Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

Schloßmuseum Linz, Selbstbildnis Bonaventura Schwanthalers und seiner Frau, Alabasterreliefs. Gteuer,Michaelsbrunnen im Stift 1694,Propstgrabsteine in Mar mor,auch eine Elfenbeinarbeit), aber Großwerke wie der Sankt Wolfganger Doppelaltar sind nicht mehr entstanden oder erhal ten — bis auf den Rieder ölberg, für den allerdings die Autor schaft Thomas Schwanthalers noch immer nicht unangezweifelt ist. Bruno Thomas, der verdienstvolle Herausgeber der leider vergriffenen Bildmappe „Die ölberggruppe von Ried", hat in seinem Begleittext die Qualität dieses Werkes in eine Höhe getrieben, die er einer lokalen Werkstätte wie der der Schwanthaler in Ried nicht glaubte zutrauen zu dürfen. Gleichwohl trägt es alle Schwanthalerischen Züge. Wenn archivalische Nachrichten über dieses Werk fehlen, so gibt es immerhin ein Gegenstück dazu, den 1702 von Thomas Schwanthaler für Hohenzell geschaffenen ölberg, von dem nur mehr die Mittelgruppe fragmentarisch erhalten ist. Ein Vergleich mit ihr scheint in der Komposition, vor allem in der Haltung, wie der zusammensinkende Christus vom Engel unter der Achsel gestützt wird, die Identität zu bestätigen, andere Stilelemente weisen sie ab. Am ehesten ist die Frage so zu lösen, daß der Hohenzeller die Vorstufe des Rieder ölberges darstellt, der dann als das reifste Alterswerk des 1707 gestorbenen Meisters, als sein „Schwanengesang", da stünde. Wenn sich damit der Froblemkreis um Thomas Schwanthaler schließt, so öffnet sich gleich wieder einer um dessen Sohn Bonaventura. Es ist auffällig, daß er schon zu Lebzeiten des Vaters als selbständiger Bildhauer auftritt (1701 und 1703 mit allerdings, soweit sich feststellen läßt, recht ungelenken Arbeiten für Geiersberg und Geboltskirchen). Dann stürzt sich aber der 27jährige mit dem Temperament seines Vaters in die bayerische Bauernrebellion von 1705/06 gegen die österreichische Besatzungsmacht, wird Kommandant der Artil lerie der Bauern, die Schärding erobern, tritt noch knapp vor dem unglücklichen Ende der Bauernerhebung als Emissär der Bauern in Ried auf und verschwindet dann. Bei der Ver lassenschaftsabhandlung nach seinem Vater 1710 wird er zwar als Miterbberechtigter genannt, ist aber selbst nicht an wesend und wird auch nicht als Bildhauer bezeichnet. Erst vor kurzem konnte er von Rupert Ruttmann in den Matriken von Enzenkirchen für 1721 immerhin noch als Bildhauer, ab 1722 bis 1744 als Schulmeister ebendort festgestellt werden. Eine Legende, daß Bonaventura nach der Bauernrebellion in Gmunden gelebt und gearbeitet hätte, klingt um so unwahr scheinlicher, als er sich damit in die Höhle des Löwen, eben nach Österreich, begeben hätte, und muß so lange, als dafür kein archivalischer Beleg gefunden wird, eben als Legende gelten. Wahrscheinlicher ist, daß er wie die anderen Bauern führer Meindl, Plinganser und Hofmann zunächst im Salz burgischen oder Passauischen untergetaucht und nach Wieder herstellung der bayerischen Herrschaft 1715 nach Ried zurück gekehrt ist. Die Frage nach seinem weiteren künstlerischen Schaffen stellt sich vor allem deswegen, weil ein ausgezeich netes Kleinkunstwerk von ihm bekannt ist. Es handelt sich um den aus dieser Zeit seltenen Fall eines plastischen Doppel porträts seiner selbst als Bildhauer und seiner Frau (jetzt im Schloßmuseum Linz). Die beiden barock gerahmten Alabaster reliefs tragen auf der Rückseite die zeitgenössischen Bleistift vermerke „Bonaventura Schwandahler Ried" und „Josepha Schwandahler Ried", und es gibt damit schon wieder eine Nuß zu knacken, denn die aus Enzenkirchen bekannte Frau des Bonaventura hieß Eva. Die Josefa müßte also eine erste Gattin gewesen sein. Die Qualität der Porträts nötigt zur Suche nach anderen Werken Bonaventuras, bevor er in Enzenkirchen die Bildhauerei zugunsten der Schulmeisteret an den Nagel hing oder vielleicht nur mehr nebenbei betrieb. Aus der örtsangabe Mittelstück der ölberggruppe in der Stadtpfarrkirche Ried i. I. von Thomas Schwanthaler (?).

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