Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

Hl. Georg, Kleinrelief von Johann Georg Schwanthaler, signiert und datiert 1780, Privatbesitz. — Foto: Mader. Schöndorf-Vöcklabruck, Vorchdorf) die asketisch-schmalgesich tige Art Mähls fortsetzte, blieb er in den Krippenfiguren und in den Kleinreliefs, die schon G. Gugenbauer 1930 zum Großteil erfaßt hat (Heimatgaue XI/3—4), ein echter Schwanthaler. Anfänglich in der Schnitzart und in der Kom position noch etwas hart, steigert er sich in einem Rieder St. Georg von 1780 oder in einer Altöttinger „Mariae Heim suchung" zum Hochrelief, freilich noch immer ohne sichere Beherrschung der Perspektive. Daneben gibt es im Innviertler Bereich eine Fülle von Kruzi fixen und Kreuzigungsgruppen, von Standkreuzen und Hand kreuzen für den bürgerlichen Gebrauch von sehr verschiede ner Qualität, aber sicher Schwanthalerischer Faktur. Und ebenso eine ganze Gruppe von lebensgroßen Darstellungen „Christus an der Geißelsäule", wie sie in den Innviertler Bauernkapellen stehen oder standen. Wenn man hier wieder bei schwächeren Stücken von „Werkstattarbeiten" spricht (möglich, daß manches auf Vorrat gearbeitet wurde, Jahr markts- oder Hausierware waren die Schwanthaler-Kruzifixe jedoch nie), so sollte man lieber einzelne Typen unter scheiden lernen und sie den einzelnen Schwanthalern zuzu weisen versuchen. Es gibt ja in der dritten, vierten und fünften Generation, die das 18. Jahrhundert füllt und noch ins 19. her einreicht, nicht weniger als acht Schwanthaler, die, im Lebens alter sich überschneidend, in Ried und um Ried gearbeitet haben. Es gibt unter ihnen verwirrende Gleichnamigkeiten, die auch archivalische Belege unsicher machen, wie Johann Peter den Älteren und den Jüngeren oder zwei im gleichen Jahr von verschiedenen Rieder Linien geborene Franz Jakob. Es gibt unter den Kruzifixen (bei immer gleichbleibendem Christusantlitz) einen Typus mit vorgewölbtem, breitem Brust korb und tief eingezogener Magengrube und daneben einen vollkörperlichen. Es gibt neben der „Dreinagelung", die man gern (so wie die „Spreizzehen") als für die Schwanthaler ver pflichtend ansah,in einigen Fällen auch die „Viernagelung". Es gibt unter den Marien-und-Johannes-unterm-Kreuz einen schmalgesichtigen, fast modischen Typus. Da gälte es also, durch Konfrontation zahlreicher Beispiele die Meisterhände unterscheiden zu lernen — eine nicht wertlose Mühe, da Schwanthaler-Kruzifixe auch im Privatbesitz und im Kunst handel Qualitätsmarke sind. Mit den Söhnen Johann Peter des Alteren beginnt die Aus wanderung der Schwanthaler nach München, zuerst mit Franz Jakob, der seinen Bruder Franz Anton und später auch seinen Neffen Franz Xaver nachzieht und der Vater des schon in München geborenen später geadelten Ludwig von Schwan thaler wird, während von Franz Xaver der letzte Schwanthaler-Bildhauer, Professor Rudolf Schwanthaler (7. Genera tion) abstammt. Ludwig von Schwanthaler, der Hofbildhauer König Ludwigs 1. von Bayern, schafft nach Thomas und Johann Peter d. Ä. zweifellos den dritten Höhepunkt in der Geschichte dieses weitverzweigten Geschlechtes. Mit den Münchner Schwanthalern wird der Obergang zum KlassizisMaria mit Kind, ursprünglich Kanzelkrönung, in Zell am Pettenfirst, von Thomas Schwanthaler 1670. — Foto: Mader. h

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