und er wird mit der Gegenwart dieser Gemeinschaften kon frontiert. Für viele wird dies eine Überraschung sein, da sie gewohnt sind, in einem Stift vor allem einen Ort musealer Kunstüberlieferung zu sehen, einen Ort der Vergangenheit, nicht der Gegenwart. Die Darstellung wird vom Bild her unterstützt, das nun nicht mit Kunstschätzen beginnt, son dern mit der Verlebendigung des heutigen Ordenslebens. Sodann werden die einzelnen Stifte in systematischer Reihen folge geschildert, wobei historische und kunstgeschichtliche Erläuterung auseinander gehalten werden — auch in der Typographie. Der Autor ist ein sachkundiger Interpret, ihm ist das wissenschaftliche Material bis zum jüngsten Stand der Forschung vertraut und er versteht sich auch auf eine straffe Formulierung. So ist der Band Handbuch und Kunst führer zugleich. Aus Oberösterreich werden die acht aktiven Stifte beschrieben: St. Florian, Reichersberg, Schlägl, Krems münster, Lambach, Wilhering, Schlierbach, Engelszell. In einem Anhang wird kurz auf die aufgehobenen Stifte hin gewiesen. Ein Wort nun auch zur Ausstattung, das nicht den Autor, sondern den Verlag betrifft. Man wollte offensichtlich diesen „Kulturführern" ein modernes typographisches Gewand ge ben. Es ist nach meiner Auffassung manchmal zu moderni stisch gelungen. Gerade das Thema der Kunst verlangt eine Typographie, die fernab von journalistischer Art liegt. Wenn Abbildungen z. B. abfallend gebracht werden, so muß in die ser Anordnung ein ästhetisch befriedigender Rhythmus lie gen. Auch würde sich der Leser für jedes Stift einen Grund riß wünschen. Mit dieser Einschränkung ist diese Publikation über die alten Stifte in Österreich jedoch ein wertvoller gegenwartsbezogener Beitrag zur österreichischen Kunst literatur. O. W. Alte Stifte in Österreich FloridüsRöHng ■ ' ■ ALTE STIFTE IN ÖSTERREICH Bandl Wien-Nieder-Oberösterreich I Floridus Rohrig ALTE STIFTE IN OSTERREICH-Bandll Rj'eimaRKcmJfnSaEburaTffolVorailberg^ Von Floridus Röhrig. 2 Bände, jeder Band im Format 24 X 16 cm mit 112 Seiten, davon 48 Kunstdruck tafeln, 2 Farbbilder sowie zahlreiche Zeichnungen im Text. Pro Band S 145.-. Band I umfaßt die Bundesländer Wien, Niederösterreich, Oberöster reich, Band II Kärnten, Steiermark, Salzburg, Tirol und Vorarlberg. „Diese Bände verdienen besondere Beachtung, weil sie nicht nur ein brauchbarer Kunstwegweiser durch das ,Klösterreich' sein wollen, son dern weil sie die künstlerischen Über lieferungen, die oft als zeitgemäße Fremdenverkehrsattraktionen in der Gefahr oberflächlicher Begegnungen sind, im Zusammenhang der Kloster kultur, des klösterlichen Lebens der verschiedenen Orden darzustellen be müht sind. Der Autor bietet in Rund gängen durch die einzelnen Klöster auf knappem Raum zuverlässige Füh rung und erschließt gleichzeitig deren Sonderart und Gegenwartsaufgabe." Christliche Kunstblätter, Linz Schroll-Verlag Benno Hubensteiner Die Donauklöster Wilhering und Engelszell im bayerisch-österreichischen Spätbarock Glanzlichter Fotos: M. Eiersebner Schon als wir zum ersten Mal nach Wilhering gekommen sind, und das mag jetzt an die fünfzehn Jahre her sein, hat uns das offene Tor zunächst in den Prälatengarten gelockt. Weiße Kieswege und leuchtende Blumenrabatten, seltene alte Bäume, ein paar verwitterte Gartenfiguren und ein Bieder meier-Pavillon wie aus einem Raimund-Prospekt: es war ein Stück wehmütiger Schönheit im milden, weichen Nachmittags licht. Wir ließen uns gern den großen Tulpenbaum zeigen, den ein französischer Offizier Anno 09 „zur Erinnerung" gepflanzt haben soll. Oder eine mächtige Eibe, die noch an die Anfänge des Klosters selber heranreichen könnte — an die Jahre zwischen 1140 und 1200 also. Das schönste aber blieb der Blick über die verborgen strömende Donau hin in die Mühlviertier Berge hinein. Dort also lagen die alten Fundationsgüter des Stiftes und seine ersten inkorporierten Pfarreien, und von dorther hatte das Klosterwesen durch die Jahrhunderte seine besten Kräfte gezogen. Die Gründer, die von Wilhering und Waxenberg, sind eben nicht zufällig die Herren des oberen Mühlviertels gewesen, ünd wo die Kraft der Stifterfamilie nicht hinreichte, sprang die Zisterze von Ebrach im Steigerwald dem jungen Tochterkloster bei. Erst um 1250 schieben sich dann die Schaunberger in den Vorder grund. Als Erben der Fornbacher und der Waxenberger bauen sie im toten Winkel zwischen den Machtblöcken von Osterreich, Bayern und Passau ihre eigene Landeshoheit auf. Selbstverständlich, daß sie auch für Wilhering das Hoch gericht beanspruchen; dem Kloster sich aufdrängen als die neuen Beschützer; mit ihren Schenkungen hineinwachsen in die Rolle der „zweiten Stifter". Erst 1559 ist der letzte Schaunberger zu Eferding gestorben: man sieht wieder ein mal, wie nahe der Barock den mittelalterlichen Wurzeln ge wesen ist! „Barock", später Barock, das gibt für Wilhering das entschei dende Stichwort ab! Man merkt es, wenn man auf dem wei ten Stiftshof steht, umgeben von wohlig sich dehnenden Fronten. Mag auch der Gaststock im Süden bereits josephinisch sein, der Konviktsbau im Westen eingestimmte Ergän zung, es bleibt die Raumfuge aus dem 18. Jahrhundert mit der Einturmfassade der Stiftskirche als der beherrschenden Dominante: breitschäftige Pilaster und schwere Gesimse, römisch-pathetische Heilige, befangene Mächtigkeit vor einem hohen Himmel. Der Wiederaufbau nach dem großen Brand
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