Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

ins Fenster eindringen kann. Beim Betonglasfenster wird etwa 2 cm starkes Fensterglas direkt in Beton vergossen. Das klingt sehr handwerklich und ist es ja auch. Aber die Glas technik ist zugleich der Weg, jenes Geheimnis der Glas malerei in den Griff zu bekommen, das das Licht ist. Das Licht, das im Alten und im Neuen Testament und auch in den Schriften der Kirchenväter als Symbol der Herrlichkeit Gottes, seiner Macht und seiner Größe angesprochen wird. Mit Hilfe dieser Technik gelingt es dem zeitgenössischen Künstler wie einst dem Meister der gotischen Glasfenster, diesem Lichtsymbol einzigartigen Ausdruck zu geben. Wir wissen, daß der Mensch von heute genauso empfänglich ist wie jener des Mittelalters, dieses lebendige Symbol anzuneh men. Der Erbauer der Kathedrale Saint Denise, der Benedik tinerabt Suger, hat im 12. Jahrhundert in seinen Schriften über den Kirchenbau begeisterte Worte über das Licht gefunden, das den Chor durchstrahlt. Man versteht, daß diese Epoche, die der Philosophie des Lichtes eine so große Bedeutung schenkte, die Kirchenräume mit Hilfe leuchtender Glasfenster transzendieren und zu einem Stück Himmel oder doch zu einem Vorhof werden ließ. Aus aller Welt berief dieser Abt die Künstler, die diese Fenster schufen. Frankreich hat auch im 19. und 20. Jahrhundert wesentlich zur Wiederbelebung der alten Glastechnik beigetragen und die Gläser, die in Schlierbach zum größten Teil verarbeitet werden, kommen wieder aus Frankreich. Wir müssen darüber glücklich sein, daß durch eine Werkstätte wie Schlierbach eine zeitgenös sische Formensprache in dieser ehrwürdigen Technik gepflegt wird und daß wir in Österreich über künstlerische Kräfte verfügen, die die großen Aufgaben der Kirchenkunst heute auf diesem Sektor bewältigen können. RUDOLF WALTER LITSCHEL Kunststätten in Oberösterreich Führer zu hundert bekannten und weniger bekannten Kunstwerken. 166 Seiten Text, 108 Bildseiten auf Kunstdruckpapier, Ganzleinen, mehrfarbiger Schutzumschlag. S 98.- „...In ansprechender, alles Wesentliche skizzierender Prosa schildert er seine Streifzüge durch das Land ob der Enns, die den ganzen Reichtum seiner berühmten und auch seiner fast unbekannten Schätze erschlos sen...Ein Buch, nach dem sich gut reisen läßt." DIE FURCHE,Wien Durch jede Buchhandlung Oberösterreichischer Landesverlag Linz Linz und seine Kirchen ffll I j Barockkirchen an der Linzer Landstraße In einer Urkunde aus dem lahr 799 werden Martinskirche und Schloß In Linz besonders erwähnt: Weitiiche Verwaitung und Christianisierung sind für die frühmittelalterliche Ge schichte von Linz in gleicher Weise von Bedeutung. Daher kommt es, daß in der oö. Landeshauptstadt In allen Jahrhunderten Kirchen und Kapellen errichtet wurden, die sehr bemerkenswert sind. Neben der Martinskirche, dem ältesten ursprünglich erhaltenen Gotteshaus in Linz, muß die Stadtpfarrkirche als ursprünglich gotischer Bau genannt wer den. Bis zu Kaiser losef Ii. blieb sie die einzige Pfarre in Linz: gerade deshalb wurden an ihr immer wieder bauliche Veränderungen vorgenommen. Kann man an der Martins kirche in typischen Elementen mittelalterliche Baustilkunde betreiben, so ist die Stadtpfarrkirche gleichsam die Fort setzung bis in die barocke Zeit hinein. Gerade diese Epoche aber ist in Linz durch Sakralbauten vertreten, die eine ein zigartige Entwicklung des Barockstiis in allen Nuancen dar steilen: angefangen bei der frühbarocken Ignatiuskirche über Karmelitenkirche, Kapelle der Barmherzigen Brüder, Ursulinenkirche bis zur spätbarocken Minoritenkirche. im 19. Jahrhundert tritt Linz mit einem kirchlichen Bauvorhaben auf, das weithin Aufsehen erregt. Einer der besten Kenner der Neugotik, der Vollender des Kölner Domes, Vinzenz Statz, errichtet den Mariendom, der die größte Kirche Öster reichs werden sollte. Dem gewaltigen Wachstum der Stadt Linz nach dem zweiten Weltkrieg entspricht eine Reihe moderner Kirchenbauten, die zum Teil sehr beachtliche architektonische Leistungen darsteilen. Wer sich für die Geschichte des oö. Kloster- und Kirchenbaues interessiert, wird gut daran tun, in seine Studienreise auch Linz einzubeziehen. Das „Städtische Fremdenverkehrsbüro", Hauptpiatz 8/9 und Hauptbahnhof, ist in jeder Weise behilflich.

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