Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

eher Hingabe fremden wie eigenen Ideen. Aus der Fülle der Aufträge zwischen den beiden Weltkriegen sei erinnert an die Fenster für Wien-Dornbach, für jene in der damals neu erbauten Kirche in Attnang-Puchbeim, die leider durch das schwere Bombardement zu Ende des zweiten Weltkrieges zerstört wurden. Die Fenster der Gnadenkapelle in der Christ königskirche in Urfahr, Großraming, Niederwaldkirchen, in Engelhartszell seien wenigstens noch angeführt. Die gemeinsame Arbeit der Brüder Raukamp fand allerdings schon 1926 ein Ende, weil damals Wilhelm Raukamp in das Kloster Schlierbach eintrat, wo er 1933 zum Priester ge weiht wurde. So gab es schon früh eine Verbindung von dieser Werkstätte nach Schlierbach und als Linz im letzten Weltkrieg immer mehr zum Ziel schwerer Bombenangriffe wurde, begann Josef Raukamp, seine wertvollen Glasvorräte in das Voralpenkloster zu verlegen. Der Siebzigjährige erhielt 1951 in Anerkennung als Pionier der neuen Glastechnik vom Bundespräsidenten den Professorentitel verliehen. Bedacht auf den Fortbestand seines Lebenswerkes, vertraute Professor Josef Raukamp 1953 seine Werkstätte endgültig dem Kloster Schlierbach an. Hier nahm sich nun sein Bruder Wilhelm als Pater Petrus nach genau zwanzigjähriger Unterbrechung eige ner Werkstättenarbeit wieder dieser Tätigkeit an, die auf tragsmäßig infolge der vielen Kriegsschäden und der nun immer stärker einsetzenden Restaurierungsarbeiten einen ge sunden Boden hatte. Mit freudiger Anteilnahme konnte der ältere Bruder, der als familiaris auch geistig mit der Ordens gemeinschaft verbunden war, noch eine Reihe von Jahren verfolgen, wie sein Werk durch das Verständnis der Äbte am neuen Ort wuchs und gedieh, bis er im Jahre 1960 in seinem Linzer Heim am Römerberg für immer die Augen schloß. So hat sich aus kleinen und notvollen Anfängen der Nach kriegszeit im Kloster Schlierbach durch zielstrebige Planung und Arbeit jene Glasmalereiwerkstätte entwickelt, die ihr Wirkungsfeld immer weiter ausdehnen konnte. Begann man zunächst mit der Herstellung von Fenstern für den eigenen Bedarf und allmählich für die Kirchen der näheren und wei teren Umgebung, so mußten nach und nach immer mehr zu sätzliche Kräfte in die Werkstätte eingestellt und ausgebildet werden, da sich die Aufträge mehrten. So hat sich innerhalb von zwei Jahrzehnten in Oberösterreich ein klösterliches Zen trum sakralen Kunstschaffens gebildet und entwickelt, dessen Werkstätte dafür bekannt ist, daß sie den Entwürfen der an gesehensten Künstler bei der Ausführung jene liebevolle Sorgfalt angedeihen läßt, die notwendig ist für die Über setzung eines poetischen Entwurfs in die materielle Wirklich keit der Glastechnik, die ihre eigene strenge Gesetzlichkeit hat und doch aber das ausgeführte Werk nicht kunsthand werklich belasten darf. Neben dem Bleiglasfenster fand im letzten Jahrzehnt immer mehr auch das von Frankreich kom mende Betondickglas Verwendung, das den neuen architek tonischen Ideen entgegenkam. Gerade hierin sehen wir ein Beispiel, wie die Technik freilich nicht entscheidend ist für die Qualität eines Kunstwerkes, wo es genug Künstler gibt, die ihre Ideen einmal in dieser und dann wieder in jener Technik zum Ausdruck bringen. Man kann sagen, daß eine stattliche Reihe namhaftester österreichischer Künstler in die ser Werkstätte ihre Arbeiten ausführen ließen und daß diese natürlich weit über den oberösterreichischen Raum hinaus gelangt sind. Einige wenige Namen seien hier Richtung angebend genannt: Margret Bilger, Mario Decleva, Fritz Fröhlich, Rudolf Kolbitsch, Josef Mikl, Hans Plank, Lydia Roppolt, Alfred Stifter und Rudolf Szyszkowitz, von bedeutenden ausländischen Künstlern, deren Werke in Schlierbach ausgeführt wurden, sei vor allem Georg Meistermann genannt. Die Arbeiten von Schlierbach sind aber auch nach anderen Kontinenten gelangt: 1954 kam ein Auftrag aus Kanada, 1960 einer aus