Oberösterreich, 18. Jahrgang, Heft 1, 1968

ein Zugang zur Kirche durch den Klosterbau gedacht, wie das inzwischen zerstörte Fresko der ersten Seitenkapelle links zeigte (Abb. 5). Das dort dargestellte Lünettenfenster über der Westempore mündet heute vermauert in den durch laufenden Dachraum. Kirchenlängsachse und Klosterhauptachse fielen nach diesem Plan zusammen, markiert auch durch den Hauptturm hinter dem Chorschluß. Ein nicht ausgeführter, aber im Mauerwerk angelegter dritter Turm in der Mitte des Südtraktes hätte die Symmetrie vollkommen gemacht. Eine Anlage von größter Klarheit und Geschlossenheit war erdacht. Das Kloster hat diesen Plan um 1685 aufgegeben und wenige Jahre darauf die Bauarbeiten im Norden mit einem Saaltrakt (Osten) und einer Sommerprälatur (Norden) fortgesetzt. Nicht unwahrscheinlich, daß der neue Hof völlig umbaut werden sollte, doch erlahmte das Bauvermögen bald nach 1700. Durch die neue Disposition war ein äußerer Klosterhof dazugewonnen, und der nördliche Innenhof mußte endgültig die Funktion eines Kirchenvorhofes übernehmen. Die Kirchennordwand und die gartenseitige Prälaturfront wurden zu Prunkfassaden umgestaltet, das ganze Kloster wandte sich nunmehr nach Norden, wo unbegrenzte Ausdehnungsmög lichkeit bestand und seit je die Zufahrt gelegen war. Die Klosterachse verlief nicht mehr senkrecht, sondern parallel zur Talsohle. Die Neuordnung fällt zeitlich in die Vollendung des Kirchen baues, weshalb mit großer Wahrscheinlichkeit Carlo Antonio Carlone als ihr Verfasser angenommen werden darf. Die später im Kloster beschäftigten Linzer Baumeister F. Michael Pruckmayr (ab 1697) und J. Michael Prunner folgen ihr ohne erkennbare Abänderung. Seckau (Abb.6) Die Idee des Kirchenvorhofes zählt zu den wichtigsten Moti ven im barocken Klosterbau; seine übliche Anordnung als Fassadenhof erinnert an das frühchristliche Atrium, doch wird seine Erscheinung besonders in den Alpenländern mit dem mehrstöckigen profanen Renaissancehof verbunden. In Seckau hatte Peter Carlon (t 1628) gleichzeitig mit der Westfront einen der frühesten und größten Fassadenhöfe be gonnen. Pietro Francesco Carlone vollendete ihn nach 1658 durch Ausbau der Doppelturmfassade und des südlichen Anschlußtraktes. Da.?PlJRSTC Tvmjtyft^ yffUts rn-OaiijtniciimaliTtJ ItuMJiMJjmXJJltJMJSX**JUMur^Jl1 j FiiIIIFifflSjIiIiIJJIXIfflkiIJiij trrI«Ii *IT»jr WS sich aus der Übernahme mittelalterlicher Bauten und der.Ge ländesituation ergab. Nach seiner idealen Interpretation stei gen die Kirchtürme fast im Zentrum der Anlage beherr schend empor. Waldhausen (Abb. 7, 8) Einen Kompromiß zwischen Idealplan und realer Gegeben heit mußte auch der unbekannte Entwerfer der Klosteranlage von Waldhausen schließen; er stammte ohne Zweifel aus dem Kreis der Austro-Italiener. Die Planfassung erfolgte bald nach dem Abtwechsel im Jahre 1647, denn zwei Jahre später wurde der Konventbau begonmmt id 5 ,8x1XrIn11rix/iyyüxxxyryiix M'i X X y yyuüi« x x Xnx x x x x^^tftxy x x • x x x x ak .'s t t'•a'i 77,- Abb.7 Waldhausen, um 1670. Foto: E. Widder. Abb.8 Waldhausen, Rekonstruktion, Verrette 1936. [—jr~|' "a-'JDD UU a;,- o["^ □ □ 7n(— □□ Ü ' " I K □ Dci — üArti's □ □ NENHO I: V O R Abb. 6 Seckau, Vischer 1681. K O F In Vischels Aufnahme von ca. 1675 (Abb. 6) erscheint der Klosterbau durch zwei langgestreckte Flügel im Süden und Osten in Form eines zweiten riesigen Rechteckes erweitert und in seiner Außenerscheinung von eindrucksvoller Ge schlossenheit. Dabei kaschiert der Topograph die in Wirk lichkeit verschobene und unregelmäßige Grundrißbildung, die "N-ü. ii - ni--

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