Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

Hans Spindler, Pietä vom linken Seitenaltar der Stiftskirche von Garsten, um 1616, Garsten, Stiftskirche. F ' m 1621 in den Kammereirechnungen von Kremsmünster mit einem Rechnungsbetrag für die Herstellung eines Engels für den Tabernakel des Hochaltars genannt®. Daß Spindler zwei felsohne ein Schüler Deglers war, wird schon allein durch die überaus große stilistische Verwandtschaft der beiden mani festiert. Auch signiert Spindler das Hauptgeschoß des Garstener Hochaltars als „Hanns Spindler von Weilheim". Ob er gebürtiger Weilheimer war, ist eher zweifelhaft. Wahrschein lich stammte er aus der Familie Spindler von Hofegg aus Arberg bei Eichstätt, von der ein Zweig seit dem späten 16. Jahrhundert in Garsten ansässig war und die bereits zweimal dem Kloster einen Abt gestellt hatte; zur Zeit von Spindlers Tätigkeit als Stiftbildhauer von Garsten war Anton II. Spindler von Hofegg Klostervorstand^. Da man von Spindler in den Quellen wenig auffindet, da er als Meister in Weilheim nicht nachzuweisen ist, weiß man auch nichts über sein Alter. Einige Figuren der Augsburger Altäre weisen allerdings bereits auf seinen Stil hin, der moderner war als Deglers Art. Ab den vierziger Jahren sind in Oberösterreich keine Werke Spindlers mehr auffindbar, so daß man annehmen kann, daß er schon als reiferer Geselle nach Garsten gekommen ist, was verständlich erscheint, da er vor 1604 am Hochaltar der Kirche St. Ulrich und Afra in Augsburg mitgearbeitet hat. Dort schuf er den mittleren stehenden Hirtenknaben, den rechten, auf dem Dach knienden Engel in der Geburtsszene, sowie den linken SchreinWächter Johannes. Am linken Seiten altar schuf er den heiligen Rochus, den rechten Schrein wächter, am rechten Seitenaltar den heiligen Hieronymus, rechts vom Giebel. Alle diese Figuren zeigen eine wesentlich stärkere Plastizität, als sie sonst für Deglers Arbeiten charak teristisch ist. Im Faltengefüge sind sie weniger gotisch-hart. Ihre Bewegungen sind freier, ungezwungener, ihr Gesichts ausdruck sanfter, lieblicher. Sie weisen im wesentlichen schon jene Stileigenschaften auf, die für die späteren Werke Spind lers bezeichnend sind. Ihre Wirkung ist barocker, moderner. Die nächste stilistisch faßbare Zusammenarbeit zwischen bei den Künstlern stellt der Hochaltar von Kremsmünster 1614 bis 1618 dar. Sie werden wahrscheinlich auch für den Hoch altar von Spital am Pyhrn 1610/11 zusammen mit Krumper tätig gewesen sein, jedoch sind in den einschlägigen Akten die Namen der ausführenden Bildhauer nicht faßbar. Auch ist dieser Altar nicht mehr erhalten. Wie bereits erwähnt, empfahl Krumper seinen Schwager Hans Degler als fähigen Altarhersteller 1614 an das Stift Kremsmünster'". In den Kammereirechnungen des Stiftes scheint Degler selbst nie auf, da er persönlich ja nie anwesend war, sondern so wie in Spital am Pyhrn für Krumper in Weilheim mit seiner Werkstätte arbeitete. Sein Faßmaler Georg Scheible aus Weilheim, der am 5. November 1620 mit dem Stift Spital am Pyhrn einen Vertrag wegen Her stellung eines Altares in der Frauenkapelle abschloß^', war hingegen persönlich in Kremsmünster anwesend und wird in den Kammereirechnungen angeführt^^. Hans Spindler, von dem zwei der Figuren des Kremsmünsterer Hochaltares stammten, wird zum ersten Mal 1621 in den Kammerei rechnungen für Arbeiten an dem Tabernakel genannt und in Garsten wohnhaft bezeichnet'®. Bis zu dieser Zeit dürfte er sich noch in Weilheim im Atelier Deglers aufgehalten haben und daher von diesem bezahlt worden sein. Der Hochaltar von Kremsmünster ist in seiner ursprünglichen Form nicht mehr erhalten, er ist nur in einer Darstellung des Kremsmünsterer Rötelbuches von 1642 wiedergegeben. Der von Krumper entworfene Altaraufbau zeigt ein wesentlich anderes architektonisches Konzept wie die Altäre von Sankt Ulrich und Afra in Augsburg. Das Kremsmünsterer Werk wirkt mehr aus einem Guß und daher barocker als die Altar aufbauten von St. Ulrich. Während in Augsburg das Unter geschoß jeweils von einer Predella gebildet wurde, die noch ganz in gotischem Sinne gestaltet war, finden wir in Krems münster eine Nischenarchitektur, in der ein Tabernakel steht — eine sehr barocke Idee. In die Nischen sind Einzelfiguren eingepaßt. Das Hauptgeschoß wird nicht mehr von einer bildhaften reliefartigen Szene gestaltet, sondern von einzel nen Figuren, die von Johannes Peysser um 1531 für den spätgotischen Flügelaltar geschaffen worden waren. Die als Schreinwächter außerhalb der Mittelgruppe angebrachten Plastiken sind noch erhalten und stammen von Hans Degler. Das Hauptgeschoß weist infolge der Dreiteilung des Zentral blockes, die durch die drei gotischen Figuren bedingt ist, noch gewisse Manierismen auf. Manieristisch wirken auch die ge sprengten Giebel des Oberbaus sowie die Bögen mit hän genden Schlußsteinen über den beiden Schreinwächtern. Ähn liches findet man in St. Ulrich und Afra. Echt barock ist vor allem die Tabernakelidee, die Krumper auch in Spital am Pyhrn zur Anwendung brachte'''. Die Schreinerarbeit be sorgte Hans Schiele, der auch am Garstner Hochaltar arbeitete, ebenso wie Hans Spindler und Georg Scheible'®. Der Kremsmünsterer Hochaltar wurde, wie so viele andere Altäre, beim Kirchenumbau Ende des 17. Jahrhunderts ent fernt und kam nach Grünau. Dort erfuhr er einige wesent liche Veränderungen. Der Tabernakel gelangte nicht mehr zur Aufstellung, die Bögen über den seitlichen Heiligen Deglers im Hauptgeschoß wurden entfernt, das Giebelgeschoß seiner Manierismen beraubt und einer barockeren Form angeglichen.

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