Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

besten widerstanden die Werke der Eisenkunst den späteren Neuerungen und Zerstörungen: die großen Abschlußgitter von Hans Walz in Kremsmünster (1616/18, z. T. in Heiligen kreuz bei Kremsmünster), in St. Florian (1632, jetzt Marien kapelle) und in Scblägl(1634). In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts beginnt der barocke Ausbau der Stifte und Klöster im Land ob der Enns, im 18. Jahrhundert setzt er mit vollen Akkorden ein, die Maria-Theresianische Zeit fügt die jubilierenden Töne des Rokoko hinzu. In Lambach entsteht 1652 — 1656 eine nüchterne Halle mit schwerem Stuck, die Kirche bleibt in einem Winkel der Klosteranlage verborgen; die alten Bauten werden mit Stukkatur (Kremsmünster) oder mit Stuck und kleinteiligem Freskenschmuck ausgeziert (Gleink, Baumgarten berg), es entstehen aber auch völlig neue Schöpfungen, wie die theatralisch-pompöse Stiftskirche von St. Florian, der derbere Bau von Waldhausen (wo nur ein Torso der Stifts anlage erhalten ist), die schmucküberladene intime Kirche von Schlierbach und endlich die in unseren Tagen mit Fresken schmuck versehene Kirche Engelszell (erbaut 1754 bis 1763). Nirgends gelingt in Oberösterreich die Vollendung eines symmetrischen Ausbaues, weder in Garsten, das durch den Verwendungszweck nach der Profanierung grausam verun staltet ist, noch Wilhering, wo nach der Brandkatastrophe von 1733 nur der südliche Teil der großen Anlage zur Ausfüh rung kam. Aber die dortige Stiftskirche stellt den Höhepunkt an jubelnder Farbigkeit, an zartem Zierat auf klug berechnetem Aufbau (Theateringenieur Andreas Altomonte!) dar. Hier vereinen sich Architektur und Plastik, Farbe und Stuck zu einem überwältigenden „Gloria in excelsis Deo". REISEANDENKEN SCHACHSPIELE 4020 Linz, Hauptplatz 22 Tel. 51 488 und 25 28 14 Betrieb: Melicharstraße 4a Glos - und Porzel lanmalerei Glas- und Porzellanfotografie Goldrömer, geschliffen, mit Musik Benno Hubensteiner: Vom Geist des Barock. Kultur und Frömmigkeit im alten Bayern. — München: Süddeutscher Ver lag 1967. 286 Seiten, Ganzleinen. Dieses Werk eröffnet der Kulturgeschichte neue Aspekte und erhärtet für die Kunstgeschichte die Notwendigkeit der archivalen Quellenforschung. Es ist in seiner wissenschaft lichen Bedeutung etwa gleichzusetzen der ausschließlich histo rischen Arbeit von Karl Eder (Glaubensspaltung und Land stände in Österreich ob der Enns, 1936). Sein Gegenstand ist der vielzitierte bayerische Barock mit seiner Augenscheinlich keit, die unseren gesamten Alltag erfüllt. In unseren Dörfern, Märkten, Kleinstädten und Kirchen überwiegt die barocke Kunst. Von bayerischer Stammesart wird gesagt,daß sie barock sei, nicht zuletzt wird die bayerische Leibesfülle gerne auch dem Barock angerechnet. Der Verfasser ist nun selbst un verkennbar ein echter und bewußter Bajuware. Er ist aber ebenso strenger Wissenschafter und stellt nur dar, was sich ihm aus den Archivalien ergibt. Dabei zieht er Archivalien gruppen heran, die nicht alltäglich sind. Man könnte sie als religiöse Volksliteratur bezeichnen, ergänzt von Briefen, Tage büchern, Predigtbüchern etc. Benno Hubensteiner verfährt in seiner Arbeit nach dem Rezept von Huizinga, das Bild einer Zeit zu entwerfen. Er beginnt mit der Feststellung von der „Wiedererweckung im Zeichen des Neubarocks" und er postuliert die „Frömmig keitsgeschichte als Kern". Dieses Postulat ist von der Metho dik her äußerst wichtig. Wir neigen im allgemeinen dazu, das Barock in erster Linie kunstgeschichtlich zu sehen und zu erklären. In Österreich räumt man noch der Befreiung von der Türkennot und der Idee einer imperialen Reichsverfassung ein bestimmtes Recht ein. Die Frage nach der neuerstarkten Katholizität und ihren religiösen, geistigen wie kulturellen Auswirkungen wird kaum ins Kalkül gezogen. Unsere Barockäbte betrachten wir immer noch eher in ihrer Funktion als Bauherren, wie als katholische Denker. Benno Hubenstei ner führt zunächst den „Kulturraum" in seiner ganzen Viel schichtigkeit vor. Wir lernen das Wittelsbachische Fünfeck mit seinen vielen Enklaven kennen, mit den eingestreuten bischöflichen Territorien, den Reichsgrafschaften und Reichs herrschaften und den Reichsstädten, die der Reformation unterschiedlichen Nährboden boten. Sehr deutlich zieht der Autor den „Zeitgraben des 16. Jahrhunderts", wobei mir besonders wichtig die Hinweise auf die spätgotische Volks frömmigkeit erscheinen, die in der barocken Frömmigkeit ihre geradlinige Fortsetzung fand. Wie der Raum, wird exakt auch der dynastische Rahmen mit den Wittelsbachern, die in dieser Zeit regierten, gezogen. Es werden in ihrer Bedeutung für die Gegenreformation die bayrischen Landesfürsten des 16. Jahrhunderts, Wilhelm IV., Ludwig X. und Albrecht V., vorgeführt. Es wird vorgestellt Wilhelm V. (1579—1626) und schließlich in seiner weitreichenden Wichtigkeit Kurfürst Maximilian L, der auch für die oberösterreichische Landes geschichte von Interesse ist: „Die 54 Regierungsjahre Maxi milians sind der Gipfel der von den Wittelsbachern getrage nen ,Gegenreformation', und an politischer Bedeutung läßt sich keine Regierungszeit der neueren bayerischen Geschichte mit ihnen vergleichen." Dieser äußere Rahmen wird erfüllt von dem „großen An stoß", der von außen kam, im Lande jedoch eine gerne auf genommene Wirkung fand: die neuen Orden der Jesuiten, Kapuziner, Karmeliten und der „ecole francaise". Die „Antwort des Landes" geben die Landesfürsten mit ihrem intensiven Willen zur Gegenreformation, die Bischöfe mit ihrem starken Beharrungsvermögen in mittelalterlicher Feudal gesinnung und die „Barockprälaten", von denen wir aus Ober österreich wissen, daß sie die Träger der Rekatholisierung waren. Ihnen zur Seite standen die volksgläubigen Menschen, die die eigentlichen Träger der Volksfrömmigkeit waren, und in diesem Kapitel erweist der Verfasser d;5 von ihm erarbei tete Neuland. Hier wäre anzusetzen und f rtzufahren, um im besten Sinne des Wortes die Wurzeln un; res Barocks zu er fahren. O. W.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2