Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

w ||{S| m Geistliche Professoren: Gymnasialdirektor und Oberstudienräte Die alte Stiftsbibliothek ist zu klein geworden ... Der Abt prägt und führt die Gemein schaft — DDr. Albert Bruckmayr in Wien, Graz und Salzburg. Im Kloster selbst sind nur 30 Priester. Den Abt mitgerechnet, arbeiten fünf Priester in der Verwaltung (Forst, Landwirtschaft, Rentamt), haben aber dazu noch z. T. schwere seelsorgliche Verpflichtungen. Pfarrseelsorge Die Pfarrseelsorge gehört jetzt (als österreichisches Spezifikum) zu den Hauptaufgaben des Klosters. Die Pfarreien sind dem Stift „inkorporiert", d. h. eingegliedert. Das Kloster ist der Pfarrer. Der Mönch, den der Abt hinausschickt, ist Pfarr vikar mit allen Rechten und Pflichten eines Pfarrers. Als Ordensmann untersteht er dem Abt, in seiner Tätigkeit als Seelsorger dem Bischof von Linz (Graz). Der Bischof ernennt den Mönch als Pfarrvikar, den ihm der Abt „präsentiert". Inmitten der Diözese Linz, eines (für Österreich) „jungen" Bistums, weil es erst 1785 gegründet worden ist, liegt fast geschlossen der Seelsorgsbereich des Stiftes — ein glücklicher Sonderfall. (Müßte der Abt plötzlich alle Patres ins Kloster rufen, so wäre das heute in einer Stunde möglich.) Über 50.000 Seelen und 42 Kirchen werden von Kremsmünster aus betreut. Über mehrere Dekanate erstreckt sich dieses geist liche Gebiet. Zwei Patres von Kremsmünster sind Dechante. Im Ausmaß hat sich dieses geistliche Territorium — einst unser Missionsgebiet, das vorher, wie fast ganz Ober- und Niederösterreich, zur Diözese Passau gehört hat — kaum ver ändert. Nur ist zur Zeit Kaiser Josephs II. die Zahl der Pfarreien von 16 auf 26 erhöht worden. Ein mitbrüderliches Verhältnis herrscht zwischen Welt- und Ordensklerus; ein gutes und vertrauensvolles zum Bischof von Linz. Er hat die Stifte, die fast ein Drittel der Pfarreien seiner Diözese pastorieren, die „Fixsterne" seines Bistums genannt. Gemeinsam tragen Diözese und Stift die finanziellen Lasten, die etwa auch Kirchenrenovierungen und Neubauten von Kirchen bringen. Im schönen oberösterreichischen Almtal, fast schon im Gebirge, wurde für den Industrieort Scharnstein Kirche und Seelsorgerhaus neu gebaut. Vor den Toren von Linz, in Neuhofen, ist ebenso der Neubau der Kirche bereits begonnen. Fast als Paradigma der Neugestaltung einer alten gotischen Kirche kann die Restaurierung der Pfarrkirche von Sipbachzell gelten, wo nach Entfernung der keineswegs denk malwürdigen neugotischen Einrichtung ein heller, klarer Raum entstanden ist, der mit seinem Altar versus populum den neuen liturgischen Anforderungen entspricht und auch künstlerisch ansprechend ist — was man ja nicht von allen ähnlichen „Neu gestaltungen" behaupten kann. Die Arbeit der Seelsorger im einzelnen zu schildern, ist unmöglich und wohl auch nicht nötig. Der Problematik — Leben im Kloster und Pfarrseelsorge — sind wir uns durch aus bewußt. Nur lehnen wir die Gleichung: Josephinismus = Pfarrseelsorge durch Mönche, wegen der falschen Prämissen ab. Nicht erst seit Joseph II. haben wir selbst die Pfarrer gestellt, schon seit der sogenannten Gegenreformation. Immer dann, wenn die Kirche in Gefahr gewesen ist oder die Kirche uns gebraucht hat, sind die Mönche in die Bresche gesprun gen. Bereits unter Gregor d. Großen. Wir glauben, daß wir uns hier in Österreich nicht in eine „splendid isolation" zurückziehen dürfen, wenn das Volk Gottes den Priester braucht. Der örden des hl. Benedikt ist nun einmal heute kein Laienorden mehr,sondern ein Priesterorden. Oft und oft müssen die Patres im Kloster ihren Mitbrüdern auf den Pfarren Seelsorgsaushilfe leisten. Trotz vieler freu diger Helfer aus dem Welt- und Ördensklerus braucht Maria zell von Mai bis Oktober an jedem Wochenende noch zusätz lich drei bis vier Priester aus Kremsmünster. Ein anstrengender zusätzlicher Dienst! Denn seit vorigem Jahr haben wir die Wallfahrtsortseelsorge in Mariazell übernommen. Für welche Zeit, weiß Gott allein. Aber wir konnten uns dem Ruf der österreichischen Bene diktinerkongregation nicht verschließen, diesen österreichi schen benediktinischen Wallfahrtsort in die Aufgaben unseres Hauses aufzunehmen. St. Lambrecht, der Gründer und jahr hundertelange Betreuer dieser Gnadenstätte, kann es momen tan nicht. Die Erwartungen in ein selbständiges Priorat haben sich nicht erfüllt. So sind wir jetzt Treuhänder des steirischen Stiftes. Nicht schlechte — so hoffen wir. Daß die Aufgabe groß und verantwortungsvoll ist, sagt eine Zahl: 500.000 Pilger kommen jährlich nach Mariazell! Wir sehen hier einen Ruf Gottes und eine Aufgabe für die Kirche in Österreich.

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