Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

neuerworbenen Bände vom Buchbinder durch ein Supralibros mit Wappen und Initialen des Abtes geziert wurden. Wo sind nun die sichtbaren Zeugnisse für die religiöse Erneuerung? Die Akten und die Streitschriften der Zeit wissen viel von den Kämpfen um die Besetzung der Pfarreien mit katholischen Geistlichen zu berichten. Neben der Bautätigkeit und der künstlerischen Ausschmückung waren aber insbeson dere drei Punkte spezifische Kriterien für katholischen Geist in einem Lande, in dem der Protestantismus fast unum schränkt zu herrschen schien: die Fronleichnamsprozession, die Bruderschaften und die Wallfahrten. Die Feier des Fronleichnamsfestes war den Protestanten im mer ein Dorn im Auge. Katholische Berichterstatter beschwer ten sich darüber, daß — wie es Jakob Zetl 1619 in Steyr aus drückt — „die Lutheraner kaumb den huet vor dem hoch würdigen guett geruckht haben". Das übliche Schießen bei den vier Altären brachte z. B. am Fronleichnamstage 1626 bei Linz Unruhe in das Lager der aufständischen Bauern, da man einen Angriff vermutete. Jedenfalls trachteten die Prälaten, den alten Brauch wieder zu beleben, allerdings hatten hiebei die in der Nachbarschaft größerer Städte gelegenen Klöster ihre Schwierigkeiten. Wolfgang Lindner berichtete über die Abhaltung von Fronleichnamsprozessionen in Garsten, Gleink und Steyr; die Eisenstadt war in dieser Hinsicht ein heißer Boden, hatte doch die Markusprozession anno 1601 mit der gewaltsamen Zersprengung durch die Protestanten geendet, ja wollte man sogar die Erkrankung des dortigen Stadtpfarrers im Jahre 1609 noch auf den bei dieser Gelegenheit erhaltenen Steinwurf zurückführen. In Mondsee kam es unter Abt Christoph Wasner 1607 zur Wiederaufrichtung der verfallenen Fronleichnamsbruderschaft; vielleicht ist damit die Gewölbe dekoration im nördlichen Seitenschiff der ehemaligen Stifts kirche in Verbindung zu bringen, die adorierende Engel neben einer Monstranz zeigt. Eine besondere Stellung unter den Corporis-Christi-Bruderschaften nahm die Linzer Stadtpfarre ein. Hier war eine solche im Jahre 1588 nach dem Muster der Bruderschaft in Santa Maria sopra Minerva in Rom gegründet worden. 1615 wandten sich Abt und Konvent von Kremsmünster an die Linzer Bruderschaft mit dem Wunsche, die Kremsmünsterer Fronleichnamsbruderschaft als erste Tochter der Linzer Vereinigung anzuerkennen und einzuverleiben. Die Wallfahrtsstätten Oberösterreichs hatten im 16. und 17. Jahrhundert viel zu leiden. Von einigen Kultgegenständen wird berichtet, daß Protestanten sie zu verbrennen (Frauen stein) oder zu zerhacken versuchten (Garsten 1565,St. Georgen im Attergau 1622), andere Gnadenstätten berufen sich eigens darauf, daß ihrem Andachtsbild „weder von denen Luthera nern, Calvinisten, Flaccianern... noch von den rebellischen Bauern einige Schmach oder Unehr nicht angethan" wurde (Scharten). Galt dies in der Hauptsache für die Marienwall fahrten, so ist die beliebte Pilgerfahrt nach St. Wolfgang nie völlig zum Stillstand gekommen. Bei der Visitation des Stiftes Mondsee wird 1566 beanstandet, daß so viele Gäste herzureiten, aber auch das tägliche „Anlaufen" von „Kirchfertern", die nach St. Wolfgang reisten, wurde von den Kommissären vermerkt. Ein Gradmesser für die Beliebtheit jeder Wallfahrt sind die aufgezeichneten Mirakel. Vergleicht man die Zahl der jährlichen Gebetserhörungen zwischen 1539 und 1590 in St. Wolfgang, so schwanken die Angaben bis knapp nach der Jahrhundertmitte zwischen 10 und 54, sinken ab 1555 aber auf einstellige Zahlen ab. Das Ausbleiben vieler auswärtiger Kirchfahrer hat also die Wallfahrt zwar stark vermindert, jedoch nie gänzlich stillgelegt. Der schon mehr mals genannte Mondseer Abt Christoph Wasner hat sich schließlich um die Intensivierung große Verdienste erworben. In einem Bericht an den Kaiser aus dem Jahre 1596 spricht er von beinahe sechstausend Wallfahrern, die am Dreifaltigkeits fest zusammengeströmt waren. Mag auch dieser Bericht et- 'g:t ,«3 jvjm-KI-'v ijTiT Mondsee, ehemalige Stiftskirche, Hochaltar von Hans Waldburger, bezeichnet 1626, Feierlicher Aufbau in Schwarz-Gold. — Foto: M.Eiersebner. was gefärbt sein und wissen die Mirakelbücher aus dieser Zeit doch nur wenige Wunderheilungen zu berichten, so waren doch die Gründung einer Wolfgangsbruderschaft und die Herausgabe eines in Salzburg 1599 gedruckten Pilger buches Marksteine der Entwicklung. Wallfahrer aus dem oberösterreichischen Zentralraum sind nur in geringer Zahl namentlich überliefert. 1595 wird ein „Weibsbild" von „Kaffenstätten" unter des Prälaten von St. Florian Obrigkeit genannt (sie kam wohl aus Raffelstätten), 1606 opfert die Mautnerin von Mauthausen, Rosina Lachin, einen silbernen vergoldeten Becher für die Kommunikanten — hat man in St. Wolfgang damals noch das Abendmahl in beiden Gestalten gereicht? Neben dem kaiserlichen Mautpersonal (auch von Linz) zählen die Hofwirtin von Kremsmünster, die Organi stin von Vöcklabruck und ein Leutnant von Gallneukirchen zu den Personen, deren Gebetserhörungen zwischen 1620 und 1640 verzeichnet wurden. Daß die Wallfahrt um die Jahr hundertwende nicht immer gefahrlos war, beweist der Über fall auf etwa dreihundert Pilger aus Kremsmünsterer Pfarren, die mit fünf Fahnen in der Woche nach Pfingsten 1598 Gmunden passierten. Die protestantischen Angreifer versuch ten eine Frau in die Traun zu werfen, ja bei der Rückkehr der Wallfahrer am 18. Mai 1598 wurde der Pilgerzug neuerlich angegriffen; Menschen wurden niedergetreten, eine Schwan gere starb zwei Tage später an den erlittenen Verletzungen.

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