nen. Über die Kirche (begonnen 1662) und den äußeren Klo sterhof (1667) wurden die Arbeiten zum erhalten gebliebenen Wirtschaftsflügel mit Torturm und 1671 datierter Hauptein fahrt geführt (Abb. 7). Ein sorgfältiger Rekonstruktions versuch (Abb. 8) zeigt deutlicher als selbst der barocke Stich den Kern der Anlage geordnet um Fassadenhof (Innen hof) und Konventhof, bzw. zusammengesetzt aus zwei Recht eckhöfen, von denen der größere durch die Stiftskirche geteilt und nur in der nördlichen Hälfte ausgeführt wurde. Das Fehlen der Trakte im Südosten und Süden liegt begründet im starken Geländeabfall, der bereits zur Gewinnung des Plateaus umfangreiche Erdbewegungen erforderte. (Die Lage des Klosters berücksichtigt noch stark die Wehrfähigkeit.) Die axial-symmetrische Ordnung dreier um die Kirche ge lagerter Höfe bedeutete für das Barockkloster eine ideale Grundrißlösung, der man auch in Seckau nahe kommen wollte. Ja, man kann sagen, daß das Verhältnis von Kirche und Hof zueinander überhaupt das Grundmotiv der barocken Klosterordnungen darstellt. Das Mühlviertler Kloster trug noch eine andere wichtige Neuerung vor: die Einbeziehung der Wirtschaftsgebäude in den Gesamtentwurf. Sie bildeten den möglichst groß gehalte nen äußeren Klosterhof, dessen Wirkung ganz auf die mäch tige, palastartige Prälaturfassade hin ausgerichtet war. Der Gegensatz zu den niedrigen, arkadierten Vorgebäuden ist bewußt herausgestellt. Der Besucher durchschritt auf seinem Weg in die Stiftskirche drei Fronten und zwei Höfe, in denen sich wie programma tisch die wirtschaftlich-politisch-religiöse Position des Klosters darstellte. Reichersberg (Abb. 9) Unverkennbar wirkte der profane Schloßbau mit seinem in Frankreich entwickelten Ehrenhof (cour d'honneur) auf die Gestaltung derartiger äußerer Klosterhöfe ein, wie z. B. in Reichersberg, dessen ökonomiebauten im Stich von Wening (aufgenommen 1700) (Abb. 9) nur mehr wie niedrige Vor mauern behandelt werden. Für das um 1625 im Konvent begonnene Kloster fehlte zu nächst eine umfassende Planung mit einer dominierenden Mittelachse; ein Nachteil, der nicht mehr behoben werden konnte. (Die axiale Lage der Höfe im Stich ist stark ideali siert.) Da auch die Kirche wegen ihrer extremen Seitenlage und Verbauung nicht für die Aufrißerscheinung wirksam werden konnte, konzentrierte sich der künstlerische Gestal tungswille auf den vorderen Hof, Empfangshof und Prälaturhof in einem. 1688 nennen die Quellen erstmals Carlo Antonio Carlone als Stiftsbaumeister in Reichersberg beim Bau der seitlichen Abb.9 Reichersberg, Wening 1721. Arkadenflügel, doch darf man vermutlich den Beginn seiner Tätigkeit hier bis in die Bauzeit der Vorgebäude (1679 bis 1685) vorverlegen. Das Stift konnte sich nicht zum groß zügigen Abbruch älterer Baulichkeiten entschließen, so mußte Carlone vor allem in An- und Umbauten Anpassungsfähigkeit und praktisches Denken beweisen. Abschluß und Krönung seiner Arbeiten für Reichersberg war der von Wening publizierte Entwurf für eine prunkvolle Prälaturfassade, im Jahre 1699 an ihn verrechnet, aber nie ausgeführt. Garsten (Abb. 10,11) Bei Abschluß des Kirchenbaues in Garsten (1687) lag nach unserer Meinung auch ein konkretes Carlone-Projekt zur Gesamtgestalt der Klosteranlage vor. Das beweist u. a. die Stuckierung der südlich der Kirche gelegenen Abteiräume vor 1690 und die Übereinstimmung der von Carlo Antonio ge stalteten Kirchenfassade mit den angrenzenden Kloster fronten. Es erscheint auch logisch unannehmbar, daß vor 1708 nicht im Bau der westlichen Klostergebäude fortgeschritten wäre. Ge rade die eilige Bestellung Prandtauers im Jahre 1708 läßt auf größere in Arbeit stehende Vorhaben schließen, wie das in St. Florian der Fall war. Die ideale Erscheinung des Klosters finden wir heute erstmals relativ spät dargestellt in einem Aquarell von Prechler um 1717 (Abb. 10), das in Details bereits deutlich Prandtauers 1 >'(i f i t i I t M I M Ulli f jttr . / : .>>;v ■JlT-taMlf Abb. 10 Garsten, Aquarell von J. G. Prechler, um 1717, oö. Landes museum. Foto; M. Eiersebner. Formen verwertet. Die durch ihre Turmbauten als mittel alterlich gekennzeichnete Gebäudegruppe im Süden hat der Maler allerdings sehr willkürlich und falsch dem Gesamtbild angepaßt. Anders die Darstellung in der Klostertopographie von 1735 (Abb. 11), der eine hohe Wiedergabetreue zugesprochen wer den darf. In der geplanten Fortsetzung der Klostergebäude stimmen jedoch beide überein, es gab demnach eine verbind liche Vorstellung vom endgültigen Aussehen der Anlage. Der Fassadenhof sollte geschlossen werden und nur mehr in der durch Kirche und Festsaal festgelegten Klosterhaupt achse betreten werden können. Durch die Verlängerung des Südtraktes bis zum frühbarocken Konventbau hinter dem Kirchenchor wäre ein Flankenhof entstanden, dessen Pendant jenseits der Kirche aber wie in Waldhausen gefehlt hätte. (Vielleicht wegen des nahen Flußufers.) Die in Waldhausen entwickelte Hofgruppierung erweist sich also auch in Garsten als Grundlage der Gesamtordnung. Die Ausführung legte alle Kraft auf den Westhof, ohne ihn vollenden zu können. Doch handelt es sich hier nicht mehr
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