne. Daraus entstand eine Verbindung, die jahr zehntelang anhielt und von der Pawanger in künstlerischer und gesellschaftlicher Hinsicht viel profitierte. 1712 kehrte Pawanger aber auch — er arbeitete außerdem für Kelheim und Pfarrkirchen — wieder in Oberösterreich ein: ein kleinerer Auftrag — die Barockisierung des Turmes der Pfarrkirche von Obernberg — soll ihn zunächst an den Inn

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