Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

Putti von einem Akanthusrahmen in Münsteuer von Thomas Schwanthaler. mus und zur Romantik, aber auch vom handwerklich gebun denen zum akademisch ausgebildeten Künstlertum, daneben von der vorwiegenden Holzplastik zur vorwiegenden Steinund Bronzeplastik, vollzogen. Die Probleme, die sich auch hier stellen, zu erörtern, würde die Aufgabenstellung dieses Aufsatzes weit überschreiten, soweit es mit den RokokoSchwanthalern nicht ohnehin schon geschehen ist. Was aber bleibt für den in Ried zurückgebliebenen Johann Peter den Jüngeren übrig, der als „Bildhauermeister und Zeichenlehrer" bis 1838 hier noch lebte? Vielleicht eine der „Beweinungen Christi" in bürgerlichem Rieder Besitz, deren Kasten schon Empireformen zeigt. Sicherlich eine Reihe von noch nicht genau bestimmbaren Kruzifixen; eine nach guter Überlieferung „von Schwanthaler" stammende Porträtminia tur einer Rieder Persönlichkeit, die schon in den Anfang des 19. Jahrhunderts gehört — eine durchaus dem BonaventuraSelbstporträt an die Seite zu stellende Feinarbeit. Darnach dürfte er schon einiges gekonnt haben, aber die private Auf tragslage in dem kleinen Ort war dürftig und die kirchliche in der Aufklärungszeit erschöpft. Er scheint sich auch, an gestrahlt von den klassizistischen Grabdenkmälern seines Bruders Franz Anton, mit denen allerdings selbst dieser in München anfangs Anstoß erregt hatte, in dessen Art versucht zu haben, wovon ein Beispiel, signiert „Nach Tradition von Schwanthaler", am Rieder Friedhof steht. Aber selbst die Grabsteinarbeiten wurden ihm, nach einer Rieder Quelle zu schließen, von Salzburg her konkurrenziert. So lebte der nach seiner Grabinschrift ruhige und bescheidene Mann wohl im wesentlichen von seiner Zeichenlehrstelle an der Rieder Hauptschule. Es ist nicht unbedingt nötig, aus dem kunstbiologischen Phänomen der Fortdauer einer bildhauerischen Potenz durch sieben Generationen ein Problem zu machen. Es ist zum Teil mit der handwerklichen Gebundenheit der älteren Schwan thaler zu erklären. Wohl aber liegt ein noch vielfach un gelöster Fragenkreis in dem jeweiligen Übergang dieser Kunstübung von Vater auf Sohn, in der anfänglichen Ab hängigkeit infolge der Werkstatt-Tradition und der folgenden Loslösung infolge persönlicher Ausentwicklung und geänderten Zeitstils; ein Kontinuitätsproblem also, das gerade an der lan gen Generationenfolge der Schwanthaler besonders fruchtbar zu studieren wäre. Zur Geschichte und Situation der Schwanthalerforschung: Ihre Anfänge liegen im Rahmen der heimatkundlichen Be strebungen im Innviertel knapp vor Beginn des ersten Welt krieges und bei Persönlichkeiten wie Dr. Franz Berger und Dr. Wilhelm Gärtner, die vor allem die Rieder Quellen erst malig erhoben, aber auch mit einer Schwanthaler-Ausstellung in Ried 1910 eine Erfassung der damals greifbaren Schwanthalerarbeiten und erste Zuweisungsversuche unternahmen. (Es war nicht einmal die erste Schwanthaler-Ausstellung in Ried, aber von der 1868 anläßlich der Enthüllung der Gedenk tafel am Schwanthaler-Stammhaus veranstalteten gibt es kei-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2