Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

dasselbe gotische Gewand und dieselbe Starrheit im Gesichts ausdruck aufweist. Der Hochaltar, der auf der Rückseite im Hauptgeschoß die Signatur trägt „Hanns Spindler, pildhauer, Hanss Schiele, Dischler, Georg Scheible, Maaler v. Weilhaimb in Bairn", ist das einzige bezeugte Altarwerk Spindlers, das fast vollständig erhalten und zur Gänze von ihm hergestellt worden ist. Er ist nicht nur sein Hauptwerk, in dem er seinen Meister Hans Degler an plastischer Substanz und Überzeugungskraft über trifft, sondern gleichzeitig auch das einzige große plastische Werk des Frühbarockstils in Oberösterreich. (Den Hochaltar von Kremsmünster kann man infolge der Verwendung von gotischer Plastik und den etwas starren Formen Deglers nicht als ein reines Werk des Frühbarocks bezeichnen.) Damit kommt dem Garstener Werk eine große Bedeutung zu. Bedauerlicher weise befindet sich dieses zum Großteil erhaltene Werk heute in verschiedenen Händen. Das Haupt- und Obergeschoß mit den dazugehörigen Plastiken finden wir in der Spitalskirche Eferding, ebenso wie den Unterteil des Untergeschosses; zwei der Plastiken des Hauptgeschosses mit den dazugehörigen Konsolen, die Hll. Katharina und Barbara, im Oberöster reichischen Landesmuseum in Linz. Dort befindet sich eben falls das Untergeschoß, dessen Plastiken St. Peter und Paul nicht mehr auffindbar sind. Zwei Wappenengel sind im Steyrer Museum,zwei Putti in der Garstener Auerkapelle von Unterdambach. Alle diese noch erhaltenen Plastiken gehören zu dem Bedeutendsten, was an österreichischer Frühbarock plastik erhalten blieb. Der Garstener Hochaltar wurde, wie bereits erwähnt, 1619 gefaßt und Ende Oktober 1620 aufgestellt-". Von seinen Plastiken ist die Madonna wohl am frühesten begonnen worden; sie weist noch die meisten Kontakte zur Reichersberger Madonna Hans Deglers auf. Allerdings ist das Fleisch schwellender gestaltet, der Mantel bricht noch in der Kurve, was ein Deglersches Motiv ist. Die Hll. Katharina und Barbara zeigen bereits einen fortgeschritteneren Stil. Die heilige Katharina weist noch die gebrochene Mantelkurve auf, während die heilige Barbara einen zügigen barocken Schwung in ihrem Gewand zeigt. Alle drei Figuren gehören dem frühbarocken Stil an, ebenso wie alle übrigen Figuren des Altares. Die Rekonstruktion, die Perndl für die Altararchitektur un ternimmt, entspricht nicht ganz den Tatsachen"". Die beiden weiblichen Heiligen befanden sich nämlich keinesfalls in der Bogenöffnung neben der Madonna, da dies platzmäßig nicht möglich gewesen wäre, auch wenn wir uns die Madonna etwas erhöht auf der Bogenöffnung des Untergeschosses denken müssen. Die beiden Heiligen standen ohne Zweifel auf den Engelskonsolen, die sich im Oberösterreichischen Landes museum befinden und ihrerseits wieder auf dem Gebälk des Untergeschosses montiert waren. Diese besitzen zusammen mit dem Risalit des Gebälks genau dieselbe Breite wie die weiblichen Heiligen. Neben ihnen außen am Gebälk waren die Hll. Benedikt und Berthold. Die weiblichen Heiligen stehen unmittelbar vor den beiden Säulen des Hauptgeschos ses und über den Nischen des Untergeschosses, in denen die Hll. Peter und Paul angebracht waren; eine von Krumper für den Hochaltar von Spital am Pyhrn angefertigte Skizze zeigt eine ähnliche Altarkonzeption"'. Das Untergeschoß weist eine größere bogenartige Öffnung auf, in der in Analogie zu Kremsmünster der Tabernakel stand, wie aus der Beschreibung hervorgeht"". Somit wird man annehmen müssen, daß auch der Hochaltar von Garsten von Hans Krumper in München entworfen wurde und er die Weilheimer Künstler mit der Ausführung beauftragte. Die beiden kleinen Stiegenaltäre befinden sich im Besitz des Diözesanmuseums in Linz. Die Altararchitektur ist verloren. Vom Verkündigungsaltar ist die Madonna erhalten, vom Märtyreraltar der Sebastian und der heilige Rochus. Sie sind in der Qualität wesentlich schwächer als der Hochaltar. Möglicherweise handelt es sich um Werkstattarbeiten Spind lers, so daß sie bereits in den frühen zwanziger Jahren ent standen sein müßten. Dies würde auch das späte Weihe datum von 1626 erklären. Seit dem Zeitpunkt, da Hans Spindler die Degler-Werkstätte in Weilheim verließ und sich auch aus dem Einflußbereich der Münchner Hofkunft Hans Krumpers entfernte, hat er nur mehr wenige Aufträge aus geführt. Keiner war mehr so bedeutend wie der des Hoch altares im Stift Garsten. Eine Erklärung dafür dürften wir. mwm Hans Spindler, Engel vom Hochaltar der Stiftskirche in Garsten, vor 1619, Steyr, Stadtmuseum.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2