Oberösterreich, 17. Jahrgang, Heft 3/4, 1967

-f. '' £' I » 'S ^'~ ,. '"V . ;bisssss *- -.■j^y'" Gesamtanlage des Stiftes St. Florian mit Stiftskirche, Stiftsgebäude und Wirtschaftshof. — Foto: H. Wöhrl. scheint. Wollte sich hier im kleinen schon ein barockes Ge samtkunstwerk vorstellen? 1686 ließ Propst David Fuhrmann den Grundstein zur neuen Stiftskirche legen. Architekt war Carlo Antonio Carlone, ein gebürtiger Mailänder, der soeben mit den Stiftskirchen von Schlierbach und Garsten Proben seiner Meisterschaft gegeben hatte. Schon in diesen Kirchen hatte er den Stil seiner Heimat der örtlichen Tradition anzupassen versucht. In St. Florian waren ihm die Hände weitgehend gebunden. Für die Kirche war der Standort wie eh und je durch das Märtyrergrab fest gelegt, ein höchst ungünstiger Platz, den steil herabsinkende Hänge im Norden und Westen um jede Fernwirkung bringen. Carlone sicherte dem Gotteshaus dadurch die beherrschende Stellung, daß er es als monumentalen Abschluß der über langen Fassade aufragen ließ, die gewaltigen horizontalen Kräfte aufbäumend und zur Höhe reißend, um sich nicht an der Berglehne totzulaufen. Die Anlage des Klosters ent wickelte Carlone übersichtlich im Süden der Kirche um zwei Höfe, wobei der schon von Propst Leopold erbaute Trakt als Querriegel zwischen den Höfen Verwendung fand. Treppen haus, Marmorsaal und Bibliothek, die Schwerpunkte der Anlage, erhalten bereits ihre Plätze zugewiesen. Carlone hatte von Anfang den Plan des gesamten Komplexes festgelegt. Für die Stiftskirche existiert ein erster Entwurf Carlones, der mit hoher Kuppel und kräftig ausgebildetem Querschiff be trächtlich vom alten Bestand abgewichen wäre. Die tatsäch liche Ausführung hielt sich an den Grundriß der alten goti schen Stiftskirche, übernahm von ihr die Außenmauern und die basilikale Anlage. Auch der südliche Frontturm besitzt noch den gotischen Baukern. So wurde bewußt alte Tradition in die barocke Neugestaltung einbezogen. Es entspricht ja in gewissem Sinne auch der Idee des Gesamtkunstwerkes, ehr würdige Vergangenheit im Zusammenklang der Künste mit tönen zu lassen. Die Fassade der Stiftskirche wirkt schlicht (wobei auch be rücksichtigt werden muß, daß das Portal erst am Ende des 18. Jahrhunderts entstand) und flach, es gibt ja auch keinen Platz für genügend distanzierte Betrachtung. Nur die beiden hoch aufragenden Türme haben starkes Eigenleben. Feierlich und dabei doch sehr anheimelnd blicken sie mit ihren schön gerundeten Kupferhelmen über die Landschaft, ein Beispiel für die große Einfühlungsgabe des italienischen Baumeisters.

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