Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

Max Bauböck Probleme und Situation der Schwanthaler-Forschung Fotos: Max Eiersebner und Archiv des Verfassers Die Probleme beginnen bei der Herkunft des Geschlechtes der Schwanthaler, ja schon bei der Gültigkeit dieser Namensform. „1633, 24. October, der Hanns Schwabenthaler, ein bildschnizler. Junckhfrau Catharina, des erbaren Christoph Oeberls, hovfischers zu Troschburg, bei Agnes selig eheliche thochter", so lautet die Rieder Ehematriken-Eintragung und zugleich die erste urkundliche Erwähnung eines Schwanthalers in Ried überhaupt. Etwas abschätzig: ein Bildschnitzler, wie man etwa durchziehende Soldaten eintrug; nicht einmah ob Geselle oder Meister, jedenfalls für uns boshaft lakonisch, denn über Herkunft und Eltern des Bräutigams wird zum Unterschied von der Braut nichts gesagt. Man könnte daraus schließen, daß er nicht mehr „Junggeselle", bei denen sonst die Eltern angegeben wurden, sondern schon ein Witwer war, obwohl auch diese sonst übliche Angabe unter blieben ist. Aus dem Namen Schwabenthaler hat man allzu eilig eine Herkunft aus Schwaben und damit aus dem schwäbischen Kunstkreis abgeleitet, obwohl gerade diese Namensform da gegen spricht; denn ein Ortsname Schwabenthal, von dem der Familienname kommen müßte, kann nicht dort ent standen sein, wo ohnehin ringsherum Schwaben wohnten, sondern nur, wo sie in der Diaspora lebten — etwa im schwäbisch-bairischen Mischgebiet am Lechrain oder noch ent fernter in einer Enklave, einer schwäbischen Sprachinsel im bairischen Mundartraum. Die Namensform Schwabenthaler bleibt dem Hans in allen folgenden archivalischen Erwähnungen bis zur Sterbeeintra gung: „1656, 20. November ist Hans Schwabenthaler bildthauer verschieden." Auch hier fehlt wieder die übliche Alters angabe, so daß man nicht weiß, ob sein Geburtsjahr etwa noch ins 16. Jahrhundert fällt. Sein ältester und bedeutendster Sohn Thomas wurde 1634 als Schwabenthaler geboren und heiratete 1660 noch als solcher. Aber schon sein erstes Kind wird 1661 mit „Schwanthaler" eingetragen, worauf es freilich in den Matriken und anderen Erwähnungen noch ein paar Rückfälle gibt, aber auch Übergangsformen wie Schwabmthaler, Schwanenthaler, bis die endgültige Form etwa um 1670 fest wird. — Eine Ortschaft Schwabental sucht man im bayerischen Ortsnamensverzeichnis vergeblich. Dagegen gibt es in der Gemeinde Unterburgkirchen, Pfarre Altötting, einen Einödhof Schwantal mit dem Beinamen „im Loch", und bis heute leben in Altötting Schwanthaler, z. B. der Transport unternehmer Peter Schwanthaler, dessen großbeschriftete Lastwagen man gelegentlich auch durch unsere Gegend fahren sieht. Ganz so einfach steht es aber mit dieser Entdeckung auch wieder nicht. Die Ortschaft heißt nämlich noch in der Land gerichtsbeschreibung von 1665 „Schwaintall", und schon in der Totenliste der Altöttinger Allerseelenbruderschaft von 1498 sind je zwei männliche und weibliche Schwainthaler bezeugt, darunter auch ein Hans. Der Ortsname hat nun mit dem Haustier Schwein nichts zu tun, sondern müßte heute „Schwoantal" gesprochen werden und kommt vom mittelhochdeutschen „sweinen" in der Bedeutung Baum- und Buschwerkaushauen, schwenden, „roden", also „Rodungstal", was mit dem Beinamen „im Loch", das ist „im Lach, im Forst" recht gut zusammenpaßt. Leider reichen die Altöttinger Matri ken nicht so weit zurück, um aus ihnen unseren Rieder Hans Schwainthaler, vulgo Schwabenthaler, genealogisch feststellen zu können, aber etwa seit 1680 finden sich dort in reicher Fülle Schwaintaler schon abwechselnd mit Schwantaler als Bauern und Gastwirte, und auch hier wird die Namensform Schwanthaler bald fest. Wie es zu der Rieder Namensform Schwabenthaler überhaupt kommen konnte, dafür gibt es wohl nur die eine Erklärung: Man hat den unansehnlichen „Bildschnitzler" mit der Kolonie der infolge der Schweden greuel des Jahres 1632 in Oberbayern und Schwaben über den Inn Geflüchteten, die auch nicht recht gern gesehen waren, in einen Topf geworfen und aus einem undeutlich gespro chenen und nicht mehr verstandenen Schwaintaler einen Schwabenthaler gemacht. Unser Hans mochte sich das gern gefallen lassen, weil sonst vielleicht das „Schwain-" allzu leicht in ein anrüchiges „Schwein-" hätte umkippen können. Thomas dagegen mochte über eine abgeschliffene Form „Schwamtaler" zu der Idee des stolzen „Schwanthaler" ge langt sein, wie er sich denn auch 1679 ein vornehmes „redendes" Wappenbild, einen Schwan mit einem Taler im Schnabel, erkaufte. Diese Namensaufwertung ist um dieselbe Heimathaus Ried, Kopf eines Grablegungs-Christus von Hans Schwanthaler 1641.

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