Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

Lambach, Stiftskirche, Hochaltarbild Maria Himmelfahrt. Aufnahme 1957 Bundesdenkmalamt Wien. Gulden und einer güldenen Ketten von 200 Ducaten (die Er selber Ihme um den Hals geleget) samt dem Königlichen Brustbild, regalirt und beschenket." 1660 verkaufte er sein Gut in Stockau und zog nach Augs burg. Hier starb 1772 seine Frau. Seine zweite Frau, Esther Barbara Blomberg, war die Tochter eines Nürnberger Rats herrn. 1674 übersiedelte er mit seiner Frau nach Nürnberg, wo er 1688 starb. Joachim von Sandrarts Bedeutung liegt auch darin, daß er als erster deutscher Kunsthistoriker anzusehen ist. In seiner 1675 in Nürnberg erschienen „Teutschen Academie der Edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste" wird das Leben und Wirken be deutender Künstler, vor allem deutscher Meister geschildert. Die günstige Aufnahme veranlaßte Sandrart, 1679 einen „Zweiten Haupt-Theil" zu veröffentlichen. 1683 kam eine ge kürzte lateinische Ausgabe heraus. Die Bedeutung dieses Werkes liegt auch darin, daß Sandrart zahlreiche Künstler persönlich kannte und so authentische Schilderungen über deren Leben und Schaffen geben konnte. Die Kunst Rubens' schätzte er viel höher als die Rembrandts, an dem er besonders kritisierte, daß er „wider unsere Kunst regeln als die Anatomia und Maas der menschlichen Glied maßen, wider die Perspectiva und den Nutzen der antichen Statuen, wider Raphaels Zeichenkunst und vernünftige Aus bildungen, auch wider die unserer Profession höchstnöthigen Academien zu streiten und denenselben zu widersprechen, vorgebend, daß man sich einig und allein an die Natur und keine andere Regien binden solle". Hingegen schreibt er über Grünewald, daß „er in der Wahrheit den fürtreflichsten und basten gleich zu schätzen sei". In dieser „Teutschen Academie" schreibt Sandrart in der Behandlung seiner Lebensbeschreibung über die Bilder in Lambach. „Wir wollen nun auch anderer seiner vornehmsten Stucke, mit denen Ero so manchen Ort bezieret, erwähnen. Unter denselben leuchten insonderheit die sieben Altarblätter, die Er auf Erforderung des Hochlobwürdigen Herrn Praelatus Placidi in das Gotteshaus und Kloster Lambach verfärtiget, worin Er alte und junge Geist- und Weltliche, hohe und nie dere Personen, alter und neuer Weltarten, Historien und Ge dichte, Gebäude und Landschaften, Tag und Nacht, Liecht und Dunkel vorgestellt." Nach dieser Einleitung folgt eine Beschreibung der sieben Altarblätter: Mariä Himmelfahrt (Hochaltarbild), an der nördlichen Langhauswand das Rosenkranzgemälde, die Marter des heiligen Plazidus und die Marter des heiligen Sebastian, an der südlichen Langhauswand die Übergabe der Reliquien des heiligen Julian, der heilige Benedikt erweckt einen toten Knaben und der Tod des heiligen Josef. Neben der Beschreibung der Altarbilder in Sandrarts „Teutscher Academie" geben die im Lambacher Stiftsarchiv er haltenen Quellen über die Entstehung der Gemälde genaue Auskunft (Stiftsarchiv Lambach, Schuberband 530, Faszi kel 0/III/5a). Das Hochaltarbild stellt eine Mariä Himmelfahrt dar. Maria, von einer Gruppe von Engeln emporgetragen, schaut mit verklärtem Gesicht nach oben. Mit dem blaßroten Gewand und dem blauen Mantel bildet sie den Mittelpunkt gegen die dunklen Wolken, die sich schräg nach oben zu einem hellen Spalt geöffnet haben. Die weitere Farbwirkung wird durch das matte Rot und das leuchtende Blau zweier Apostel sowie durch das leuchtende Rot und Grün einer knienden Frauengestalt bestimmt. Es handelt sich hier um ein eigen händiges Werk Sandrarts, das auch von ihm signiert worden ist (freundliche Mitteilung des akadem. Malers E. Daringer). Die erste Nachricht über dieses Bild gibt uns ein Spaltzettel vom 4. Oktober 1652. Danach sollte Sandrart für 1200 Gul den bis Mai 1655 für den Hauptaltar der Stiftskirche ein Haupt- und Oberbild liefern. In einem Brief vom 2. Februar 1655 ersuchte Sandrart noch einmal um die genauen Maße des Hochaltarbildes sowie „waß für Ein Subjecto indaß kleine obere Stück gemahlt soll werden". Dieses Aufsatzbild ist Vermutlich bei der Neuaufstellung des Hochaltares unter Abt Maximilian Pagl entfernt worden. E. Hainisch vermutet, daß es sich um eine Darstellung der Dreifaltigkeit gehandelt hat. Dieser Brief gibt uns auch Auskunft über die Vielseitigkeit Sandrarts. Er befaßte sich ebenso mit landwirtschaftlichen Fragen und stand darüber mit Abt Plazidus Hieber in regem Gedankenaustausch, da der Abt bestrebt war, den in den vorangegangenen Kriegsjahren zerrütteten Viehbestand zu erneuern. Das Rosenkranzgemälde stellt den heiligen Dominikus dar, dem kniend von Maria mit dem Jesuskind der Rosenkranz übergeben wird. Die rechte untere Hälfte des Bildes nehmen die Hilfebedürftigen ein, unter ihnen auch Papst und Kaiser. Am rechten Rande ist der Auftraggeber des Bildes, Abt Plazidus Hieber von Greifenfels, dargestellt. Im linken mitt-

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