Nord amerika, 1961 wurden 16 Fenster für die Gedächtniskirche in Hiroshima in Japan angefertigt und erst 1965 wurden hier in Schlierbach die 48 Fenster für die Verkündigungsbasilika in Nazareth im Heiligen Land ausgeführt. Nach dem Heimgang des Pater Petrus im Jahre 1963 war das Aufbauwerk dieser Werkstätte so weit konsolidiert, daß eine Reihe von Handwerksmeistern unter der Leitung von Pater Tecelin Kummer mit größtem Einsatz das Erbe der Brüder Raukamp in dieser Stiftswerkstätte fortsetzen konnte. Es gibt in Österreich nur diese eine Werkstätte unter der Obhut eines Klosters. Das künstlerische Feingefühl und die hand werkliche Güte der Ausführungen prädestinieren diese Werk stätte zur Lösung jener entscheidenden Aufgaben, die die Kirchenarchitektur unserer Tage gerade der Gestaltung der Fensterflächen zuweist, wir müssen jedoch gleichzeitig sagen, daß aber auch die alten Kirchenräume die Wirkung des Glas fensters brauchen. Das können in Räumen mit Barockaus stattungen grautönige Ornamentverglasungen sein, vor allem aber wird hier auf die Behandlung der Fensteröffnungen in gotischen Kirchenräumen hingewiesen, die nach Farbe und Gestaltung, sei diese nun figural oder abstrakt, verlangen. Das Fenster ist schon in den Kathedralen Frankreichs ein bedeutender Teil der Wand gewesen, durch diese leuchtenden Fenster wird eine ganz neue Art der Belichtung geschaffen, die gerade auch für den alten Kirchenraum entscheidend ist. Ein interessantes Beispiel dieser Art hat die Glasmalereiwerk stätte Schlierbach nach Entwürfen von Lydia Roppolt für die Pfarrkirche Kirchdorf an der Krems gesetzt, die Fenster der Pfarrkirche Rainbach im Mühlkreis nach Entwürfen von Margret Bilger sind ein Beispiel und erst vor kurzem wurden die Fenster nach Entwürfen von Rudolf Kolbitsch in der Pfarrkirche Wernstein am Inn versetzt. Die Gestaltung der gotischen Fenster in der Laurentiuskirche zu Lorch, Enns, durch denselben Künstler wird ein weiteres Denkmal dieser Gesin nung werden, die die Bedeutung des Fensters für die neue und für die alte Architektur wieder sieht. Nachdem im vor hergehenden von Betonfenstern die Rede war, die von der zeitgenössischen Architektur als Gestaltungsmittel eingesetzt werden, sei hier im besonderen auf das Franziskusfenster Margret Bilgers in der Hauskapelle der Armen Schulschwe stern in Vöcklabruck verwiesen, das wir in farbiger Bild wiedergabe zeigen. Rudolf Kolbitsch gestaltete für die Alters heimkapelle des gleichen Ordens ein Betonglasfenster mit Darstellung des Pfingstwunders, das, in Quadratmetern ge messen, als bisher größtes Werk dieses Künstlers anzuspre chen ist. Der 1:1 Karton zu diesem Fenster, dessen Pause als Unterlage für die Schneidearbeit des Farbglases vonnöten war, kann ebenfalls im Bilde in der barocken Umgebung des Bern hardisaales betrachtet werden. Er bedeckte beinahe die ge samte Bodenfläche dieses qualitätvollen Barockraumes. Es ist vielleicht doch sinnvoll, noch kurz auf die Technik der sogenannten „Glasmalerei" einzugehen, die immer noch fälschlich als Malerei auf Glas, wie es etwa die Hinterglas malerei wirklich ist, verstanden wird. Die „Glasmalerei" ist Malen mit Glas! Nicht der Pinsel, sondern der Diamant ist das wichtigste Werkzeug. Die von den Glashütten bezogenen Farbgläser werden nach papierener Vorlage mit dem Diamant ausgeschnitten und dann mit Bleiruten als Fassung mosaik artig zusammengefügt. Mit dem Pinsel wird dann mit dem sogenannten Schwarzlot (ein Gemisch von Eisen- und Blei oxyden, ganz fein gepulvert) auf dem Glas nun das gemalt, was man nicht mit den Bleiruten darstellen kann, zum Bei spiel Gesichtszeichnung und Hände einer Figur oder auch den Faltenwurf eines Gewandes. Das Schwarzlot wird dann im elektrischen Brennofen eingebrannt, dann werden die Glas scheiben mit Bleiruten verbunden und alle Zwischenräume zwischen dem Glas und dem Blei verkittet, damit kein Wasser

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