Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

Walter Luger Joachim von Sandrart und Lambach ;p . Die furchtbaren Katastrophen, die die Reformation, die Ge genreformation, in deren Gefolge der Dreißigjährige Krieg und die Türkenkriege herbeigeführt hatten, waren kaum vor bei, als sich in Österreich und im süddeutschen Raum ein ungeheurer kultureller Aufschwung anbahnte. Es begann eine Bautätigkeit, die diese Landschaft grundlegend umgestaltete. Herrscher, Adelsgeschlechter, Bischöfe und Äbte wetteiferten im Neubau herrlicher Barockschöpfungen und im Umbau zu solchen. Bald schmückten Schlösser, Klöster und Kirchen in großzügiger und prachtvoller Schönheit das ganze Land. Dieser Aufschwung mit seiner intensiven Bautätigkeit hatte auch das Stift Lambach ergriffen, da gerade in dieser Zeit hervorragende Persönlichkeiten dem Stifte vorstanden — Abt Plazidus Hieber von Greifenfels (1640 bis 1678), Abt Severin Blaß (1678 bis 1705) und Abt Maximilian Pagl (1705 bis 1725). Die große Bautätigkeit begann unter Abt Plazidus Hieber von Greifenfels. Trotz seiner Jugend — er war mit 25 Jahren Abt geworden — war es ihm gelungen, Lambach wieder in eine Blütezeit zu führen. Innerhalb des Stiftes führte er strenge Disziplin ein. Sein Einfluß reichte über Lambach und Ober österreich hinaus. Er förderte die Benediktiner-Universität in Salzburg. Er hatte sich aber auch als ständischer Abgeordneter und kaiserlicher Rat große Verdienste erworben. 1652 kaufte er das Lambacher Haus in Linz und ein Jahr später das Schloß Au bei Roitham. Die Bibliothek wurde durch Ankauf von Büchern erweitert. Die Stiftsschule erreichte eine Blüte zeit und die Kirchenmusik wurde gefördert. Eifrig wurde Theater gespielt. Neben Sprechstücken wurden damals in Lambach auch kleine Opern aufgeführt. Das Stift erhielt seine heutige Baugestalt. An Stelle der alten gotischen Kirche ließ Plazidus Hieber 1652 bis 1656 eine einschiffige Frühbarockkirche errichten. Zur Ausschmückung der Kirche berief der Abt eine Reihe bedeutender Künstler. Am 3. Oktober 1653 wurde mit dem Orgelbauer Christoph Egedacher ein Vertrag zur Errichtung einer neuen Orgel ab geschlossen, die 1657 aufgestellt wurde. Egedacher erhielt außer Quartier und Verpflegung 800 Gulden dafür. Zum wertvollsten Schmuck der Stiftskirche gehören die Altar bilder von Joachim von Sandrart. Diese Gemälde sind zum Teil in einer Komposition und Farbenpracht gehalten, die an Rubens erinnert, zum Teil in Hell-Dunkel, das an Rembrandt gemahnt, wobei eine einzige Lichtquelle die Gestalten be leuchtet. Sandrarts Lebenslauf gehört so ganz in die großzügige und bedeutende Linie der damaligen Barockkünstler. Er lebte in der Zeit der malerischen Genies, von denen er die Mehrzahl selber kannte. Der niederländische Maler Samuel van Hoogstraaten bezeichnet ihn 1651 als den größten deutschen Maler seiner Zeit. Von Fürsten wurde er fast so geehrt wie Rubens. Kaiser Ferdinand III., den Sandrart mit seiner Ge mahlin porträtierte, adelte ihn 1653 und stand mit ihm in Briefverbindung. Joachim von Sandrart wurde 1606 als Sohn wohlhabender Eltern in Frankfurt am Main geboren. Früh erkannte er seine Berufung als Künstler. Nachdem er Schüler verschiedener deutscher Meister gewesen ist, arbeitete er seit 1622 bei Egidius Sadeler in Prag. Auf dessen Rat vertauschte er die Kupferstecherei mit der Malerei. Nachdem er wieder kurze Zeit in Frankfurt lebte, zog er nach Utrecht, wo er bei Gerard ! lOACitm vtrn SAKJDRARX . jii Xiirubei-^-. Joachim v. Sandrart, Kupferstich von Joh. Leonh. Bianck, Original in der Kupferstichsammlung des Stiftes Lambach. Foto; R.Stenzel. van Honthorst lernte, den er 1627 nach England begleitete. Hier erschlossen sich ihm die bedeutenden Kunstschätze des königlichen Hofes. Sandrarts Ziel war aber Italien. Über Venedig, Bologna reiste er nach Rom, wo er sechs Jahre blieb. Nach Deutschland zurückgekehrt, heiratete er am 21. Februar 1637 Johanna von Milkau. Infolge der unsicheren Verhältnisse in Deutschland zog Sandrart mit den Seinen nach Amsterdam, wo er von 1637 bis 1642 ansässig war. Hier machte er sich als Maler und Kunst sammler einen Namen, wurde mit zahlreichen Persönlichkeiten bekannt, u. a. auch mit Rubens. Nachdem seine Frau das Gut Stockau bei Ingolstadt geerbt hatte, kehrte er nach Deutsch land zurück. 1647 wurde das Gut von französischen Truppen zerstört, doch bald nach Friedensschluß baute es Sandrart wie der auf. Eines seiner bedeutendsten Werke ist die Darstellung des großen Friedensbanketts, das am 25. September 1649 zur Feier des Westfälischen Friedens im großen Rathaussaal zu Nürnberg gegeben worden ist. Sandrart schreibt über sein Werk in der „Teutschen Academie": „Aber das herrlichste Werk, so damals aus seinem Pinsel geflossen, wäre das in Nürnberg auf dem großen Rathaussaal A. 1649 gehaltene K. Swedische Friedensbanquet, worbey alle anwesende hohe Häupter und Abgesandten, auch dieser hochlöblichen Reichs stadt Hochedler Magistrat, sich befunden, die er alle und jeder nach dem Leben darinn abgemahlet und vorgestellet. Unter aller dieser und voriger Arbeit ward Er von hochermeldten Pfalzgrafen Carolo Gustavo die ganze Zeit über kostfrey ge halten, auch für das Banquetgemälde mit 2000 Rheinischen

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