Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

Als Arbeitsgebiet erhielt er zuerst die Bibliothek zugewie sen, die er mit Hilfe von Novizen neu ordnete und katalogi sierte, und kurz darauf auch das Archiv, das für seine histo rischen Forschungen so bedeutungsvoll wurde. Der Seelsorge blieb er als Stiftskatechet und Hilfspriester verbunden. Meindls Fähigkeiten traten bald hervor. Sie fanden ihre erste Anerkennung, als 1873 ein neuer Stiftsdechant gewählt wer den sollte und die Partei der jungen Generation ihm ihre Stimme gab, obwohl er der zweitjüngste der Kapitulare war. Zwei Jahre später, nach dem Tode des 82jährigen Propstes, kam es bei der Prälatenwahl erneut zu einer Kampfabstim mung. Die Mehrheit für Konrad Meindl schien schon ge sichert, doch im entscheidenden Augenblick erhielt der ältere Bernhard Appel das Votum. Meindl verblieb im Dechantsamt bis zur Wahl zum Propst im Jahre 1900. Er war bereits 56 Jahre alt, als er dieses Amt antrat, eine gereifte Persönlichkeit von Rang und Namen und mehrfach ausgezeichnet. Durch die lange Amtszeit als Dechant kannte er die Probleme des Stiftes eingehend. Aufgewachsen in der Zeit des Liberalismus und Antiklerikalismus, wandte er nun seine Fürsorge der Stärkung der religiösen Kräfte zu. In die sem Sinne galten seine ersten Maßnahmen als Propst der Hebung des klösterlichen Geistes und der Disziplin. So führte er ein, daß das Chorgebet wieder ganz zu beten sei und täg lich nach der Vesper ein Abschnitt aus der „Nachfolge Christi gelesen werde. Es kränkte Meindl tief, wenn jemand zum Chorgebet zu spät erschien oder gar fehlte, denn er selbst war immer der erste. Um den Herren das Chorgebet zu erleichtern, richtete er dazu das Sommerrefektorium ein und ließ eigene Chorstühle anfertigen. Für die notwendigen Erneuerungen im Kloster und in der Kirche legte er sich einen Plan für zehn Jahre zurecht. Noch im Sommer 1900 bezog er den Kreuzgang in die Klausur ein, restaurierte 1901 den ebenerdigen Prälatursaal gegenüber der Küche, ließ die hölzerne Renaissancekassettendecke wiederherstellen und schmückte die Wände mit den Prälaten wappen. Als im Dezember 1901 der Stiftsmeierhof abbrannte, begann der Propst bereits im Jänner mit dem Wiederaufbau, der 121.395 kr. kostete. 1905 verkaufte er das Schloß Hoch wolkersdorf und erwarb für das Geld etwa 70 Joch Wald in Niederösterreich. 1906 begannen die Restaurierungsarbeiten in der Kirche. Erstmals wurden die Cewölbefresken Chr. Winks gereinigt, die Sprünge vergipst und einzelne Stellen der Dekorationsmalerei ergänzt sowie die Wände ge weißt. Im folgenden Jahr ließ Meindl den Kreuz- und Marienaltar neu marmorieren und vergolden, die Chorstühle ausbessern, frisch lackieren und ebenfalls vergolden. Auch beim mächtigen Holzrahmen, den 1702 Thomas Schwanthaler geschnitzt hatte, mußte die Vergoldung erneuert werden. Der Prälat beschäftigte sich aber auch sehr gerne mit wirt schaftlichen Belangen, worin er gediegene Kenntnisse besaß. Deshalb übernahm er das Rentamt selbst und behielt es bis zu seinem Tode. Er verstand es, ausgezeichnet zu wirtschaf ten und hielt sich streng an das Rezept, keine Ausgabe zu machen, die nicht gedeckt war. Dadurch gelang es ihm, trotz vielfachen Neubauten, Ausbesserungsarbeiten und Zuschüssen in den Patronatspfarren, jedes Jahr etwas zu ersparen. Interessehalber sei noch angeführt, daß Konrad Meindl 1886 einen Entwurf für eine Brücke in Holzkonstruktion über den Inn zwischen Obernberg und Egglfing machte, ein Ge danke, der erst 1965 verwirklicht wurde, wenn auch nicht nach Meindls Plan. Am Fronleichnamstag des Jahres 1915 erkrankte der Prälat, der sein ganzes bisheriges Leben ge sund gewesen war, und nach kurzem Leiden starb er am 12. 7. 1915. Unter ungewöhnlicher Beteiligung aller Be völkerungskreise wurde er in seinem geliebten Stift beige setzt. Dem eifrigen, pflichtbewußten Chorherren Meindl stand der ebenso unermüdlich forschende und schreibende Gelehrte CmAm HM, (kctoi I i , V Propst Konrad Meindl (1900—191S). gegenüber. Sein Biograph, Hofrat Dr. F. Berger, meint, daß auf Konrad Meindl die Worte anzuwenden wären wie für Beda den Ehrwürdigen: Niemals war er müßig, niemals unter ließ er das Studium, immer las er, immer schrieb er, immer betete er." Seinem Vorsatz gemäß schrieb er jeden Tag einen Bogen voll, auch an Festtagen. Dazu kam, daß er eine leichte Feder hatte und ungemein rasch arbeitete. So ist es kein Wunder, daß ein reiches heimatkundliches Schrifttum entstand, das 43 Abhandlungen zur Heimat geschichte umfaßt, davon 21 selbständige Werke, 12 in Zeit schriften und zehn in Handschriften. Seine Begeisterung für die Geschichte wurde sicher in seiner Studienzeit in St. Flo rian begründet, wo er die Florianer historische Schule un mittelbar erlebte und die Werke von Franz Kurz, Franz Pritz und Pillwein für ihn wegweisend wurden. Von Bedeu tung waren auch die Arbeiten Josef Caisbergers und Johann Ev. Lamprechts, mit dem ihn eine tiefe Freundschaft verband. Am bekanntesten von seinen Werken wurden wohl „Die Schicksale des Stiftes Reichersberg von 1770—1822", Passau 1873; „Geschichte des Marktes und der Pfarre Obernberg am Inn",2 Bde.,1875;„Geschichte der Stadt Braunau am Inn", 2 Teile, Braunau 1882; „Catalogus Oö. Canonicorum regularium Reichersberg", Lincii 1884; „Leben und Wirken des

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