Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

Hans Spindler, Madonna vom Hodialtar der Stiftskirdie in Garsten, vor 1619, Eferding, Spitalkirche. Die Figuren des Obergeschosses sowie die des heiligen Leo pold im Hauptgeschoß verschwanden, dafür wurde der Altar um die Figur des heiligen Jakobus, die sicherlich von Spindler stammt, aber nicht für diesen Altar geplant war, bereichert. Die Angaben Geistbergers, daß der heilige Jakobus vom Stifteraltar des Stiftes aus dem 18. Jahrhundert stamme, eben so wie der Tabernakel, auf dem er steht, besteht keineswegs zu Recht'". Stilistisch wäre der Heilige für das 18. Jahr hundert unmöglich. Er kam wahrscheinlich von einem noch in den Rechnungen genannten Choraltar'^. Erhalten haben sich von den barocken Figuren des Hochaltares zwei Engel, die Heiligen Bruno und Bernhard und Melchisedek und Johannes. Entgegen der Annahme Deckers, der Melchisedek und Johannes Hans Degler zuschreibt, handelt es sich bei diesen Figuren um Arbeiten Spindlers'". Sie zeigen keine stilistischen Zusammenhänge mit den Hauptfiguren Deglers an den Augsburger Altären, jedoch sehr große Ähnlichkeit mit denen Hans Spindlers von Weyer und seinem heiligen Benedikt von der Carstener Konventfassade. Degler hingegen schuf jene wenig beachteten Hll. Bruno und Bernhard, die links und rechts von der gotischen Hauptgruppe stehen. Der heilige Johannes zeigt die charakteristischen Stilmerkmale Spindlers, jene weiche, gemütsvolle und sehr rundplastische Gestaltung, die nicht so viel von den gotischen Härten des Deglerschen Stiles aufweist. Spindler gestaltet nicht in zwei Dimensionen, sondern im Rund. Wesentlich näher dem spät gotischen mageren Figurentypus Deglers kommen die Seiten figuren der Hauptgruppe. Hier finden wir dieselbe gotische Überlängtheit, Erstarrtheit in Ausdruck und Gestik und die Flachheit der Figur, wie sie für Degler charakteristisch sind. Um dieselbe Zeit wie für Kremsmünster arbeiteten Degler und Spindler auch für das Kloster Garsten sowie für die bayerischen Klöster Reichersberg und Aldersbach. Der früheste für Garsten ausgeführte Altar wurde für die Garstener Filialkirche Weyer an der Enns hergestellt. Von diesem Werk Spindlers haben sich nur mehr drei Figuren erhalten, die Madonna sowie die Heiligen Johannes und Leopold, die letzteren in einer stark entstellenden Fassung des 19. Jahr hunderts. Die Weyrer Arbeiten sind nicht archivalisch belegt und auch nicht datiert. Perndl nimmt an, daß sie 1628 ent standen sind, da sich ein 1628 datiertes Kruzifix Spindlers in der Kirche von Weyer erhalten hat". Diese Arbeit belegt je doch eine spätere Stilstufe Spindlers, ist schon rein barock und hat nichts mehr mit der manierierten Geziertheit der Madonna zu tun, die noch wesentliche Stilelemente des Deglerschen Manierismus aufweist, wie ihn zum Beispiel die Madonna vom Stift Reichersberg in Bayern (heute Ober österreich) zeigt. Die Reichersberger Madonna stammt von einem Hochaltar in der Frauenkirche, den Degler am 17. No vember 1617 bezahlt erhielt"". Für diesen Altar hat auch Hans Spindler eine Himmelfahrtsmadonna gearbeitet, die sich heute in der Filialkirche Münsteuer befindet. Diese Münsteurer Madonna entspricht bereits dem fortgeschritte nen Stil der weiblichen Heiligen des Garstener Hochaltars um 1619, so daß man den Altar in Weyer vor 1617, wahr scheinlich um 1616, wird datieren müssen. Dafür spricht auch der enge stilistische Zusammenhang zwischen den beiden Johannesfiguren der Altäre von Kremsmünster und Weyer. Am 11. Mai 1616 erhielt Georg Scheible die ersten Zahlungen für Faßarbeiten in Kremsmünster"', so daß man annehmen kann, daß die Plastiken zum Teil bereits aus Weilheim ge liefert wurden. Die Weyerer Madonna weist noch deutlich die erstarrte goti sierende Gestaltungsweise Hans Deglers auf, wie sie auch die Reichersberger Madonna zeigt. Diese blickt in strenger Frontalansicht ins Weite. Ihre Taille ist stark eingezogen, die Faltengestaltung läßt den barocken Schwung vermissen. Die Kurve, die der Mantel um die Taille schlägt, hat einen Knick statt des zügigen Schwungs, wie wir ihn bei den späteren Spindler-Madonnen im Sinne des Barockstils finden. Die Figur ist bildhaft in der Fläche gestaltet. Ähnliche Stil merkmale besitzt eben auch die Weyerer Madonna, allerdings mit den typischen SpindJerschen Zutaten: der sanften Lieb lichkeit im Ausdruck des Gesichts, die sich in weicherer Modellierung, halbgeschlossenen Augen und leichtem Neigen des Hauptes äußert. Wahrscheinlich ebenfalls aus Garsten stammt die sitzende Madonna Hans Spindlers in der österreichischen Galerie in Wien. Stilistisch etwas fortgeschrittener als die Weyerer Madonna weist sie doch noch starke Zusammenhänge mit dieser auf: das Gotisierende, Sanfte, weniger PlastischBarocke. Stilistisch vollkommen identisch mit der Wiener Madonna ist die Madonna von Aldersbach, die Feuchtmayr Hans Degler zuschreibt, da dieser am 4. Jänner 1620 wegen der „Alders-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2